An Bord erstochen?

Fast 200 Tote bei neuerlichem Lampedusa-Drama

Ausland
22.07.2014 13:26
Das Ausmaß der jüngsten Flüchtlingstragödie vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ist weit größter als bisher angenommen. 181 Menschen, darunter viele Kinder, seien beim Untergang eines Flüchtlingsbootes ums Leben gekommen, berichteten Augenzeugen am Dienstag. Zuvor war von 30 Toten die Rede gewesen. Die Opfer sollen laut Zeugen von anderen Migranten erstochen worden sein.

An Bord des von der libyschen Küste abgefahrenen Bootes waren laut den Überlebenden 759 Menschen, 568 von ihnen konnten gerettet werden. Die Flüchtlinge stammten den Angaben zufolge aus Syrien, Pakistan, Nigeria und Ghana.

Opfer offenbar erstochen
Die Augenzeugen berichteten, dass die im Lagerraum gefundenen toten Migranten nicht wie anfangs vermutet erstickt, sondern von anderen Migranten erstochen worden seien, um zu verhindern, dass sie ans völlig überfüllte Deck gelangten. Auf der Internetseite der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" war eine Videoaufnahme zu sehen, die Hunderte verzweifelt um Hilfe rufende Menschen auf dem Boot zeigt, während mehrere Migranten im Wasser um ihr Leben ringen.

Das Flüchtlingsboot mit den im Lagerraum entdeckten Leichen wurde nach Malta geschleppt, während die geretteten Insassen nach Messina auf Sizilien gebracht wurden. Zwei Flüchtlinge in kritischem Zustand wurden mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus im sizilianischen Palermo geflogen.

Fünf Schlepper festgenommen
Die italienische Polizei nahm am Dienstag fünf mutmaßliche Schlepper fest. Sie sollen das Fischerboot mit mehr als 700 Migranten gesteuert haben und wurden von den Überlebenden angezeigt. Um auf dem vollkommen überladenen Boot Raum zu schaffen, sollen sie unzählige Flüchtlinge über Bord geworfen haben.

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