Im Mittelpunkt des Interesses standen Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi. In einem "Handelsblatt"-Interview vom Freitag hatte er gesagt, das Risiko, dass die EZB ihr Mandat der Preisstabilität nicht erfüllen könne, sei höher als vor sechs Monaten. Die Vorbereitungen für "gegebenenfalls notwendige zusätzliche Maßnahmen" liefen. Experten deuteten die Äußerungen dahingehend, dass Draghi zum Kauf von Staatsanleihen im großen Stil bereit sei.
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Hinzu kamen neue, auch durch die Regierung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel verschärfte Spekulationen über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nach der Parlamentswahl am 25. Jänner. Der Chef der linken SYRIZA-Partei, Alexis Tsipras, hatte am Wochenende seine Drohung bekräftigt, im Falle eines Sieges Zins- und Schuldenzahlungen seines Landes einzustellen sowie den Spar- und Reformkurs des Landes zu beenden.
Tsipras sieht "Grexit"-Debatte als Schreckgespenst
Tsipras bezeichnete die Debatte über einen möglichen "Grexit" allerdings als Schreckgespenst. Der konservative Regierungschef Antonis Samaras und seine Hinterleute würden dieses Schreckgespenst benützen, um die Wähler zu terrorisieren, sagte der Linkspolitiker am Sonntagabend. Das werde ihnen nicht gelingen.
Seine künftige Regierung werde hart mit den Geldgebern für eine Lockerung der Sparmaßnahmen und einen Schuldenschnitt verhandeln, sagte der Oppositionsführer. Die Griechen könnten keine Sozialkürzungen mehr ertragen. Einseitige Maßnahmen werde es von seiner Seite nicht geben. "Es sei denn, wir werden dazu gezwungen", fügte Tsipras doppeldeutig hinzu.
Samaras warnt die Griechen immer wieder davor, ohne die Einhaltung des Reformprogramms werde Griechenland nicht aus der Rezession herauskommen und nie an die Finanzmärkte gehen können. Athen brauche auf den letzten Kilometern des Marathonlaufs zum Ende der Finanzkrise noch die Hilfe seiner Partner, so Samaras. Er hebt hervor, dass sein Hauptkontrahent Tsipras das Land zum Austritt aus der Euro-Zone führen werde.
Griechen-Presse locker: "Neue wilde Grexit-Spielereien"
Die griechische Presse ließ die Spekulationen über ein Euro-Aus des Krisenlandes größtenteils kalt. "Neue wilde Grexit-Spielereien" sah die angesehene Athener Zeitung der politischen Mitte, "Ta Nea". Die Berichte darüber erschienen aber erst auf Seite 17. Auch in den anderen Zeitungen fand die deutsche Diskussion kaum Widerhall. Grund: Die Debatte über den Austritt oder den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone findet in Griechenland bereits seit Wochen statt.
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