Nach Tod in Brunnen

“Mit einem Schlag alles weg, was du geliebt hast”

Österreich
01.09.2014 16:23
Drei Menschen sind tot, mit einem Schlag hat eine Ehefrau und Mutter alles verloren, wofür sie gelebt hat. Eine "unbeschreibliche Verkettung unglücklicher Umstände" nennen es die wenigen Menschen, die an diesem kalten, verregneten Montagmorgen überhaupt die Kraft haben, darüber zu sprechen. In der 800-Seelen-Gemeinde Schönbach im niederösterreichischen Bezirk Zwettl scheint am Sonntag die Zeit stehen geblieben zu sein, als drei Menschen auf tragische Weise ums Leben kamen.

"Mit einem Schlag ist alles weg, was du geliebt hast", sagt Ewald Fröschl, Bürgermeister der Gemeinde Schönbach, gedankenverloren. "Man kann es nicht in Worte fassen." Auch beim "Krone"-Lokalaugenschein in der Gemeinde wird am Montag kaum gesprochen, der Schock sitzt viel zu tief. Nur wenige Stunden ist es her, dass Angela H. (59) drei ihrer Lieben verlor - ihren 54 Jahre alten Ehemann Josef, ihre 26-jährige schwangere Tochter Barbara sowie ihren Schwiegersohn Günther (33).

"Das kann kein Mensch ertragen"
Doch eines ist klar: Die Gemeinde lässt Angela H. und die übrigen Familienmitglieder nicht im Stich, will der 59-Jährigen mit aller Kraft beistehen und sie unterstützen. So soll ein Zivildiener der Frau am Hof unter die Arme greifen, da die ältere Tochter Katharina nicht in Schönbach lebt und der Großvater bereits 87 Jahre alt ist. "Der Franz ist zwar rüstig, aber dieses Schicksal ist nur schwer zu verkraften", sagt ein Stammtischbesucher in der "Taverne".

Das Ehepaar starb auf tragische Weise. (Bild: Privat)
Das Ehepaar starb auf tragische Weise.

"Wir wollen so gut wie möglich helfen. Und das werden wir auch tun", so Bürgermeister Fröschl. Auch die im Juli 2010 gegründete "Initiative Schönbach" für in Not geratene Gemeindebürger werde den Hinterbliebenen Hilfe leisten. Nicht zuletzt haben der Verein und die Gemeinde bereits ein Spendenkonto (AT18 3299 0000 0300 3555) eingerichtet.

Der Platz des 87-jährigen Franz H. neben seinem gleichaltrigen ehemaligen Schulfreund Johann Krammer bleibt in der "Taverne" am Montag jedenfalls leer. "Verständlich, er muss drei Särgen nachgehen. Das kann kein Mensch ertragen."

Ehefrau "hatte böse Vorahnung"
Das entsetzliche Drama hatte am frühen Sonntagabend seinen Lauf genommen. Josef H. wollte seine Familie überraschen und für das Abendessen frische Steinpilze sammeln. Niemand konnte erahnen, dass dieses Vorhaben in einer Tragödie enden könnte - bis Angela "eine böse Vorahnung hatte", als der 54-Jährige auch nach Stunden nicht vom Schwammerlsuchen zum Bauernhof zurückkehrte.

Die zweifache Mutter marschierte über den schlammigen Weg in Richtung Wald zum neu ausgehobenen Brunnen ihres Mannes, den er mit Leidenschaft inspizierte. Das Körberl mit den Steinpilzen stand dort, der leblose Körper ihres Mannes lag im rund zehn Meter tiefen Schacht. Die verzweifelte Frau lief zum Hof, um den Notruf zu wählen - nicht wissend, dass Tochter Barbara (26) und Schwiegersohn Günther (33) dem Papa kurz darauf selbst zu Hilfe eilten und über die Eisenleiter in den beklemmenden Schacht ohne Sauerstoff kletterten.

Für die beiden Männer sowie die schwangere Frau kam jede Hilfe zu spät. Die 26-Jährige habe zunächst zwar noch wiederbelebt werden können, sie starb jedoch noch auf dem Weg ins Spital, erklärte Philipp Gutlederer von "Notruf NÖ".

Bergung unter Atemschutz
Die Opfer dürften an einer CO-Vergiftung gestorben sein, wie es seitens der Einsatzkräfte heißt. Helfer der Freiwilligen Feuerwehren Schönbach und Bad Traunstein hätten eine "sehr hohe CO-Konzentration festgestellt", berichtete Feurerwehrsprecher Franz Resperger. Es dürften sich Gärgase gebildet haben, weil nach Feuerwehrangaben möglicherweise Gras oder Grünschnitt in dem Schacht waren. Die Feuerwehrleute mussten sich unter schwerem Atemschutz abseilen, um die Opfer zu bergen.

Die Leichen sollen am Dienstagabend obduziert werden, ein Ergebnis wird für Mittwoch erwartet.

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