Besson dürfte der Hoffnung erlegen sein, dass auch sein Publikum nicht mehr als zehn Prozent seiner Gehirnkapazitäten zu nutzen pflegt. Anders ist es kaum zu erklären, dass seine Superheldinnen-Geschichte sich so wenig um Logik schert und der pseudophilosophische Unterbau einem schlicht die Nackenhaare aufstellt. Und dennoch weiß der französische Regisseur ("Nikita", "Das fünfte Element"), wie er starke Frauen inszeniert - und die Besetzung der titelgebenden Lucy mit Scarlett Johansson ist ein absoluter Glücksgriff.
Scarlett Johansson brilliert als Heldin
Die 29-jährige Powerfrau aus Hollywood brilliert mit Charme und Charisma: Zu Beginn tut sie als Lucy einem Bekannten einen Gefallen und landet in den Händen einer koreanischen Gangsterbande, die sie als Drogenkurierin missbrauchen will. Doch das Plastikpäckchen mit dem blauen Pulver, das ihr implantiert wurde, platzt in ihrem Körper - und das verängstigte Mädchen verwandelt sich in eine Intelligenzbestie, macht die synthetische Droge im Blut doch das eigene Gehirnpotenzial zur Gänze nutzbar.
Lucy wird zur Superheldin, die Dinge nur mit Gedankenkraft bewegen, Gespräche weit entfernter Menschen hören, Zeit und Raum beeinflussen und Verfolger blitzschnell außer Gefecht setzen kann. Doch je intelligenter und unbesiegbarer Lucy wird, desto weniger Interesse hat sie auch, sich der Rachelogik der Geschichte unterzuordnen oder sich dem Publikum erklären zu müssen. Selbst der Top-Hirnforscher (Morgan Freeman), den sie kontaktiert, kann da nur noch erstaunt zugucken.
Das sagt "Krone"-Kino-Expertin Christina Krisch zum Film:
Für radikal entfesselte Filmheroinen und verführerische Amazonen hat Luc Besson ein Händchen. Da ist er ganz in seinem Element! Mit "Lucy" lässt er eine moralbefreite Killermaschine von der Leine, die alles niederwalzt – eine Sexbombe mit Grips zudem, deren Synapsen förmlich durchschmoren –, packt die keinen Moment glaubhafte Story in glatte Videoästhetik und verbrämt das Ganze mit pseudophilosophischen Kommentaren und kruder Brachialesoterik.
Ein ekstatisch zusammenfabulierter Fiebertraum, völlig gaga, und doch furios inszeniert. Kurz, eine Story zum Vergessen, aber Bilder, die bleiben. Morgan Freeman als Hirnforscher sorgt für zarte Erdung.
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