Bei der Frage "Wer war zuerst da: Der Dom oder seine Wohnung?", muss der lärmgeplagte Linzer natürlich zugeben, dass mit dem Bau des Mariendoms bereits 1862 begonnen worden war. Er selbst hat seinen Lebensmittelpunkt erst 2011 in die direkt neben der Kirche liegende Baumbachstraße verlegt. Dennoch erscheint es dem Anrainer nicht mehr zeitgemäß, dass die Glocken zu jeder Tages- und Nachtzeit läuten und ihm so den Schlaf rauben: "Früher war das anders, da hatte ein Türmer die Aufgabe, die Stadt zu bewachen. Wenn geläutet wurde, wussten die Menschen, er passt auf und sie fühlten sich sicher."
Heute gäbe es diese Funktion nicht mehr. "Generell erfüllt das Läuten in der Nacht keinen religiösen Zweck, es finden ja nicht einmal Gottesdienste statt", glaubt auch der Anwalt des Linzers, Wolfgang List, daran, das Recht auf Gesundheit gegen jenes auf Religionsausübung durchsetzen zu können.
Gesetzliche Lärmgrenzwerte regelmäßig überschritten
Privat beauftragte Lärmmessungen im Jänner zeigten, dass von Montag bis Samstag täglich rund eine Stunde gebimmelt wird. Sonntags waren es sogar eineinhalb Stunden – und das mit bis zu 77 Dezibel. Aufwachreaktionen seien bereits bei 30 Dezibel möglich, auch die gesetzliche Grenzwerteverordnung von Lärm werde vom Dom regelmäßig überschritten, so der Kläger.
Gespräche mit der Pfarre verliefen bisher erfolglos, jedoch klammern sich List und sein Mandant etwa an den Stephansdom in Wien. "Wir läuten die Glocken seit etwa 16 Jahren nicht mehr zwischen 22.45 Uhr und 7 Uhr früh", heißt es aus der Wiener Domverwaltung auf "Krone"-Anfrage. Ausnahmen wären Weihnachten, Silvester und Ostern.
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