Zu lange gewartet
Ebola: Ärzte ohne Grenzen kritisieren EU-Vorgehen
Stöbe kritisierte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. "Wir haben schon im März vor der Ausbreitung des Ebola-Virus gewarnt. Spätestens im Juni war die Epidemie außer Kontrolle. Aber selbst die WHO reagierte nur zögerlich", sagte er der "Frankfurter Rundschau".
Die EU-Gesundheitsminister hatten am Donnerstag unter anderem über strengere Ausreisekontrollen in Westafrika beraten. "Wir brauchen tropenmedizinisch geschultes Personal und mehr Bettenplätze in den drei am stärksten betroffenen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea", sagte Stöbe. Auch müsste "endlich" Geld in die Erforschung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Ebola investiert werden.
Ärzte ohne Grenzen rief die EU-Staaten auch dazu auf, nach US-Vorbild Soldaten nach Afrika zu entsenden. "In der Bekämpfung der Ebola-Epidemie werden alle Kapazitäten benötigt, inklusive das Militär", so Stöbe. Washington hatte zuvor beschlossen, bis zu 4.000 Soldaten nach Westafrika zu schicken.
Obama gegen Einreiseverbote
Indes sprach sich US-Präsident Barack Obama im Kampf gegen die Ebola-Ausbreitung gegen Einreiseverbote für Menschen aus den besonders betroffenen afrikanischen Ländern aus. Die gegenwärtigen Früherkennungsmaßnahmen würden funktionieren, sagte Obama am Donnerstag nach einem Treffen mit Experten.
Er sei zwar nicht grundsätzlich gegen Einreiseverbote, wie sie bereits von Abgeordneten gefordert wurden, meinte Obama. Einige Reisende würden dann aber versuchen, unter Umgehung der Untersuchungen unerkannt ins Land zu gelangen. Dies würde möglicherweise zu mehr und nicht zu weniger Ebola-Fällen führen. Obama kündigte an, er erwäge die Ernennung eines Ebola-Beauftragten, der alle Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Seuche koordinieren solle.
Bereits mehr als 4.500 Ebola-Tote
Nach WHO-Angaben sind bisher über 4.500 Menschen an Ebola gestorben, vor allem in Liberia, Sierra Leone und Guinea. Die Zahl der Infizierten dürfte noch in dieser Woche die Marke von 9.000 überschreiten.
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