Moskau-Muskelspiel?

Russen liefern Österreich 15 Prozent weniger Gas

Wirtschaft
12.09.2014 07:54
Mehrere EU-Staaten - darunter auch Österreich - bekommen derzeit laut eigenen Angaben weniger russisches Gas als vertraglich vereinbart. Die heimische Energieregulierungsbehörde E-Control sprach am Donnerstagabend von einem Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hintergrund dürfte die Ukraine-Krise sein, der russische Gazprom-Konzern dementiert allerdings, dass überhaupt weniger Gas geliefert wird.

Die Meldungen über Lieferrückgänge trafen just vor dem Inkrafttreten der neuen EU-Sanktionen gegen Moskau wegen des Konflikts in der Ostukraine ein. Die Strafaktion trifft vor allem Energiekonzerne wie Rosneft und Gazprom, deren Zugang zu Krediten auf den Finanzmärkten erschwert wird. Moskau sprach in den vergangenen Tagen von einer "unfreundlichen Aktion" und drohte mit "angemessenen Reaktionen".

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E-Control: "Speicher in Russland werden derzeit gefüllt"
In Österreich wurde zunächst versucht, den Engpass mit technischen Überlegungen zu erklären. "Ein Ansatz ist, dass Speicher in Russland gefüllt werden und auch deshalb weniger Gas für den Transit, den Import für Europa zur Verfügung stehen", sagte Bernhard Painz, der Leiter der Gasabteilung der E-Control, gegenüber der "Zeit im Bild".

OMV-Sprecher Robert Lechner sagte am Freitag im Ö1-"Morgenjournal", sein Unternehmen sei "guter Hoffnung, dass auf der Leiter der Vernunft noch einige Sprossen offen sind" - ein Zeichen dafür, dass die OMV von einem politischen Hintergrund der Drosselung ausgeht. Er hoffe, dass in den kommenden Wochen ein Kompromiss gefunden werde, so Lechner.

Österreich könnte ein Jahr ohne russisches Gas überstehen
Lechner bestätigte, dass die Lieferungen auch am Freitag um etwa zehn bis 15 Prozent unter dem vereinbarten Umfang blieben. Sorgen müssten sich österreichischen Gaskonsumenten jedoch nicht machen, so der OMV-Sprecher: "Wir haben ein Speicherniveau von 90 Prozent", je nach Witterung könne sich unser Land bis zu ein Jahr lang selbst mit Gas versorgen.

Am Vortag hatte bereits Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner beruhigt: Österreich sei "auf der sicheren Seite", die Gasspeicher seien "so gut wie voll".

Export nach Polen um fast die Hälfte heruntergefahren
Bei unseren Nachbarn in der Slowakei sind am Donnerstag zehn Prozent weniger russisches Gas als üblich angekommen. Der polnische Energiekonzern PGNiG meldete, dass die Gaszufuhr gar um 45 Prozent unter der mit Gazprom vereinbarten Menge lag. Betroffen seien alle drei Gasleitungen, durch die russisches Gas über Weißrussland und die Ukraine nach Polen fließe.

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