Sechs Etappen trennen den bisher auf jeglichem Terrain souveränen Nibali noch von seinem ersten Triumph bei der Tour de France. Der Italiener geht am Dienstag mit mehr als vier Minuten Vorsprung in die erste von drei Pyrenäen-Etappen. Danach kann nur noch das Einzelzeitfahren über 54 Kilometer für Verschiebungen im Gesamtklassement der 101. Frankreich-Radrundfahrt sorgen.
Dem in den Vogesen und Alpen unantastbaren Nibali wird aber wohl nicht mehr beizukommen sein. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Titelverteidiger Chris Froome und Alberto Contador sind der Spanier Alejandro Valverde sowie überraschenderweise Romain Bardet (23 Jahre) und Thibaut Pinot (24) die schärfsten Widersacher des Sizilianers.
Eisel: "Für mich hat Nibali die Tour gewonnen"
Für Österreichs einzigen Tour-Beitrag, Bernhard Eisel, steht bereits jetzt schon fest: "Für mich hat Vincenzo Nibali die Tour gewonnen. Er hat das Rennen jederzeit im Griff. Nur ein Sturz oder anderes Unglück können ihn noch stoppen. Und die Rivalen des Italieners sehen das mittlerweile ebenso. Der Spanier Alejandro Valverde, die Franzosen Romain Bardet und Thibaut Pinot – sie alle fahren nur noch um Platz zwei."
"Nibali wird oft hören, dass er die Tour nur gewonnen hat, weil Chris Froome und Alberto Contador nach Stürzen ausgeschieden sind. Ich sehe das anders. Mit den beiden würden wir einen größeren Kampf sehen, aber Vincenzo ist tatsächlich in der Form seines Lebens.
Für den Radsport ist der Sieg von Nibali sicher ein großer Gewinn. Früher war Italien ein Schlaraffenland, doch diese Zeiten sind vorbei. Mit Lampre gibt es nur noch ein einziges großes Team aus Italien."
"Hai von Messina" könnte Rad-Boom in Italien auslösen
Der "Hai von Messina" könnte in seiner Heimat wieder einen Rad-Boom auslösen. Er wäre der erste Tour-de-France-Sieger aus Italien seit Marco Pantani 1998, so der österreichische Radprofi in seiner Analyse für die "Krone".
"Giro hin oder her. Auch für die Tifosi ist die Frankreich-Rundfahrt das Größte. Nibali hat sich oft Kritik anhören müssen, dass er noch nie die Tour gewonnen hat. Dabei hat er alles richtig gemacht. Wenn nichts schief geht, gewinnt er am Sonntag die Tour. Er wäre erst der sechste Fahrer, der den Hattrick Giro, Tour und Vuelta geschafft hat. Auch im Peloton gönnt jeder Fahrer dem Jung-Papa den Erfolg. Er ist ein ruhiger, aber auch lustiger Kerl. Während der Rennen haben wir schon oft miteinander geplaudert. Ich kenne ihn aber nur auf dem Rad", erklärt Eisel.
"Er ist kein 'Kannibale' wie Eddy Merckx"
Nibali genieße auch Ansehen, weil er vor jedem Fahrer Respekt zeige. Er sei zudem kein 'Kannibale' wie einst Eddy Merckx. Bei ihm dürften auch andere gewinnen. Geizig sei er nur bei den Gelben Trikots. Er habe in seinem Team noch keines hergeschenkt. Aber das sei okay. Denn in 50 Jahren erinnerten nur diese Leiberln an den Sieg, prophezeit Eisel.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.