Eigentlich sieht er aus wie einer jener Kobolde, mit denen die Eltern früher Kinder erschreckten, die nicht schlafen wollten. Doch Keith Richards, legendärer Gitarrist der Rolling Stones, hat für sich selbst eine wesentlich sympathischere Rolle entdeckt, nämlich die des Märchenonkels. Das heißt: Genau genommen ist es eine wahre Geschichte, die der Fünffach-Opa in seinem soeben erschienenen Buch "Gus & Me" erzählt. Sie handelt von einem kleinen Buben namens Keith, der von seinem Großvater Theodore Augustus Dupree, genannt Gus, eine Gitarre erhält und so zum Musiker wird.
Illustriert wurde das Buch von der 29-jährigen Tochter des Autors, die eigentlich als Model arbeitet – und nach ihrem Ururopa Theodora Dupree heißt. Klingt ein bisschen nach angewandter Familientherapie, doch mit seiner Hinwendung zur Jugendliteratur befindet sich der Altrocker in bester Gesellschaft.
Unzählige Stars verfassen Kinderbücher
Das Verfassen von Vorlese-Stoff gehört nämlich zu den beliebten Nebenbeschäftigungen von Stars: Russell Brand und Jay Leno haben's ebenso getan wie Julianne Moore, John Travolta, Steve Martin, Jim Carrey, Supermodel Sophie Dahl, sogar Starkicker Theo Walcott.
Vor allem Popmusiker wollen gerne beweisen, dass sie mehr als nur singen können. Die Liste umfasst Namen wie Sting ("Felsenfest: Eine Geschichte über Noahs Arche", 2001), Paul McCartney ("Hoch in den Wolken", 2005) und Ringo Starr ("Octopus's Garden", 2013). Die Latino-Crossover-Queen Gloria Estefan debütierte 2005 als Autorin mit einer berührenden Geschichte über einen Außenseiter, der erst nach längerem Irren erkennt, dass wahre Schönheit aus dem Inneren kommt. "Die magisch-mysteriösen Abenteuer der Bulldogge Noelle" verkauften sich so gut, dass ein Jahr später gleich ein zweiter Band folgte.
Madonna beeindruckt Kritiker nicht
Auch die in London lebende Pop-Oma Madonna landete Bestseller auf dem Kindermarkt, die teilweise noch höhere Auflagen erreichten als die Selbstentblößungs-Druckwerke (wie etwa "Sex" aus 1992) ihrer Jugend. Das Bilderbuch "Die englischen Rosen" entstand 2003, verkaufte sich 500.000 Mal, danach erschienen nahezu im Jahresrhythmus "Yakov und die sieben Diebe", "Die Abenteuer des Abdi" und zuletzt "Lotsa De Casha" über einen Mann, der unermesslich reich, aber völlig unzufrieden ist und dann herausfindet, worin das wahre Glück des Lebens besteht.
Die Kritiker zeigten sich nicht sonderlich beeindruckt. "Es ist schrecklich", schrieb etwa die Rezensentin der American Library Association, Ilene Cooper, "sie macht denselben Fehler wie die meisten Promi-Autoren: Sie denkt, sie könnte Kinderbücher schreiben."
Auch Geri Halliwell und Katie Price unter Autoren
Nur unwesentlich freundlicher wurde die Serie "Ugenia Lavender" des Ex-Spice-Girls Geri Halliwell aufgenommen. Der erste Band erschien 2008, drei Jahre, nachdem die Britin auf dem Wiener Opernball hysterische Anfälle in der Loge ihres Gastgebers Richard Lugner produziert hatte. "Witzig und spannend, aber schlechter Schreibstil", urteilte das Sonntagsblatt "Observer". Macht nichts, es folgten trotzdem, wie vertraglich vorgesehen, fünf weitere Exemplare.
Auf Boxenluder Katie Price trifft wohl der Spruch "Sie hat mehr Bücher geschrieben als gelesen" zu. Von der zwölfteiligen Reihe "Perfect Ponies" bis zu den immer noch mehr werdenden "Mermaids & Pirates"-Bändchen tragen fast zwei Dutzend uvres ihren Namen. Schauspielerin Julie Andrews brachte 50 Jahre nach ihrem Erfolg als Mary Poppins das sechste Abenteuer ihrer "Very Fairy Princess" Geraldine auf den Markt, ein pinkfarbener, aber trotzdem intelligent gemachter Mädchentraum.
Knigge à la Whoppi Goldberg
Bildschirmkollegin Fran Drescher verwertete ihre Erfahrungen als TV-Nanny in "Being Wendy" – ihre Heldin ist laut, frech und witzig wie sie selbst. Auf nicht weniger als zehn selbst von strengen Kritikern gelobte Bücher bringt es Aktrice Jamie Lee Curtis. Titel wie "My Year Of Firsts" oder "I'm Gonna Like Me" machten sie zu den verlässlichen Textlieferantinnen des HarperCollins-Verlags.
Und auch Comedy-Wirbelwind Whoopi Goldberg tauchte bereits in das bunt illustrierte Genre ein – mit ernstem pädagogischem Anspruch. In "Whoopi's Big Book of Manners" erklärt sie den Kleinen streng, wenngleich in typisch verspielter Art, dass man mit gutem Benehmen und Anstand leichter durchs Leben kommt.
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