Anästhesist und Notarzt Dr. Wolfgang H. - stolz präsentierte der Wiener Pensionist bei allen nur denkbaren Anlässen seine Karte. Der Haken allerdings: Der 59-jährige Frühpensionist ist ein vorbestrafter Betrüger und hat niemals ein Medizinstudium absolviert. Und dennoch ordinierte er - vor allem in den Bezirken St. Pölten und Lilienfeld - jahrelang wie ein richtiger Arzt.
Patienten: "Der sticht am besten von allen"
Dass der Betrug so lange unbemerkt blieb, ist vor allem dem Mitwirken seiner Lebensgefährtin, einer Ärztin der niederösterreichischen Landessanitätsdirektion, zu verdanken. Die Frau bewarb sich um den Wochenend-Bereitschaftsdienst und wenn immer über Notruf 144 ein Akutfall einlangte, schickte die Medizinerin ihren Freund los.
Dieser agierte trotz Fehlens jeglicher Ausbildung professionell, dirigierte Sanitäter, verabreichte Infusionen, nahm Blut ab und fälschte Transportbescheinigungen ins Spital. Fallweise übernahm H. sogar Urlaubsvertretungen in Ordinationen. Wie die "Krone" aus Ärztekreisen erfuhr, waren die Patienten durchaus zufrieden mit ihrem "Herrn Doktor": "Der sticht am besten von allen", hieß es unter anderem.
Wegen Kurpfuscherei angezeigt
Gipfel der Unverfrorenheit: Der wegen Kurpfuscherei angezeigte Verdächtige - der 59-Jährige gab sich auch als Mitglied einer Rettungshundebrigade aus - ließ sich sogar als Rennarzt bei offiziellen Motorradveranstaltungen akkreditieren.
Der zuständige Posten Rabenstein, der den Fall auffliegen ließ, gibt sich zugeknöpft: "Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen. Wir dürfen keinerlei Auskunft geben", so ein Ermittler. Die Lebensgefährtin des 59-Jährigen hat inzwischen übrigens gekündigt.
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