Die Strafmaßnahmen würden zu einer "Verhärtung" führen, "und der derzeit nicht ungefährliche Konflikt könnte eskalieren in einer Weise, die für niemanden wünschenswert ist", warnte Leitl. Die wirtschaftlichen Folgen und Kosten der Sanktionen hätten auch in Österreich einzelne Unternehmen alleine zu tragen - "das fällt unter unternehmerisches Risiko". Daher versuche er nach wie vor, den Handelnden die Augen zu öffnen: "Wer anderen einen Schaden zufügen will - das sind Sanktionen -, der schadet sich auch selbst, der sanktioniert sich selbst."
Leitl: Auch China und USA wären "Kandidaten" für Sanktionen
Er halte Russlands Vorgehen im Ukraine-Konflikt "für absolut nicht korrekt", betonte Leitl. "Aber wenn ich eine Symbolik setze für nicht korrektes Verhalten, müsste ich dann nicht gleichartig Sanktionen gegen China setzen, die gerade jetzt die tibetanische Kultur vernichten?"
Auch die USA, "die einen Delinquenten 20 Jahre nach der Verurteilung zwei Stunden lang zu Tode quälen (gemeint ist die jüngste Exekution in Arizona, Anm.) - müsste man nicht gegen die USA Sanktionen setzen?" Wenn man dieses "an sich hehre Verhalten - wir sind für Werte, Demokratie, Freiheit" hochhalte, "dann kann ich vielleicht mit der Schweiz und noch ein paar anderen Ländern Handel treiben - alles andere müsste ich sanktionieren".
Von Bundeskanzler Werner Faymann, der an den Sanktionen mitgewirkt habe, erwarte er nun auch, "dass er Ideen einbringt", sagte Leitl. So könnte die Ukraine etwa zwischen der EU und Russland neutral sein. "Da könnte ja das österreichische Modell ein gutes Beispiel sein", meinte der WK-Präsident.
"Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok" als Wunsch
Auch "eine Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok" würde Leitl gefallen. Die Amerikaner würden im atlantischen, im pazifischen und im lateinamerikanischen Raum Freihandelszonen bilden, "und wir Europäer verschlafen Afrika, dort lassen wir die Chinesen rein, und wir verschlafen die Möglichkeit, gemeinsam eine transkontinentale Wirtschaftszone zu schaffen, die uns in der Globalisierung miteinander stärkt", kritisierte Leitl.
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