Langsam kriecht unser Schütze von Deckung zu Deckung, um absolut unentdeckt zu bleiben. Immer wieder wagt er einen Blick durch sein Fernglas und überprüft die Häuserfassaden und Dächer auf gegnerische Heckenschützen. Die Luft ist rein, also wird weiter gerobbt. Je dreckiger der Boden, umso eher gelangt er schnell und unbemerkt zu seinem Ziel.
Jetzt braucht er nur noch einen guten Aussichtspunkt, von dem aus er die Umgebung observieren kann. Mitten zwischen brennenden Autowracks entdeckt er einen Feind - allerdings macht der aufsteigende Rauch das Zielen schwer. Ein Positionswechsel ist angesagt. Endlich hat er eine freie Schussbahn und kann den Gegner anvisieren.
Ruhig Blut und kühles Köpfchen
Doch sein vor Aufregung rasender Puls und die derzeitigen Windverhältnisse machen das Zielen nicht gerade leicht. Hinzu kommt sein leicht verzogener Gewehrlauf und die immer mit einzukalkulierende Erdanziehung. Zudem ist es totenstill, so dass jeder Schuss ihn sofort in seinem Versteck verraten würde. Ein gerade über die Köpfe hinweg donnerndes Flugzeug kommt ihm gerade recht: Er setzt an und drückt ab.
Jetzt heißt es schnell das Weite suchen, denn Wachpatrouillen haben den toten Kameraden entdeckt. Gegen die zügig herannahenden Soldaten ist das Sniper-Gewehr relativ machtlos. Für ein Ablenkungsmanöver durch einen geworfenen Stein ist es auch schon zu spät. Glücklicherweise hat unser Schützenkönig noch Granaten, ein MG und eine Pistole im Gepäck, um sich seiner Feinde zu entledigen.
Auch Panzer werden ins Visier genommen
Gehen die Munitionsvorräte gegen Null, dann haben die gefallenen Soldaten vielleicht noch das eine oder andere Schätzchen für ihn übrig. Nach einer intensiven Durchsuchung lassen sich so neben Munition, neuen Waffen und Verbandszeug auch Stolperdrahtfallen oder TNT finden. Das optimale Mittel, um ein Areal gegen Feinde abzusichern oder Panzer außer Gefecht zu setzen. Einfach das Dynamit am Panzer platzieren und dann mit einem gezielten Schuss in die Luft jagen. Ein Treffer auf den Treibstofftank kann auch wahre Wunder wirken.
Grafik und Sound
Grafisch bewegt sich "Sniper Elite" im oberen Mittelmaß und weiß vor allem durch nette Regen- und Wassereffekte zu überzeugen. Auch die direkt über die Köpfe hinweg donnernden Flugzeuge wirken sehr stimmungsvoll und sorgen so, in Kombination mit einer abwechslungsreichen Geräuschkulisse und einer sehr guten Sprachausgabe, für eine gelungene und dichte Atmosphäre.
Gameplay
Spielerisch richtet sich "Sniper Elite" vor allem an geduldige und nicht schießwütige Spieler. Dank der unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade dürften sowohl Einsteiger als auch Profis auf ihre Kosten kommen. Gerade in höheren Schwierigkeitsgraden wird das Zielen nämlich zu einer echten Herausforderung - nicht auch zuletzt wegen der guten KI der Gegner, die einen dadurch meist eher im Visier haben. Durch die sehr gut gelungen Missions-Settings ist für ausreichend Abwechslung gesorgt, zudem gibt es immer wieder unterschiedliche Lösungswege, so dass einem nicht so schnell langweilig werden dürfte.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Speicher-System: Zwar lässt sich zu jeder Zeit speichern, pro Level ist aber nur eine vorgegebene Anzahl von Speicherungen möglich. Auch hätten die Level ein wenig offener gestaltet werden können. Häufig stößt der Spieler leider auf vorher unsichtbare Grenzen und muss dann den Rückzug antreten.
Fazit: Nicht nur Mitglieder des Schützenvereins dürften mit "Sniper Elite" ihre reinste Freude haben. Die sehr gute Atmosphäre sowie das realistische Schussverhalten sorgen für spannende Action - bei Wunsch auch zu zweit im Koop-Modus oder online im Deathmatch.
Plattform: Xbox (getestet), PS2, PC
Publisher: Atari
Krone.at-Wertung: 81%
von Sebastian Räuchle
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