Die Gorham-Höhle (kleines Bild) an der Südspitze der iberischen Halbinsel mit Blick aufs Meer ist seit Langem als ehemalige Behausung von Neandertalern bekannt. Das internationale Forscherteam entdeckte die Gravuren auf einer etwa einen Quadratmeter großen, natürlichen Plattform, die rund 40 Zentimeter über dem Niveau des damaligen Höhlenbodens lag.
Die unterste Deckschicht über der Gravur datierten sie mithilfe geochemischer Analysen auf ein Alter von 39.000 Jahren. Die Symbole selbst müssen also älter sein. Zu der Zeit sei der moderne Mensch noch nicht in dieser Gegend angekommen, schreiben die Experten in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS). Die in der Deckschicht gefundenen Werkzeuge werden der sogenannten Mousterien-Kultur und damit dem Neandertaler zugeordnet.
Keine Gebrauchsspuren, sondern dekorative Muster
Das Forscherteam unternahm eigene Versuche mit Kalkstein, wie er am Boden der Höhle vorliegt. So zerschnitten sie darauf mit spitzen oder klingenförmigen Steinen die Haut eines Schweins. Doch die dabei entstandenen Rillen unterschieden sich nach Angaben des Teams sehr deutlich von den gefundenen Felsgravuren. Diese stellen somit keine Gebrauchsspuren dar, sondern dekorative Muster.
Um die tiefsten Rillen zu erzeugen, brauchten die Wissenschaftler mindestens 54 Schläge. Für die acht größeren und fünf kleineren Rillen der Felszeichnung kalkulieren sie insgesamt zwischen 188 und 317 Schläge. "Wir folgern, dass diese Gravuren ein absichtliches Muster darstellen, erdacht, um von seinem Neandertaler-Schöpfer gesehen zu werden und - unter Berücksichtigung seiner Größe und Lage - auch von den anderen in der Höhle", schreibt das Team.
Mineralische Härtung hat Gravuren gut konserviert
Der gravierte Kalkstein war überdeckt von Schichten aus Sand, Ton und anderen Gesteinen. Den Erkenntnissen der Forscher zufolge wanderten Phosphor- und Manganionen aus der Deckschicht in die oberste Schicht des Kalksteins. Aus dem tieferen Kalkstein selbst gelangten Magnesium und Kalzium an die Oberfläche. Diese mineralische Härtung des Kalksteins habe die Felsgravuren besonders gut konserviert, erklärten die Forscher.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.