Nach den letzten Wahlen im Februar 2011 hat sich die Militärregierung auf Druck der Handelspartner eines Besseren besonnen und der Demokratie einen Weg bereitet. Seither tut sich in dem 55-Millionen-Einwohner-Land jeden Tag so viel, dass man es getrost bleiben lassen kann, im Vorfeld eines Besuchs Reiseführer zu lesen. Hotels und Restaurants wachsen scheinbar fast stündlich aus dem Boden, neue Flugverbindungen werden eingerichtet, Straßen angelegt.
Was aber seit Jahrhunderten gleich geblieben ist, ist der Zauber, der von Myanmar ausgeht, sind die unzähligen goldenen Pagoden, oft direkt neben der Straße erbaut, ist das saftige Grün der Felder, aus denen oft nur die Spitzen der Hüte der Arbeiter herausragen und die freundlichen Menschen, die jedem (fotografierenden) Besucher mit einem Lächeln begegnen.
Turbulenter Einstieg in Yangon
Yangon, die multikulturelle Fünf-Millionen-Metropole mit ihrem kolonialen Flair (viele Autos werden noch links gelenkt, der Verkehr läuft aber bereits rechts), ist der Einstieg für die meisten Besucher, die via Bangkok (aus Wien z.B. mit AUA oder Eva Air) ankommen. Ein turbulenter Einstieg, denn hier brodelt der Verkehr, sodass sogar Mopeds, nachdem angeblich ein hoher General bei einem Unfall verletzt wurde, verboten wurden.
Leihwagen gibt es nicht, denn Ausländer dürfen hier keine Autos lenken (was bei den Straßenschildern, die durchwegs in der Landessprache geschrieben sind, ohnehin fast nicht möglich wäre). So bleibt dem Besucher also nur ein Wagen mit Fahrer, das Taxi (Fahrpreis vorher aushandeln!) oder der öffentliche Bus, um die Großstadt zu erkunden.
Pagoden und britische Hinterlassenschaften
Und da gibt es einiges zu sehen: Pagoden, Tempel und Moscheen stehen neben viktorianischen Bauten, die an die Zeiten erinnern, als die Engländer hier das Sagen hatten, bevor sie ab 1942 mit den Japanern um die Vorherrschaft kämpften. Ein Besuch im vornehmen Hotel Strand und ein Toast auf die Queen sind deshalb Pflicht. Und auch Notwendigkeit, wenn man zuvor stundenlang die weltberühmte Shwedagon-Pagode besichtigt hat.
Wie bei all diesen in Gold glänzenden Sakralbauten ist die Abenddämmerung ein besonders guter Zeitpunkt. Alles wirkt noch einmal so zauberhaft und fremd, dass man sich gar nicht davon losreißen kann. Elf Tonnen pures Gold (burmesisch "Schwe") strahlen einem entgegen – einem Sprichwort zufolge mehr Gold, als in der Bank von England liegt.
Menschen, im Gebet versunken, zünden Räucherstäbchen an oder übergießen ihr Tiersymbol (richtet sich nach dem Geburtswochentag) mit Wasser. Traditionell werden Pagoden im Uhrzeigersinn umrundet, im Süden beginnend – und immer barfuß. Keine Schuhe, keine Socken und immer ein Feuchttuch bei der Hand, um sich nach dem Besuch die Füße abzuwischen!
Schuhe (am besten Flip-Flops) runter und dem Kloster Kyauk Htat Gyi einen Besuch abstatten, wo sich der Buddha mit dem stolzen Maß von 70 Meter Länge rekelt.
Ursprüngliches burmesisches Flair in Dala
Wer sich gerne unter Einheimische (inklusive gackernder Hühner und anderes Getier) mischt, muss unbedingt mit der Fähre den Fluss übersetzen und das kleine Dorf Dala besuchen. Der Markt hier ist noch überschaubar und ursprünglich burmesisch, was viel Lärm und Hektik bedeutet, aber eine gute Alternative bildet zum berühmten Scott Market, der sich hinter einer Kolonialstilfassade in Yangon fast vornehm verbirgt. Mit einer Rikscha geht es ins Dorfinnere – ein lohnender Ausflug voll bunter und für Europäer erstaunlicher Eindrücke von einem Leben jenseits von Strom und Wasserklosett.
Strom, Toiletten und noch viel mehr Luxusgüter wie Swimmingpools und Klimaanlage haben die unzähligen Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, die in den letzten Jahren in der 2006 aus dem Boden gestampften Hauptstadt Naypyitaw entstanden sind, reichlich. 80.000 Beamte wurden hierher zwangsübersiedelt. Ein Extraausflug muss nicht sein, aber wenn man auf dem Weg nach Bagan vorbei fährt, sollte man sich dieses Symbol militärischer Macht – mit bis zu zehnspurigen Straßen – ansehen. Und natürlich gibt es auch hier eine sehenswerte Pagode zu besichtigen, die Uppatasanti, sowie ein Edelsteinmuseum, das zeigt, wie reich dieses Land an Jade und Diamanten ist.
E-Bikes und Ballonrundfahrten in Bagan
Ein Tag Entspannung im Luxus sollte man sich hier gönnen, denn es wartet Bagan (320 km nördlich), mit rund 2.200 Klöstern und Pagoden, viele aus rotem Backstein. Ein Anblick im Abendrot, wie man es sich nicht schöner vorstellen kann. Ballonrundfahrten werden angeboten, auf die Touristen warten Fahrräder und E-Bikes, um zumindest einige der Sakralbauten besuchen zu können.
Auch hier weiß man, wie man die Touristen wieder frisch macht. Feine Restaurants, wie das Nanda, wo am Abend traditionelle Marionettenvorführungen stattfinden, und hübsche Boutique-Hotels wie das Areindmar Hotel laden zum Entspannen ein.
Grandiose Aussicht nach 777 Stufen
Weiter geht es Richtung Norden nach Mandalay, Hauptstadt des letzten birmanischen Königreichs. Fährt man mit dem Auto, springt einem bereits zwei Stunden vor Ankunft der Mount Popa ins Auge, ein erloschener Vulkan. Wer sich die 777 Stufen hinaufquält, wird nicht nur angeblich mit einem langen Leben, sondern mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Am Fuß liegt ein Pilgerort, durch den Horden von Affen toben und in dem ein Schrein steht zur Verehrung der 37 Nats (buddhistische Geister). Einen Geheimtipp hat Walter, unser Guide von Eastlink Travel Service, hier auch parat: ein Sonnenuntergangs-Drink im Popa Mountain Resort, wo man auch wunderbar übernachten kann und man einen grandiosen Blick auf das Kloster am gegenüberliegenden Berg hat.
Tausend Mönche in Amarapura
Mandalay wartet und somit ein weiterer Höhepunkt, den man auf der Fahrt vom Flughafen mit einem Besuch im Mahagandhayon-Kloster in Amarapura beginnen sollte. Bis zu tausend Mönche beherbergt das Kloster und lädt den Besucher ein, sich ein Bild vom Leben, das aus Essen, Schlafen und Meditieren besteht, zu machen.
Täglich um 11.30 Uhr ziehen die Mönche durch die Hauptstraße des Klosters, umringt von neugierigen Touristen, um ihre für diesen Tag letzte Mahlzeit in Empfang zu nehmen. Ein etwas seltsames Schauspiel, das die Mönche mit buddhistischer Ruhe über sich ergehen lassen.
Die Stadt selbst gilt als Handwerkszentrum Myanmars und wird geprägt von dem Königspalast, der sich in der Mitte eines quadratischen Forts befindet. Aus Teakholz erbaut, verbrannten die Gebäude 1945 bei Kämpfen zwischen Briten und Japanern. Um zu verdeutlichen, wie es einmal ausgesehen hat, wurden einige Gebäude aus (billigerem) Beton wieder aufgebaut.
Gewaltige Pagoden-Baustelle in Mingun
Alles echt, aber unvollständig – die Pagode in Mingun, eine kurze Schiffsreise von Mandalay entfernt. Hier wollte König Bodawpaya ab 1790 die größte Pagode der Welt errichten lassen. Nach seinem Tod wurden die Arbeiten eingestellt. Ein Ausflug lohnt sich trotzdem, kann man doch die größte intakte Glocke der Welt besichtigen sowie das Taj Mahal von Myanmar, die Mya-Thein-Tan-Pagode.
Eine Auswahl von den unglaublichen Dingen, die man in Myanmar sehen kann. Beste Reisezeit ist zwischen November und April, bester Augenblick – jetzt. Ende 2015 sind wieder Wahlen, und abermals kann sich alles ändern – zum Guten und zum Schlechten. Was aber bleibt, ist ein Land, das den Besucher von der ersten Minute an in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt.
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