"Wir haben mit HCB in der Milch und in den Futtermitteln eine ernste Situation", sagte Agrarlandesrat Christian Benger bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Gefahr für die Konsumenten habe jedoch zu keiner Zeit bestanden. Betroffen von der Kontamination sind bis zu 35 Betriebe im Görtschitztal, bei "einer Handvoll" von ihnen wurde das Umweltgift bereits nachgewiesen.
HCB seit 2001 weltweit verboten
Das krebserregende HCB - es zählt zu den gefährlichsten langlebigen Giften - wurde bis zu seinem weltweiten Verbot durch das Stockholmer Abkommen im Jahr 2001 als Fungizid bei Getreide, in Schutzmitteln für Holz, in Klebstoffen sowie auch unter anderem als Weichmacher für PVC eingesetzt. Das Umweltgift kann zudem als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen entstehen.
Gelangt Hexachlorbenzol über die Nahrung in den menschlichen Organismus, kann das Gift bei einer akuten Konzentration Übelkeit, Erbrechen und Taubheit verursachen. Bei einer länger andauernden, kontinuierlichen Belastung mit dem Gift können neben einer Krebserkrankung unter anderem Leberschäden, Muskelschwund oder Arthritis auftreten. Außerdem setzt HCB aufgrund seiner Hormonwirkung die männliche Fruchtbarkeit herab.
Hexachlorbenzol wird im Körper kaum abgebaut und vorwiegend im Fettgewebe gespeichert. Das Gift reichert sich allerdings nach der Aufnahme auch in der Muttermilch an und wird so auf Neugeborene übertragen.
Betroffene Kühe werden geschlachtet
Bereits seit Ostern sei bekannt, dass es die Belastung im Görtschitztal gibt. So hatte damals laut "Krone"-Informationen eine große Handelskette Produkte von Görtschitztaler Betrieben wegen erhöhter Werte aus den Regalen genommen. Danach gab es eine "permanente" HCB-Kontrolle, heißt es.
Bis Dienstag seien die gesetzlichen Grenzwerte für das Umweltgift aber nicht überschritten worden, hieß es am Mittwoch bei der Pressekonferenz. Die kontaminierte Milch und das Futtermittel - es geht um Heu sowie Gras - werden vernichtet, mehrere Hundert betroffene Kühe geschlachtet. Sollte das Fleisch belastet sein, wird es nicht zum Verkauf freigegeben. Wie viele Tiere genau betroffen sind, wird noch untersucht.
Gift beim Verbrennen von Klärschlamm freigesetzt?
Einen Verdacht, woher die industriellen Verunreinigungen kommen, wollte Benger nicht äußern. Johann Mößler, der Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer, sagte: "Es muss einen Verursacher in der Region geben." Bestätigt ist bislang, dass sich die Kontamination in einem Umkreis von zwölf Kilometern zwischen Brückl und Hüttenberg erstreckt. Die tatsächliche Quelle wird nun gesucht.
Vermutet wird, dass das Gift beim Verbrennen von Klärschlamm freigesetzt wurde. Im diesem Zusammenhang wird das "Wietersdorfer & Peggauer"-Zementwerke in Klein St. Paul genannt. "Dass wir Klärschlamm als Sekundärbrennstoff verwenden, ist kein Geheimnis. Von einer Problematik weiß ich nichts", so ein Unternehmenssprecher.
"Bauern in dieser Sache die Opfer"
Benger wie Mößler betonten, dass die Bauern in dieser Sache Opfer seien. "Ich werde alles unternehmen, damit den Bauern kein Schaden erwächst", sagte der Agrarlandesrat. Am Donnerstag soll es in der Landesregierung Gespräche zum weiteren Vorgehen geben. Ein Sprecher des Unternehmens Kärntnermilch betonte, die betroffenen Betriebe seien keine Lieferanten der Molkerei.
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