"Krone"-Interview

Andreas Gabalier: “Lasse mich nicht braun anmalen”

Musik
09.08.2014 17:00
Volks-Rock-'n'-Roller Andreas Gabalier kam zuletzt nicht nur durch seine erfolgreichen Songs in die Schlagzeilen. Vor seinen beiden Mega-Open-Air-Konzerten in Wien und am Schwarzl See traf die "Krone" den Superstar zum Talk, um mit ihm über die österreichische Bundeshymne, seine kommende Fernsehsendung und das nächste Album zu sprechen.
(Bild: kmm)

"Krone": Andreas, du warst Gast am ersten Tag des Seerock-Festivals am Schwarzl See bei Graz. Was hat dir dort speziell gefallen?
Andreas Gabalier: Mir taugt das Flair. Ich bin ja auch mit in Graz aufgewachsen, war in den Sommerferien oft hier baden und das hat einfach was. Ich schaue mir hier ohnehin viele Konzerte an, weil sie quasi vor der Haustür liegen.

"Krone": Viele der Stars hier wie Status Quo, die Scorpions oder The BossHoss triffst du Anfang September auch in deiner neuen Fernsehshow wieder. Was dürfen wir uns davon erwarten?
Gabalier: Es wird ein paar Duette geben, und die Gäste werden auch Solonummern spielen. Es werden zudem Geschichten in Form von kleinen Roadmovies erzählt. Es geht um meine Reise. Was hat mich geprägt, wo bin ich groß geworden, was ist Volks-Rock-'n'-Roll und wo geht die Reise hin? Vom Zirbitzkogel über Graz bis nach Memphis. Zum Beispiel haben wir dort Jerry Lee Lewis getroffen, der seit Jahren sein erstes Interview gab. Das sind schon tolle Erlebnisse. Bei jemandem wie ihm im Wohnzimmer zu sitzen.

"Krone": Nach welchen Kriterien hast du die Künstler für die Show gewählt?
Gabalier: Das ergab sich aus der alten Schallplattensammlung meines Vaters. Da waren die alle vorhanden. Musik hatte bei uns zu Hause einen ziemlich großen Stellenwert. Sie hatte eine Wertigkeit, wie sie heute nicht mehr funktioniert. Ich bin ja selber so, dass ich mir mittlerweile die Songs auf iTunes kaufe und mir sie aufs Handy spiele. Mein Vater war aber noch auf Plattenbörsen und hat immer ein paar Highlights mit nach Hause genommen. Die musstest du mit weißen Handschuhen angreifen, damit keine Fetttapser von den Fingern oben waren. (lacht) Die JVC-Anlage war das Hochzeitsgeschenk der Gäste meiner Eltern und stand bei uns in einem alten Bauernkasten – das war schon ein Heiligtum.

"Krone": Haben alle Künstler, die du wolltest, sofort zugesagt?
Gabalier: Bei internationalen Stars ist es schwierig, aber es gab schon viele Favoriten, die zusagten. Die Verhandlungen dauern oft ewig. Wir mussten auch die Rechte abklären, weil eine Best-of-CD der Show herauskommt. Das ging von superkompliziert bis extrem leicht. Aber es gilt die Faustregel: je größer, desto einfacher. Teils haben wir die Gäste natürlich auch über Beziehungen oder die Plattenfirma gewinnen können. Es ist ein Pilotprojekt, um einen neuen Fernsehschritt zu machen. Es gibt ja fast nur Volksmusik- und Schlagersendungen – und beides sind wir nicht. Die Sendung ist eine einmalige Sache, und vielleicht gibt es bei Erfolg in zwei Jahren eine Fortsetzung.

"Krone": Eine Fernsehshow ist für dich neues Gebiet. Wie unterscheidet sich das zur Musik, die du machst?
Gabalier: Ich spiele einfach mit den Idolen, die mich schon seit Jahren begleiten und von denen ich in der Pubertät schon die Gitarrenbücher gekauft habe. Ich habe die Lieder mit den Nachbarsbuben im Keller nachgespielt. Meine Musik entstand ja eher durch Zufall und rutschte plötzlich durch die Lederhosen und dem ganzen Drumherum in die Volksmusik ab. Irgendwann brauchte es eine eigene Schublade, weil es halt doch nicht ganz reingepasst hat. Austropop und Schlager ist es ja auch nicht.

"Krone": Das letzte Album "Home Sweet Home" hast du in den USA produziert und dich stilistisch außerdem stark dem Rock 'n' Roll zugewandt.
Gabalier: Das freut mich sehr, denn diese Wandlung wurde anfangs von vielen sehr kritisch betrachtet. Es gibt oft ach so kluge Zeitungsredakteure, die lieber ihre eigene Meinung abdrucken, als objektiv zu berichten, aber da muss man durch. Auch in der Plattenfirma haben es viele als gewagten Schritt gesehen. Mittlerweile ist "Home Sweet Home" mein meistverkauftes Album.

"Krone": Wirst du diese rockige Richtung beibehalten?
Gabalier: Weiß ich nicht. Es hat sich bei mir mit jeder CD etwas verändert, ich durchlaufe ja eine stete Entwicklung. Mir taugt das Reisen. Wir werden wieder andere Städte sehen, andere Studios und so weiter. Mit der Band der Sendung "Sing meinen Song" werden wir sicher auch drei bis vier Nummern aufnehmen. Mit Xavier Naidoo ist eine sehr liebe Freundschaft entstanden.

"Krone": Dein "Sing meinen Song"-Partner Gregor Meyle spielt bei deinem großen Wien-Open-Air auch im Vorprogramm.
Gabalier: Wir haben uns darauf geeinigt, dass er nicht im Vorprogramm spielt, sondern ich ihn in meiner Show für zwei bis drei Nummern auf die Bühne hole. So habe ich es auch mit Sarah Connor und dem Sasha in Berlin gemacht. Es sind im Vorprogramm die 13pluXX aus der PULS4-Sendung dabei.

"Krone": Womit werden wir bei deinen beiden großen Open-Air-Shows in Wien und Graz rechnen können?
Gabalier: Ich bin im Prinzip der größte Gegner von den abartigsten Superlativen wie "Mega Open Air". (lacht) Es wird vielleicht den einen oder anderen Gast geben und am Ende wohl ein großes Feuerwerk. Die Heimspiele sind's halt einfach. Konzerte in der Heimat sind von der Stimmung immer einzigartig, und ich plane stets, dass Wien und Graz zum Schluss drankommen.

"Krone": Merkst du denn Unterschiede zwischen deinen Konzerten in Österreich und Deutschland?
Gabalier: Mittlerweile gar nicht mehr so. Ich habe unlängst vor 20.000 Leuten in Berlin und vor 27.000 Menschen in München gespielt – das werden wir in Wien und Graz vielleicht gar nicht zusammenbringen. In Österreich bin ich groß geworden und man kennt mich vom Zeltfest, vom Almabtrieb auf der Teichalm und von der Shoppingcity – das ist wohl auch etwas, das den Unterschied ausmacht. Ich kann mich aber nicht beklagen, dass es überall anders geht und nur zu Hause nicht. Das weiß ich sehr zu schätzen, denn vielen anderen geht es nicht so gut.

"Krone": Welche Ziele gibt es noch? Englischsprachiger Raum?
Gabalier: Irgendwann möchte ich gerne ein Stadion füllen. Ob das im englischsprachigen Raum greift, weiß ich nicht. Dort gibt es ein Überangebot. Ich habe auch mit Sasha und Sarah Connor gesprochen – die meinten, dass du dort immer der Außenseiter bist und selbst mit einem Megahit Riesenprobleme hast, Fuß zu fassen.

"Krone": Gäbe es eine internationale Band, bei der du dich selbst im Vorprogramm sehen würdest?
Gabalier: Das weiß ich nicht, ich bin derzeit sicher auch sehr verwöhnt durch den Erfolg. Ich bin aber froh, dass ich mich nie so recht ausruhe. Ich hatte jetzt drei Wochen Urlaub, mein einziger in diesem Jahr. In der Zeit waren wir in der Schweiz Video drehen, dann in Frankreich und dann kam mein Produzent für sieben Tage zu mir. Auf die drei Wochen habe ich mich das ganze Jahr gefreut, aber es hat einfach nicht funktioniert, dass ich mal runterkam. Solche Möglichkeiten wie die Fernsehshow musst du dann aber nutzen, da verzichtest du gerne auf die Freizeit. Das wird ein Meilenstein wie meine erste DVD, die wir 2012 in der Wiener Stadthalle aufgenommen haben.

"Krone": Einen Jury-Sitz neben Dieter Bohlen bei "DSDS" hast du zum Beispiel abgesagt.
Gabalier: Hauptsächlich war das aus zeitlichen Gründen, weil ich bis Mitte November ziemlich ausgebucht bin und über den Winter ein Album mache. Das fünfte Studiowerk muss nächstes Jahr im Mai fertig sein. Wenn ich das auch noch gemacht hätte, wäre das schon sehr viel gewesen, und da musste ich einfach einmal zurückstecken. Außerdem denke ich, dass ich da gar nicht reinpasse.

"Krone": Hast du bereits begonnen, an deinem neuen Album zu arbeiten?
Gabalier: Ich habe etwa 20 Ideen auf mein Smartphone raufgespielt.

"Krone": Einfacher wird es durch deine momentane Erfolgssituation jedenfalls nicht mehr.
Gabalier: 

"Krone": Zudem hattest du in den letzten Wochen sehr viel Stress mit der Geschichte rund um die österreichische Bundeshymne. Hast du damit gerechnet, dass diese Sache schlussendlich für so viel Aufruhr sorgt?
Gabalier: Nein, überhaupt nicht. Ich stehe aber nach wie vor dazu, denn dazu habe ich meine Meinung. Ganz arg finde ich, dass ich am Ende von diversen ganz arg linksradikalen Redakteuren braun angemalen wurde, das sehe ich nicht ein, denn das bin ich in 1.000 Jahren nicht. Damit habe ich nichts zu tun. Ich finde es einfach schade, dass gewissen Redakteuren die Möglichkeit gegeben wird, ihre persönliche Meinung abzudrucken und nicht etwas objektiver zu berichten. In einer Demokratie kann man seine Meinung dennoch sagen, und die Hymne hat 70 Jahre lang gepasst – jetzt plötzlich gar nicht mehr. Man ist sofort frauenfeindlich und was weiß ich. Mir als Musiker ging es schlussendlich auch um ein Urheberrecht – es wurde mal so geschrieben und man muss es nicht abändern. Wie ich auch in meinem offenen Brief schrieb. Wir taufen ja den Stephansdom auch nicht um.

"Krone": Der Brief ist ein gutes Stichwort. So ganz auslassen konntest du das Thema auch nach Wochen nicht.
Gabalier: Du kriegst einfach von allen Seiten so viel Beton, dass du dich mal wehren musst. Ich habe gesagt, ich werde das in den Medien nicht mehr bei Pressekonferenzen oder Interviews betonen. Aber irgendwann muss man noch einmal was klarstellen – das habe ich mit dem Brief gemacht. Was jetzt an Reaktionen von Menschen oder Zeitungen, die mich nicht mögen, kommt, damit muss ich leben. Das ist nun einmal so. Das ist part of the game. Du bringst meine Oma auch nicht aufs Seerock, weil es für sie Satansmusik ist. Wenn du in einem so großen Ausmaß Erfolg hast, funktioniert das nur, wenn du polarisierst. Nur braun anmalen müssen sie mich wirklich nicht, denn das muss ich nicht akzeptieren.

"Krone": Wie weit ist es deiner Meinung nach gut und klug, dass ein Künstler sich so stark in politischen Themenbereichen bewegt?
Gabalier: Ich denke, dass das für nichts ist, und in meinem Fall war es auch nicht die Absicht, in die Politik vorzustoßen. Egal was du sagst, wenn du in der Öffentlichkeit stehst, wird das immer eine Partei für sich zu nutzen versuchen. Das ist aber nicht gut, denn die Fans sind unterschiedlichster politischer Einstellungen. Mit dem Affentheater will ich auch gar nichts zu tun haben, dafür gibt es die Politiker und nicht mich. In einem ganzen Raum kommt man niemals auf einen grünen Zweig. Der eine fährt lieber den starken Mercedes mit viel Benzin, der andere will Elektroauto fahren.

"Krone": Hast du Angst, dass diese Geschichte deinem Image nachhaltig schadet?
Gabalier: Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Die Leute haben sich auf sämtlichen Internetportalen zu Zigtausenden kundgetan – ich finde, dort sieht man die wirkliche Meinung, was sich die Menschen denken. Ein Zeitungsartikel ist schnell einmal verfasst, und viele glauben immer alles, was da drinsteht, aber die Masse macht sich schon ihren eigenen Kopf. Das Ganze ist auch nicht so schlimm.

"Krone": Ist die Geschichte für dich endgültig abgehakt?
Gabalier: Vollkommen.

"Krone": Du wolltest die Version der alten Hymne auch in die Charts bringen. Das klingt nicht ganz nach "Thema erledigt".
Gabalier: (lacht) Auch da haben wir dann gesagt, dass wir es sein lassen, weil eh schon genug passiert ist. Ich denke, das Land und die Politik haben andere Sorgen als sich um so einen Blödsinn zu kümmern. Man darf aber wohl noch seine Meinung sagen, und die war anscheinend auch zu 80 bis 90 Prozent im Interesse der Masse. Zumindest auf den unterschiedlichsten Portalen, wo abgestimmt werden konnte, oder in den Zeitungen, die zu diesem Thema nicht nur für mich geschrieben haben. Selbst dort schrieben die Menschen in den Internetumfragen: "Eigentlich geht mir seine Musik am Arsch vorbei und ich brauche ihn nicht, aber bei dem Thema hat er meine Unterstützung." Man wird niemals alle für jedes Thema begeistern. Ich war auch in der Diskussion mit der Frau Rauch-Kallat höflich und freundlich, weil ich gewisse Dinge schätze, die sie gemacht hat. Mit einem Punkt konnte ich nichts anfangen, und das habe ich kundgetan. Ich habe es ja nicht mal gesagt, sondern gesungen. Ich wurde auch gebeten, die Hymne so zu singen, und das war für mich eine klare Sache. Nachdem der offene Brief von den Grünen kam, zudem mit einem juristischen Druck im Hintergrund, habe ich die Stellungnahme bei der "ZiB" abgegeben. Darüber, wie das schlussendlich ausgeartet ist, sollten sich aber die Politiker Gedanken machen.

"Krone": Das liegt sicherlich daran, dass du so stark im Rampenlicht stehst.
Gabalier: Ja, aber das ist ein Thema, das hätte man vielleicht nicht so erzwingen müssen, weil es die Masse gar nicht so gewollt hätte. Vielleicht sollte so mancher die Größe haben und sich einen Fehler eingestehen oder nicht alles so verbissen verfolgen.

"Krone": Auf der anderen Seite könnte man dich aber auch fragen, warum du die Hymne so singst. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Gabalier: Das ist richtig. Deshalb sage ich ja auch, dass man damit niemals fertig wird und ich mich jetzt aus dieser Geschichte raushalte.

Garantiert ohne Hymne wird der populäre Volks-Rock-'n'-Roller am 15. August in der Wiener Krieau und am 16. August am Schwarzl See bei Graz auftreten. Beim Mega-Open-Air wird es neben all den großen Hits auch so manche Überraschung geben. Karten für die Top-Konzerte erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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