Nach Abschluss der polizeilichen Einvernahmen ist der mutmaßliche "Saliera"-Dieb Robert Mang (50) ins Wiener Landesgerichtliche Gefangenenhaus überstellt worden. Die Staatsanwaltschaft brachte ihre Anträge auf Einleitung der gerichtlichen Voruntersuchung wegen schweren Einbruchsdiebstahls und versuchter schwerer Erpressung ein.
Sieben bis acht Jahre Haft
Im Unterschied zu den ermittelnden Beamten, die den Verdächtigen als "keinen klassischen Einbrecher" beschrieben und betont hatten, dieser wäre zum Tatzeitpunkt "nicht ganz nüchtern" gewesen, ist man bei der Anklagebehörde überzeugt, dass Robert Mang den spektakulären Coup nicht von heute auf morgen durchgezogen hat. "Der Entschluss kann spontan gewesen sein. Aber ein Tatplan muss seit längerem existiert haben", meinte Pressesprecher Ernst Kloyber. Und fügt hinzu: "Wir werden sieben bis acht Jahre Haft beantragen!"
Anwalt will Antrag auf Enthaftung stellen
Gerald Albrecht, der Rechtsbeistand des mutmaßlichen "Saliera"- Diebes, kündigte am Montagnachmittag einen Enthaftungsantrag an, weil es nicht notwendig sei, den geständigen Robert Mang weiter im Gefängnis zu behalten. "Es gibt nichts mehr aufzuklären", sagte der Anwalt. Die Haftgründe Tatbegehungs- bzw. Wiederholungsgefahr wären auszuschließen, "weil er die 'Saliera' sicher nicht noch einmal stehlen wird."
Radio-Interview im Jahr 2004
Robert Mang hat im Juli 2004 freizügig ein Interview im Wiener Stadtradio "Radio Orange" gegeben und dabei Details seines Coups ausgeplaudert. Darin bezeichnete er die Sicherheitsvorkehrungen des Kunsthistorischen Museums als "sehr, sehr schlecht". Die Aktion selbst nannte er "dumm", aber nicht von ihm, "sondern von den Verantwortlichen".
Filmreife Geschichte
Mang versucht unterdessen außerdem, Profit aus seinem filmreifen Millionen-Coup zu schlagen: Der Kunsträuber beabsichtigt ein Buch über den genauen Tathergang zu schreiben (siehe Infobox).
"Saliera" wird nicht mehr so wie vorher
Was die Schäden an der "Saliera betrifft: Für den Laien erkennbar sind lediglich einige Schürfspuren an der Schulter der weiblichen Figur, jedoch sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. KHM-Restauratorin Hanzer: "Wir werden sie oberflächlich wieder hinkriegen. Aber so wie vorher wird sie nicht mehr."
So sei es durch mechanische Einwirkung beim Diebstahl sowie durch streifende Glasscherben der zerbrochenen Vitrine zu den Kratzspuren gekommen. Jene Email-Splitter, die der Dieb der Polizei hatte zukommen lassen, stammen von der dunkelblauen Emailschicht, die sich unterhalb der Figuren befindet. Extreme Bedingungen wie starke Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit wirken sich ungünstig auf Email aus und verursachen Mikrorisse, wie Restauratorin Hanzer erläuterte. Derartige Haarrisse werden zwar befürchtet, sind aber durch den derzeitigen Untersuchungsstand noch nicht belegt.
Sorgfältig verpackt
Allerdings habe der Täter die "Saliera" "sorgfältig verpackt", so Hanzer. Er habe wohl gewusst, "was er da geklaut hat". Dies meinte auch Sabine Haag, stellvertretende Direktorin der Kunstkammer: "Das kann keine 'besoffene Geschichte' gewesen sein", so Haag. "Das Objekt war in zwei Leintücher gehüllt, in denen man auch Emailpartikel gefunden hat. Die Tücher waren sorgfältig um die 'Saliera' drapiert". Um die beiden Tücher befanden sich weiters zwei schwarze Müllsäcke. Haag: "Die Kiste war außerdem mit Silikon versiegelt."
Kripochef contra Seipel
Dicke Luft herrscht in der „Saliera“-Affäre zwischen der Kriminalpolizei und dem Direktor des Kunsthistorischen Museums, Seipel. Dieser hatte der Polizei in der "ZiB2" vorgeworfen, die Angelegenheit zu verharmlosen. Ernst Geiger, Chef der kriminalpolizeilichen Abteilung, verteidigte in der "ZiB3" postwendend die Art und Weise, wie die Polizei den Diebstahl der Öffentlichkeit präsentiert hat.
"Der Tathergang wurde weder verharmlosend noch übertrieben dargestellt und auch aus der Sicht des Täters geschildert", erklärte Geiger. Es habe sich um keinen Spaziergang und keine "besoffene Geschichte", sondern um einen hochprofessionellen Einbruchsdiebstahl gehandelt. Geiger wies auch die Behauptung zurück, es sei ein "Deal" mit dem Täter abgeschlossen worden. Man habe ihn mit dem Hinweis auf die Möglichkeit einer Schadenswiedergutmachung überzeugen können, die „Saliera“, ein "unersetzbares Kulturgut", herauszugeben.
Seipel hatte in dem Interview versucht, die Verantwortung vor allem beim Täter zu suchen. "Dass es ein Spaziergang war, ist Unsinn", betonte er. Zwar sei sicherlich das Gerüst der Schwachpunkt gewesen, räumte Seipel ein. Doch habe die Polizeieinheit WEGA für das Nachstellen der Tat eineinhalb Stunden gebraucht. Dass die Darstellung der Sicht des mutmaßlichen Täters jedoch die erste Pressekonferenz dominiert habe, habe zu fatalen Medienkommentaren geführt, die von einer falschen Sachlage ausgingen, betonte Seipel.
Geiger wiederum bestritt, dass die WEGA eineinhalb Stunden für das Nachstellen der Tat benötigt habe. Die Beamten hätten vielmehr für die Rekonstruktion länger gebraucht als der Einbruch gedauert habe, zumal der Täter ein Sicherheitsexperte gewesen sei.
Bilder vom mutmaßlichen Dieb, dem Versteck und der Übergabe der Saliera findest du rechts in den Infoboxen!
Alle Bilder (c) Andi Schiel
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