Stigmatisierung

Asylwerber als IS-Kämpfer: Angst vor Vorurteilen

Österreich
24.10.2014 18:47
Mehr als die Hälfte aller aus Österreich in den Gotteskrieg gezogenen Dschihadisten sind hier (laut "Krone"-Infos) anerkannte Asylwerber - eine durchaus alarmierende Zahl. Auch folgen immer mehr, vor allem junge rot-weiß-rote Staatsbürger dem terroristischen Ruf des IS. Die wachsende Angst der österreichischen Bevölkerung könnte jedoch dazu führen, dass es zu einer Vorverurteilung sämtlicher Glaubensanhänger des Islam kommt. Um dem Terror Herr zu werden, werden im Rahmen eines Polit-Gipfels in Zürich bereits Strategien im Kampf gegen den IS erarbeitet - und dabei könnte auch Google eine ganz entscheidende Rolle spielen.

Obwohl sie um ihr Leben zittern und vor dem Krieg fliehen mussten, ziehen immer mehr anerkannte Flüchtlinge offenbar freiwillig genau in diese Hölle zurück. Mehr als die Hälfte aller aus Österreich nach Syrien oder in den Irak ausgereisten Gotteskrieger sind, wie die "Krone" recherchierte, Asylwerber (siehe Grafik) - hauptsächlich Tschetschenen, die aufgrund der herrschenden Gewalt nicht mehr in ihrem Land hätten bleiben können.

Nicht weniger alarmierend: An zweiter Stelle auf der Dschihadisten-Liste kommen bereits rot-weiß-rote Staatsbürger. Teils mit Migrationshintergrund, teils aber auch sogenannte waschechte Österreicher, die zum Islam konvertierten. Als Terror-Rekrutierungszentrale gilt dabei unangefochten die Bundeshauptstadt - wie auch der Fall jenes 16-jährigen, zum Islam konvertierten Wieners zeigt, der kürzlich via Videobotschaft zur "Schlachtung" Ungläubiger aufrief und nun auch seine Mitschüler via SMS und Video mit dem Umbringen bedroht (siehe Infobox).

Generelle Stigmatisierung von Muslimen befürchtet
Dies hinterlässt natürlich tiefe Spuren und könnte unter anderem auch dazu führen, dass es seitens der Bevölkerung zur generellen Stigmatisierung von Muslimen kommt. Besonders junge Menschen, die dieser Glaubensrichtung angehören, leiden unter der zunehmenden Islamfeindlichkeit. So gibt es bereits Vorfälle, wo junge Menschen angespuckt werden, jüngst wurde einer Frau im Donauzentrum sogar das Kopftuch runtergerissen.

"Dass Diskriminierung häufig schon in der Schule passiert, prägt das Selbstbild von jungen Menschen schon sehr früh" erklärt Saime Öztürk von der Islamischen Jugend. Die Germanistin ist in Niederösterreich geboren und hat türkische Wurzeln. Sie selbst setzt auf Präventionsarbeit. Für sie sind IS-Kämpfer religiöse Analphabeten.
Der Salzburger Politikwissenschaftler Farid Hafez weist daraufhin, dass die sogenannte Islamophobie Teil eines globalen Diskurses sei.

"Müssen sie mit ihren eigenen Waffen schlagen"
An gemeinsamen Strategien gegen den Terror tüfteln unterdessen in Zürich Johanna Mikl-Leitner und ihre Amtskollegen aus Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz. Mit dem unter dem Motto "Wer Gewalt und Hass sät, wird Gefängnis ernten" stehenden Entwurf des neuen Islam-Gesetzes und härteren Strafen will die heimische Politik vor allem den Kampf gegen Terror-Hetze und Rekrutierung im Internet verschärfen.

"Wir müssen sie mit ihren eigenen Waffen schlagen", so die Innenministerin, weshalb sie auch kurz vor dem Treffen mit ihren Amtskollegen noch schnell einen Schritt weiterging: Sie nutzte den Auswärtstermin, um das Google-Europa-Zentrum in Zürich zu besuchen. "Wir wollen im Kampf gegen Dschihadismus mit Google zusammenarbeiten. Unser Ziel ist es, dass wir in direktem Kontakt stehen. Sobald bei einer bei uns schließlich eingerichteten Stelle eine Meldung bezüglich eines Hass- bzw. Propaganda-Videos auf 'YouTube' eingeht, soll der Internet-Beitrag künftig durch einen Anruf sofort vom Netz genommen werden", so die Pläne von Johanna Mikl-Leitner. In England funktioniere dies bereits. "Google" zeige sich mehr als gewillt.

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