"Wir sind einem Währungskrieg (mit den USA) durch bewusst herbeigeführte Abwertungen sehr nahe", schrieb der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, am Wochenende in einem Beitrag der "Bild"-Zeitung. "Was jetzt beim Euro passiert, haben wir zuvor beim japanischen Yen erlebt. Besser geht es der japanischen Volkswirtschaft deshalb aber nicht." Abwertungen würden keine strukturellen Probleme lösen, warnte Hüther: "Ein Abwertungswettlauf schädigt alle."
Deutsche Bank warnt vor massiver Euro-Schwäche
Kurz zuvor hatte die Deutsche Bank in einer Prognose erklärt, dass der Euro bis Ende 2017 gegenüber dem US-Dollar dramatisch an Wert verlieren werde. Ein Euro soll demnach dann nur noch 95 US-Cent kosten, berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus" auf seiner Webseite. Einen solch niedrigen Kurs erreichte der Euro zuletzt im Sommer 2002. Ein Kursverfall dieser Größenordnung hätte weitreichende Folgen für Wirtschaft und Verbraucher in Europa.
Weitaus optimistischer sieht die Euro-Schwäche allerdings Österreichs Notenbank-Chef Ewald Nowotny. Der schwache Euro lasse auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr hoffen. Die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar wirke sich positiv auf die Exporte aus und habe auch einen positiven Effekt auf die Inflationsrate, so Nowotny am Rande der Tagung des Währungsfonds und der Weltbank in Washington.
US-Investor sieht nahendes Euro-Ende
Während in Europa zum wiederholten Male Stimmen laut werden, die vor schwierigen Zeiten für die Gemeinschaftswährung warnen, wird in den USA - ebenfalls nicht zum ersten Mal - gar der bevorstehende Untergang des Euro prophezeit. Weil die wirtschaftlichen Interessen innerhalb Europas immer weiter auseinander driften würden, stehe der Euro vor dem Ende, zeigte sich etwa der US-amerikanische Investor Dennis Gartman in seinem populären Anleger-Brief "The Gartman Letter" vom baldigen Aus der bei den Bürgern der EU umstrittenen Währung überzeugt.
Viele der Tumulte an den globalen Aktienmärkten seien laut Gartman durch die Schwäche der Europäischen Union ausgelöst worden. Harte Kritik übte er vor allem an der Politik von EZB-Chef Mario Draghi. Dieser hatte vor rund zwei Jahren versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um die EU zusammenzuhalten. Tatsächlich würde Draghi aber den Kampf um die Zukunft der Union den einzelnen Staaten überlassen, so der US-Investor.
Deutschland, Österreich und Co. vorerst auf Siegerseite
Das Resultat ist für Gartman eindeutig: Europa spaltet sich. Auf der einen Seite würden Länder wie Deutschland, Österreich und Finnland stehen, die sich gegen die lockere Geldpolitik der Zentralbank wehren. Auf der anderen Seite Länder wie Frankreich, Italien und Griechenland, deren Volkswirtschaften dringend frische Geldspritzen bräuchten. Bislang seien Österreich und Co. auf der Siegerseite - was auch der Grund für die getrübte Lage an den Märkten sei, die seit der Finanzkrise eigentlich nur noch von der Freizügigkeit der EZB leben würden, kritisiert Gartman.
Gartman: "Der Euro ist dem Untergang geweiht"
"Ich befürchte, der Euro ist an diesem Punkt dem Untergang geweiht", so der Investor weiter. Die politische Spannung in Europa könnte sich in naher Zukunft noch verschärfen - denn die Staaten rund um Frankreich könnten eine fortgesetzte Sparpolitik vor allem wegen der hohen Arbeitslosigkeit nicht ertragen.
"Das ist der Grund dafür, dass der Euro auseinandergerissen wird und er es auch werden sollte. Was Deutschland, Österreich und Finnland brauchen, brauchen Frankreich, Italien und Griechenland nicht und umgekehrt. Wir dürfen es nicht komplizierter machen, noch sollten wir", so der Befund Gartmans.
Deutsche Euro-Kritiker wollen Franzosen aus Euro werfen
Ähnlich dürfte dies auch Bernd Lucke, Chef der zuletzt erstarkten deutschen Anti-EU-Partei AfD (Alternative für Deutschland), sehen: Er fordert einen Austritt Frankreichs aus der Euro-Zone. Das Land sei dort derzeit das größte Problem, sagte Lucke der "Bild am Sonntag". "Die kriegen ihre wirtschaftspolitischen Probleme nicht in den Griff, halten die Defizitgrenzen nicht ein, zeigen keinerlei Bereitschaft zu Reformen. Frankreich wäre gut beraten, den Euro aufzugeben."
Am besten wäre demnach ein verkleinerter Euro-Verbund, vielleicht bestehend aus Deutschland, Österreich, Benelux, Finnland und den baltischen Staaten." Südeuropa und Frankreich hätten sich hingegen als nicht wettbewerbsfähig erwiesen. Mit eigenen Währungen könnten sie abwerten und die eigenen Produkte billiger anbieten.
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