Nach U-Haft

Hollenbach: Sektenführer will Asyl in Österreich

Österreich
24.10.2014 16:49
Kantiges Gesicht, sehniger Körperbau, stechend grüne Augen: Er nennt sich "Souverän (Terrance) O'Connor", spielt sich als Anführer der Sekte OPPT (One People's Public Trust) auf - sagt, er sei US-Marinesoldat gewesen. Zwei Monate lang saß der Amerikaner im niederösterreichischen Krems in U-Haft. Jetzt will ausgerechnet er, der den Rechtsstaat ablehnt und Richter verhaften lassen wollte, Asyl in Österreich.

Blenden wir zurück. Es war der 28. Juli 2014, als es zum Großeinsatz für die Polizei im Waldviertler Örtchen Hollenbach bei Waidhofen/Thaya kam. 200 Menschen besetzten den Walknerhof, allesamt "Sheriffs" - darunter auch ihr Oberhaupt "Souverän (Terrance) O'Connor". Man konstruierte eine "Gerichtsverhandlung nach allgemeingültiger Gesetzgebung, dem Völkerrecht und dem Naturrecht". Auf der Anklagebank der obskuren Sektenvereinigung: eine Anwältin (eine echte), die zur Sachwalterin der Hofbewohnerin bestellt wurde.

Freilich gefiel das den OPPT-Anhängern gar nicht, die Juristin sollte verurteilt werden. 60 Polizisten stürmten den Hof und konnten das Tribunal verhindern, drei Sektenmitglieder wurden festgenommen. Gegen zwei wird wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt ermittelt - Obersheriff O'Connor musste hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm beharrliche Verfolgung, schwere Nötigung und Anstiftung zum Amtsmissbrauch vor.

Eigene Haftbefehle gegen Juristen, Richter und Pröll
Während er in der Zelle sein Ex-Elitesoldat-Dasein fristete, "arbeiteten" seine Anhänger munter weiter und stellten eigene Haftbefehle gegen Juristen, Richter und den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll aus. Drohungen gegen eine Staatsanwältin standen an der Tagesordnung.

"Souverän (Terrance) O'Connor" läuft mittlerweile wieder frei herum. Nachdem seine Identität - die der Englisch sprechende Mann verschwieg - nach einer Fingerabdruckübereinstimmung mit den USA feststand, wurde er nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts entlassen.

Auch sein Aufenthalt in Schubhaft dauerte laut Insidern nicht lange. Die USA dürften kein großes Interesse an der Auslieferung ihres (auch dort amtsbekannten) Staatsbürgers zeigen. Er werde zwar gesucht, heißt es - aber nicht per internationalem Haftbefehl. Außerdem möchte der "Sheriff" sowieso in Österreich bleiben: Einen entsprechenden Asylantrag hat er bereits gestellt.

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