Stadthalle live

“Seine Hutheit” Slash regierte am Rock-Thron

Musik
20.11.2014 07:57
Mittwochabend sorgte Gitarren-Legende Slash samt Sänger Myles Kennedy und den Conspirators für ausgelassenen Jubel in der Wiener Stadthalle. Neben zahlreichen neuen Solosongs und ausufernden Instrumentaleinlagen begeisterte das Quintett die 6.500 Fans mit vielen Guns-N'-Roses-Klassikern und einer tadellosen Performance.
(Bild: kmm)

Das Publikum verdoppelt, den Energielevel vervielfacht – nach der ausverkauften und gefeierten Show im Wiener Gasometer vor gut eineinhalb Jahren haben sich Slash, Myles Kennedy und die Conspirators diesen Herbst bereits einen Slot in der Wiener Stadthalle geangelt. Etwa 6.500 Menschen sind dem Ruf der einstigen Guns-N'-Roses-Legende gefolgt, schließlich wartet auf die vielen Fans an diesem Abend nicht nur massig Material der kultigen Rockband, sondern auch das eine oder andere Highlight des weltweit respektierten neuen Studioalbums "World On Fire", mit dem er es endlich auch in Großbritannien in die Top-10 geschafft hat.

Große Zukunft
Doch bevor die Großen ans Werk schreiten, gibt es noch interessante Newcomer zu hören. Monster Truck nennen sich diese, stammen aus dem kanadischen Ontario und haben letztes Jahr mit "Furiosity" ihr Debütalbum vorgelegt. Das langhaarige Quartett hat sich nicht nur optisch dem 70er-Jahre-Rock verschrieben, auch musikalisch kreuzt man im halbstündigen Set von Thin Lizzy und Black Sabbath über Lynyrd Skynyrd und Deep Purple bis hin zu Foghat und Kansas so ziemlich alles, was damals mit der Stromgitarre durch den Äther flutschte. Besonderes Schmankerl – das von Gitarrist und Sänger Jeremy Widerman intensiv dargebotene "Sweet Mountain River". Da wächst Großes heran!

(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)

Nach kurzer Umbauphase breitet sich ein Riesenbanner mit einem Zylinder tragenden Smiley samt Totenkopfpiercing und Bandnamenszug auf dem Bühnenrücken aus. Die dazugehörige Zirkusmelodie verrät – es wird Zeit für die große Rockparty. Mit dem flotten "You're A Lie" startet die fünfköpfige Band fulminant und unter tosendem Applaus der Fans in das Set. Sänger Myles Kennedy wirkt mit fortschreitendem Alter immer dünner und blasser, hat aber nichts von seiner enormen Sangeskraft eingebüßt, Slash himself im ärmellosen Shirt und die wilde Mähne unter dem Zylinder verstaut, dazu die hervorragende Rhythmussektion rund um Bassist Todd Kerns, der bei "Doctor Alibi" und dem Guns-N'-Roses-Hit "You're Crazy" ans Mikro darf und mit seinem ungezügelten Organ für die nötige Dosis Punk sorgt.

Keine Songs für die Ewigkeit
Parallelen zum letzten Wien-Gig gibt es natürlich zuhauf, auch wenn die Setlist glücklicherweise ordentlich durcheinandergewirbelt wurde und unter anderem überhaupt kein Wert mehr auf Material von Slash's Snakepit gelegt wird. "World On Fire" bekommt als brandneues Erzeugnis natürlich besondere Aufmerksamkeit zugesprochen, Songs wie das hymnische "Avalon" oder der knackige Titeltrack können auch auf voller Linie überzeugen. Mit der Halbballade "Bent To Fly" oder dem etwas sperrigen "Beneath The Savage Sun" sind aber wohl keine Songs für die Ewigkeit gelungen.

Die größten Jubelarien fallen ohnehin bei den zahlreichen Guns-N'-Roses-Klassikern. Auch wenn Slash aufgrund des neuen Materials das grandiose "Welcome To The Jungle" opferte, wildert er auch hier kompromisslos im "Appetite For Destruction"-Backkatalog. Bei "Mr. Brownstone" hat der grandiose Frontmann Kennedy das einzige Mal Probleme, die Qualität eines Axl Rose zu erreichen, weil ihm die Tonalität beim schnellen Gesang schwerfällt, bei der darauffolgenden "Rocket Queen" kopiert Slash sein opulentes 20-Minuten-Gitarrensolo aus der letzten Wien-Show. Behagt nicht jedem, sei der Genre-Größe aber selbstredlich gestattet.

Doppelhals und Gänsehaut
Der durch "Terminator 2" bekannt gewordene Rocker "You Could Be Mine" ist ohnehin eine Klasse für sich – ähnlich wie die Jahrhundertballade "Sweet Child O' Mine", die auch beim gefühlten 3.000. Durchlauf noch immer Gänsehaut auf den Handrücken projiziert. Dazwischen gibt es mal bessere (das mit einem unverkennbaren Slash-Riff veredelte "Ghost") und mal schlechtere ("Back From Cali") Songs aus der Solophase. Bei "Anastasia" packt der bald 50-jährige Slash noch die Doppelhalsgitarre aus, während sogar Myles Kennedy hier zur rhythmischen Unterstützung auf den Sechssaiter zurückgreift.

Eine sehr exklusive Randnotiz – mit dem brandneuen Song "Too Far Gone" erlebt das Wiener Publikum heute sogar eine waschechte Weltpremiere, denn die Nummer wird von der Band das allererste Mal überhaupt live gespielt. Als bei der programmatischen Zugabe "Paradise City" der Konfettiregen von allen Seiten der Bühne über die begeisterten und verschwitzten Fans niederregnet, endet ein zweistündiges Lehrstück in Sachen qualitätsvollem Rock. "Seine Hutheit" und das talentierte Hofgefolge bleiben Sieger im Direktvergleich mit den modernen Guns N' Roses.

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