Holundersaft, Kartoffeln, Salate und andere Naturprodukte aus dem Görtschitztal sind laut Gesundheitsreferent Rolf Holub aktuell unbedenklich. Doch niemand kann sagen, ob der im Sommer geerntete Salat ebenfalls unbelastet war. Es gibt nämlich Hinweise, dass die Region schon länger mit dem Umweltgift kontaminiert worden ist. Denn das mit HCB belastete Futter etwa stammt nicht nur aus dem heurigen Sommer, sondern aus dem Vorjahr.
"Umweltabteilung hat Warnungen nicht ernst genommen"
"Das ist ein Kriminalfall! Wir werden diesen restlos aufklären", so Holub. Da die Umweltabteilung nach Angaben des Gesundheitsreferenten "die erhaltenen Warnungen nicht ernst genommen hat", will der Grünen-Politiker bei der Aufklärung des Falles mit Greenpeace und Umweltbundesamt zusammenarbeiten. Denn der Umweltreferent ist davon überzeugt, dass es neben der Zementanlage von Wietersdorfer weitere Emittenten gibt.
Schlimm ist es für die Bevölkerung, die von den Behörden sieben Monate lang über die HCB-Belastung nicht informiert wurde. Dafür werden nun immer mehr Produkte untersucht, von Bienenhonig bis hin zu erlegtem Wild. Dennoch will Landeskoordinator Albert Kreiner die betroffenen Bürger nicht auf das Gift untersuchen.
Hinweise auf Schwarzhandel mit Blaukalk verdichten sich
Zudem besteht, wie berichtet, der Verdacht, dass mit dem verseuchten Blaukalk auch ein Schwarzhandel betrieben wurde. "Die Hinweise verdichten sich", so Kreiner. "Wir überprüfen auch, warum Firmen diesen Kalk überhaupt abgegeben haben."
So hatte etwa die Donau Chemie in Brückl angegeben, Blaukalk aus der unbelasteten Deponie 3 an Landwirte zu verschenken. Kreiner: "Uns ist nicht bekannt, dass sie das dürfen. Schließlich stammt der Kalk aus einem Altlastengebiet." Man kontrolliere dies im Rahmen einer Sonderumweltinspektion - ebenso wie die Zementanlage von Wietersdorfer, wo das HCB freigesetzt wurde. "Wir sind dabei, alles aufzuklären", verspricht Kreiner. Etwa werde auch jenem Hinweis nachgegangen, "dass Wietersdorfer schon im Sommer freiwillig angeboten hat, Bauern Ersatzzahlungen zu leisten. Das wäre doch sehr interessant."
Sammelklage betroffener Landwirte in Vorbereitung
Indes bereitet ein Klagenfurter Anwalt bereits eine Sammelklage für betroffene Landwirte im Görtschitztal vor. "Im Nachbarschaftsrecht ist klar geregelt, dass die Landwirte Schadenersatz geltend machen können, auch wenn es für die Blaukalk-Verbrennung Genehmigungen gegeben hat und unabhängig davon, wo der Fehler passiert ist", beruft sich Jurist Michael Sommer auf die "Erfolgshaftung ohne Verschulden".
Neben materiellen Schäden - etwa durch den Austausch von Futtermitteln, Produktrückruf oder entgangene Einnahmen - könnten auch noch Feststellungsklagen für potenzielle gesundheitliche Schäden eingebracht werden. "Viele Bauern haben ja selbst die verseuchte Milch getrunken. Welche Auswirkungen das hat, wird man erst in Jahren wissen", so Sommer.
Dass die Bauern Opfer, nicht Täter sind, will auch Landwirtschaftskammerchef Johann Mößler hervorheben: "Es ist eine Schweinerei, die gesamte Bauernschaft des Görtschitztales generell der Umweltsünde zu verdächtigen."
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