Viele Worte, viel Gitarre, viel Poesie und viel Zurückhaltung. So lässt sich „Elementary Seeking“ noch am zutreffendsten beschreiben. Während die Single „It Hurts“ (O-Ton: I’ve got a lack of passion since watching television and it hurts) zu den äußerst „flotten“ Tracks gehört, bewegen sich die restlichen 14 Songs der Platte innerhalb der dynamischen Grenzen der Unaufgeregtheit.
Ist das schlimm? Nein, nicht unbedingt. Wer was zum „Abhotten“ sucht, hat sich bei Mariha ohnehin in die Falsche verguckt. Wer gern und viel über Gott und die Welt nachdenkt, wird sie heiß, abgöttisch und innig - aber mit der notwendigen Zurückhaltung, meine Herren - lieben.
Und überhaupt: Nachdenken ist so eine Disziplin, die Mariha offenbar sehr gut liegt. Wenn sie singt, so ergießt sich ein Wasserfall aus Wortverschachtelungen. Und der zieht manchmal derartig schnell durchs Ohr, dass man fast den Eindruck bekommt, man hätte es hier mit einer zweiten Suzanne Vega zu tun. Die ist ja bekanntlich die Meisterin im „Schnell, aber unspektakulär“-Singen…
Instrumentiert ist „Elementary Seeking“ ganz ordentlich. Mariha, die selbst einen Großteil der Songs auf der Gitarre eingespielt hat, schart eine muntere Truppe aufgeweckter Musiker um sich, die ihr Handwerk – Gitarrenpop, gewürzt mit klitzekleinen Spuren von Bossa Nova und anderen lateinamerikanischen Genres – bis ins kleinste Detail beherrschen. Irgendwie schaffen sie's aber trotzdem, selbst bei schnelleren Songs immer smooth und neutral zu agieren. Genauso wie Mariha selbst, deren klare, zurückhaltende Stimme das ganze Album mit einem unaufdringlichen - aber leider auch etwas zu faden - Charme belegt.
Am besten passt „Elementary Seeking“ daher ins Auto. Bei einer Fahrt durchs Stadtzentrum sind die beruhigenden Vocals und der konstant plätschernde Wörterschwall – bei dem man aber trotzdem noch mitbekommt, worum’s ihr eigentlich geht – ein Allheilmittel gegen die Stress-Krankheiten des Großstadtdschungels.
Auf ihrer Homepage lässt Mariha in das neue Album reinhören und versorgt Interessierte mit ein paar Samples. Anspieltipps: „Nervous“, weil es beim Zuhörer genau das Gegenteil verursacht. „Further Deeper Closer“, weil es so zuckersüße Country-Musik ist. „I Got A Light”, weil die Lyrics wirklich gut sind. Und „Sir, What’s Your Name“, weil das der schnellste Track auf dem ganzen Album ist und man ihn braucht um nicht „über-relaxed“ zu werden.
Also: 7 von 10 unaufgeregten Entspannungsmomenten
Von Christoph Andert
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