Stammzellen sind in der Medizin von immensem Interesse, bekämpfen sie doch Leukämie, können Tumore schrumpfen sowie geschädigtes Gewebe, Knorpel und Knochen reparieren. Theoretisch könnten aus ihnen ganze Organe gezüchtet werden. Bisher sind aber spezielle Gene oder Proteine für die Rückprogrammierung nötig - das ist teuer und aufwendig.
Kein Wunder, dass die Hoffnung groß war, als ein Team um Haruko Obokata vom Riken-Zentrum für Entwicklungsbiologie im japanischen Kobe ihren angeblichen Durchbruch vorstellte: Die Forscher behaupteten in der renommierten Zeitschrift "Nature", sie hätten Körperzellen neugeborener Mäuse mit einer Lösung aus schwacher Zitronensäure in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt. Diese sogenannten STAP-Zellen könnten sich dann in fast jeden Zelltyp verwandeln.
Heftige Kritik von Kollegen
So groß die anfängliche Begeisterung war, so schnell kam allerdings auch heftige Kritik von anderen Wissenschaftlern. Ob Schlamperei oder vorsätzliche Täuschung: Das Verfahren sei nicht rekonstruierbar, es würden sich Methodenfehler ebenso finden wie doppelt verwendete und zusammengeschnittene Bilder.
Im Juli zog "Nature" die Konsequenzen und den Artikel zurück, nachdem ein Test bewiesen hatte, dass fehlerhafte Daten in die Studie eingeflossen waren. Während sich Forscherin Obokata noch im April gegen Manipulationsvorwürfe wehrte, Fehler aber zugab, hatte auch das Riken-Zentrum bereits eine Untersuchung gestartet. Die Aufnahmen würden jenen aus der Doktorarbeit Obokatas aus dem Jahr 2011 ähneln, so der Vorwurf, die Tests werde man daher nachstellen.
Nun hat auch das Institut die Studie offiziell zurückgezogen. Schon zuvor hatten die Verantwortlichen versprochen, wissenschaftliche Arbeiten künftig noch kritischer zu beäugen - genau wie "Nature", auch wenn man die Studie ohnehin vor der Veröffentlichung von Gutachtern habe prüfen lassen. Wie es mit der wissenschaftlichen Karriere von Haruko Obokata und ihren Kollegen weitergeht, ist unklar - das Riken-Zentrum hatte bereits angekündigt, einzelne Mitarbeiter zu entlassen.
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