Wie schon "Pippi"
Jetzt auch “Tom und Jerry” unter Rassismusverdacht
So heißt es in einem Hinweis, der sich in der Videothek des Internetriesen findet: "Die Kurzfolgen von 'Tom und Jerry' können ethnische und rassistische Vorurteile beinhalten, die zur damaligen Zeit in der amerikanischen Gesellschaft weit verbreitet waren."
Die älteren Folgen der Kinderserie erschienen tatsächlich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs beziehungsweise danach und wurden daher auch den damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten angepasst. Menschen afroamerikanischer Herkunft waren seit Ende des 18. Jahrhunderts in beinahe allen Lebensbereichen benachteiligt und hatten mit Anfeindungen zu kämpfen - offener Rassismus stand in den USA an der Tagesordnung.
Zwar wurden Afroamerikaner oft im Haushalt beschäftigt und arbeiteten als Angestellte im Haus weißer Familien, doch selbst noch im 20. Jahrhundert gab es teils immer noch die Segregation.
"Mammy Two Shoes" ist Kritikern ein Dorn im Auge
Die Rolle der afroamerikanischen Haushälterin findet sich dabei auch klischeebehaftet in der beliebten Kinderserie als "Mammy Two Shoes" und ist den Kritikern ein Dorn im Auge. Denn dort soll die schwarze Frau vor allem weiße Familien belustigen und zeigt die Diskriminierung der Angestellten aufgrund ihrer Hautfarbe.
Auch ihr Verhalten, sich aus Angst vor der Maus schreiend auf den nächsten Stuhl zu flüchten oder den Raum panisch zu verlassen, sollte damals der Belustigung der weißen Masse dienen. Zu sehen ist dabei zumeist nur der Körper der Frau, lediglich einmal wird auch das Gesicht von "Mammy Two Shoes" gezeigt.
Meistausgezeichnete Animationsserie
Ist also "Tom und Jerry" tatsächlich rassistisch? Auf jeden Fall kann man die älteren Folgen der Kinderserie als Zeugnis ihrer Entstehungszeit ansehen. Beliebt und heiß geliebt ist und bleibt die wilde Katz-und-Maus-Hatz allemal, das beweisen sechs Oscarnominierungen, zudem wurden auch sieben Folgen mit einem Oscar ausgezeichnet. "Tom und Jerry" ist damit die meistausgezeichnete Animationsserie.
Auch "Pippi Langstrumpf" löste Debatte aus
Bereits vor wenigen Tagen hatte Astrid Lindgrens roter Wirbelwind "Pippi Langstrumpf" für Rassismus-Diskussionen in Österreich gesorgt (siehe Infobox). Nachdem Ausdrücke wie "Negerkönig" und diskriminierende Szenen der schwedischen Zensur zum Opfer gefallen, waren sich Österreichs Schriftsteller uneins über die tatsächliche Notwendigkeit dieses Vorgehens. Während Lindgren selbst die Meinung vertrat, dass Literatur nicht verändert werden sollte, hielt Thomas Brezina das Vorgehen für durchaus zeitgemäß.
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