Sie hüpfen, sie springen, sie jagen einander hinterher. "Fangerln spielen" könnte man es auch nennen. Es sind nur wenige Wochen alte Impalas, die den Krüger Nationalpark in Südafrika zu ihrem "Kindergarten" umfunktioniert haben. Bei aller Unbeschwertheit werden sie aufmerksam von den Muttertieren bewacht. Noch sind die kleinen Schwarzfersenantilopen in Sicherheit. Aber nur wenige Kilometer weiter lagert in einem ausgetrockneten Flussbett eine Löwenfamilie. Sie hat kürzlich einen fetten Bullen gerissen, und das bindet sie mindestens zwei Tage an diesen Ort. Aber dann…
Die Elefantenherde, die ebenfalls in der Umgebung des Sabie-Flusses unterwegs ist, lässt das kalt. Die kleinen Impalas interessieren sie nicht, und selbst die größeren Antilopen, die ihre mächtigen Hörner stolz präsentieren, sind unterhalb ihrer Wahrnehmungsschwelle. Nur dem wuchtigen Breitmaulnashorn gehen alle lieber aus dem Weg. Man will nicht stören, während sich das Tier von einem Vogel das Ohr putzen lässt und sein Horn an einem Baumstamm reibt. So ein Rhinozeros kann manchmal sehr ungemütlich werden.
Es ist die wunderbare Natur, die diese Geschichten schreibt. Und vermutlich nirgendwo kann man als Tourist auf so angenehme Weise stiller Beobachter sein. Von einem jener Jeeps aus, die in großer Zahl durch den Park rollen. Jeder Besucher muss sich dabei an die Regeln halten. Die wichtigste: Aussteigen streng verboten! Denn die Jeeps sind den Tieren von klein auf bekannt. Jede Abweichung vom gewohnten Bild erregt jedoch ihre Aufmerksamkeit.
Nahezu unberührte Natur
Namensgeber des Nationalparks war um 1900 Paul Krüger, Präsident der südafrikanischen Republik – ein Großwildjäger. Das Gebiet, das etwa die Fläche von Niederösterreich umfasst, hat sich seither prächtig entwickelt. Mehr als 120.000 Impalas gibt es heute, an die 14.000 Elefanten und zahllose andere Tiere. Nur die Nashörner sind in großer Gefahr – um ihre Hörner ist ein regelrechter Krieg entbrannt. Parkranger und Wilderer führen ihn mit unerbittlicher Härte. Das geriebene Horn hat wegen seiner angeblich potenzsteigernden Wirkung den Preis von Gold erreicht und ist vor allem in China und Vietnam beliebt.
Abgesehen von Sicherungsmaßnahmen ist die Parkverwaltung bemüht, möglichst wenig in die Natur einzugreifen. Zugefüttert wird nicht, nur bei der Wasserversorgung wird in Trockenzeiten nachgeholfen. Und Feuer ist auch und vor allem in der Savanne ein durchaus bekannter "Architekt" des Lebens.
Für eine Rast zwischen den Wildbeobachtungen eignen sich die Camps im Park. Dazu eine Anmerkung: Wer dabei an den einsamen Buschmann beim Lagerfeuer denkt, der den Verdurstenden aus der Wasserflasche labt, der irrt. Das größte Camp – Skukuza – erinnert ein wenig an ein kleines Städtchen mit Supermarkt, Tankstelle und Flughafen. 1.000 Menschen finden dort Platz zum Nächtigen.
Von karg bis üppig
Der Krüger Park im Nordosten des Landes wird bei Rundfahrten gerne mit der Südküste, der Garden Route, verbunden. Diese führt von Port Elizabeth 700 Kilometer durch landschaftlich zauberhafte Gebiete bis nach Kapstadt. Auf dem Weg ist alles von üppiger subtropischer Vegetation bis zu einer kargen Halbwüste, der Karoo, zu finden. Mittendrin im trockenen Teil: Oudtshoorn, die Straußenhauptstadt der Welt.
Kurz vor Kapstadt in der Umgebung von Stellenbosch liegt das Zentrum des südafrikanischen Weinanbaus. Skurriles Detail am Rande: Während in unseren Breiten stets die Sorge besteht, dass zu wenig Sonne die Qualität des Weines beeinträchtigt, ist in Südafrika ein Zuviel an Wärme das Problem. So müssen die Trauben vor der Weiterverarbeitung erst gekühlt werden.
Tückischer Tafelberg
Der Weg ist weit, aber das Ziel lohnt es: Kapstadt, eine der drei Hauptstädte des Landes, in der das Parlament tagt. Überragt wird die Metropole vom 1.000 Meter hohen Tafelberg. Jeder will hinauf, aber nicht alle schaffen es. Der Felsblock hat seine Tücken. An vielen Tagen im Jahr scheut er das Licht der Sonne. Wolken breiten sich wie ein Leintuch über den Felsen und versperren die einmalige Aussicht bis Robben Island. Jener Insel, wo Nelson Mandela – die legendäre Lichtgestalt Südafrikas – 18 Jahre im Gefängnis saß. Heute führen ehemalige Häftlinge übers Gelände.
Wellblechlawine in den Townships
Die Apartheid, durch die Farbige von allen auch nur etwas besseren Posten ausgeschlossen wurden, ist längst Vergangenheit. Für den Staat arbeiten zum Beispiel jetzt fast ausschließlich Schwarze. Einige wenige, die den Weg aus dem Township geschafft haben. Jenen Elendsvierteln, in denen Farbige früher leben mussten. Zwang gibt es heute zwar keinen mehr, aber das ändert nichts an ihrer tristen finanziellen Situation. Weshalb auch ein Großteil der schwarzen Bevölkerung noch immer in Wellblechhütten haust.
Ein solches Township zu besichtigen kann auch hochinteressanter Teil einer Reise sein, zum Beispiel in Port Elizabeth. Dabei bietet sich die Gelegenheit, mit Nelson, dem rührigen Guide, ein paar Worte in der Xhosa-Sprache zu erlernen. Da ist dann kurz Heiterkeit beim knallend-schnalzenden Zungenlaut garantiert. Denn der ist für uns Europäer schlicht unaussprechlich…
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