"Blaukalk wurde etwa ins Lavanttal verkauft", behauptet FP-Landesrat Christian Ragger: "Damit ist nicht mehr nur das Görtschitztal, sondern ganz Kärnten betroffen." Umweltlandesrat Rolf Holub kann das nicht entkräften: Es gäbe Hinweise auf einen Schwarzhandel mit dem Gift - die Staatsanwaltschaft sei deswegen am Dienstag von dem neuen Verdacht informiert worden. Der Zementwerk-Betriebsleiter dementiert: Die Frage, ob Blaukalk in Wietersdorf an Landwirte verkauft wurde, beantwortet er mit "einem klaren Nein".
"Wir geben ein Bild von Vollidioten"
Klare Worte findet Holub zum Multiorganversagen der Landesregierung in dem HCB-Fall: "Wir geben ein Bild von Vollidioten. Brauchen wir eine Regierung zum Eröffnen von Kreisverkehren?" SP-Politikerin Beate Prettner, die für die Zustimmung zur Blaukalk-Verbrennung im Werk verantwortlich zeichnet, zeigt da weniger Einsicht: Sie habe sich nichts vorzuwerfen: "Das ist der größte Kriminalfall, den Kärnten zu bewältigen hat." Das Hypo-Desaster dürfte ihr bisher entgangen sein…
Landeshauptmann Peter Kaiser dagegen zieht erste Konsequenzen: Er will einen unabhängigen Umweltanwalt. "Ich würde mir wünschen, dass die zuständige Legislative der Exekutive diesen Auftrag erteilt." Fix ist vorerst aber nur ein Untersuchungsausschuss des Landtages, der ab Jänner unter Vorsitz des Görtschitztalers Willi Korak den Giftkrimi politisch aufrollen soll. Vielen Kritikern ist das nicht genug.
Helmut Purtscher von Global 2000 fordert, dass es "ein Köpferollen geben muss", HCB-Untersuchungen seien auszuweiten: "Interessant wäre ein humanes Bio-Monitoring, um mit Vergleichen abzuklären, welche Belastung die Menschen im Görtschitztal haben."
Suche nach Ursache für Verschmutzung
Im Zementwerk der Wietersdorfer Gruppe in Klein St. Paul wird unterdessen noch immer nach den genauen Ursachen für die Verschmutzung mit Hexachlorbenzol gesucht. Geschäftsführer Wolfgang Mayr-Knoch räumte ein, es habe offenbar Fehler bei der Verwendung von Blaukalk für die Zementproduktion gegeben. Die Messwerte seien aber noch nicht fertig analysiert.
Die Herstellung von Zement erfolgt laut Mayr-Knoch in einem mehrstufigen Verfahren, bei dem das Material in verschiedenen Arbeitsschritten unterschiedlich hohen Temperaturen ausgesetzt sei. Es sei wahrscheinlich, dass der mit HCB kontaminierte Blaukalk von der Deponie der Donauchemie in Brückl "zu früh", also bei noch zu niedrigen Temperaturen, zugesetzt worden sei. Anders sei es nicht möglich, dass das HCB nicht zur Gänze in ungefährliche Substanzen zerfallen und durch den Schornstein in die Umwelt gelangt sei.
"Auf HCB haben wir nicht untersucht"
Man müsse in der Produktion auf eine ganze Reihe von Substanzen achten, die nicht freigesetzt werden dürften, die Palette reicht von Dioxinen über Furanen bis zu Stickoxiden. "Auf HCB haben wir aber nicht untersucht, das mussten wir auch nicht", betonte Mayr-Knoch. Derzeit würden die Messreihen analysiert, um im Detail feststellen zu können, an welchem Punkt des Produktionsprozesses das HCB freigesetzt worden sei. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, könne man über die weitere Vorgangsweise diskutieren. Derzeit sei es für das Unternehmen jedenfalls das Wichtigste, dafür zu sorgen, dass es zu keiner weiteren Belastung für Umwelt und Bevölkerung mehr komme.
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