"Bild"-Bericht

Merkel lässt griechisches Euro-Aus durchspielen

Ausland
07.01.2015 06:19
Während die EU-Kommission die Debatte um einen Austritt Griechenlands aus dem Euro als "Zeitverschwendung" betrachtet, nimmt die deutsche Regierung von Kanzlerin Angela Merkel einen möglichen "Grexit" durchaus ernst: So soll Berlin einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge bereits konkrete Strategien für einen Griechen-Austritt aus der Euro-Zone entwickelt haben.

Heißt es von Seiten der EU-Kommission, Griechenlands "Zugehörigkeit zur Euro-Zone ist unwiderruflich", wie Kommissions-Vizepräsident Jyrki Katainen erklärte, scheint ein Austrittsszenario der Griechen für unsere deutschen Nachbarn nicht so einfach vom Tisch zu wischen zu sein. Das Bundeskanzleramt lasse derzeit Szenarien für einen möglichen Wahlsieg des Linksbündnisses SYRIZA bei der Parlamentswahl in dem Krisenstaat am 25. Jänner durchspielen, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwochabend unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin.

Bankenkollaps nach Euro-Aus befürchtet
Sollte das Bündnis um Alexis Tsipras gewinnen und den Reformkurs abbrechen, würde die ausstehende Rate von zehn Milliarden Euro an Hilfskrediten nicht an Athen überwiesen werden, so die "Planspiele" der Regierung. Käme es zum Austritt Griechenlands aus dem Euro - dem sogenannten Grexit -, könnte es nach Einschätzung der Regierungsfachleute einen Kunden-Ansturm auf griechische Banken geben, um Euro-Guthaben zu sichern, schrieb die Zeitung weiter. Ein Kollaps der Institute in dem Land könne die Folge sein. In diesem Fall müsste die EU-Bankenunion womöglich mit Milliardenzahlungen einspringen, hieß es.

SYRIZA-Chef zu Euro-Austritt: "Ammenmärchen"
Tsipras selbst kritisierte die Debatte indes erneut scharf: In einem Beitrag für die Internetzeitung "Huffington Post” warf er der Merkel-Regierung vor, "Ammenmärchen und Geschichten vom Austritt Griechenlands" zu erzählen. Die Zielsetzung seiner Partei beschrieb er als "Aussicht auf einen Kurswechsel für ganz Europa".

Mahnende Worte aus Österreich
Auch auch Österreich kamen zuletzt mahnende Worte. Sowohl Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) als auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) lehnen eine Diskussion über den "Grexit" ab, wie sie bereits zu Beginn der Woche klargemacht haben. Sie gehen beide davon aus, dass Griechenland seine Verpflichtungen gegenüber den internationalen Geldgebern einhalten wird. "Ich halte es für entbehrlich, einem Land, das vor Wahlen steht, auszurichten, was man da alles wie sieht", so Faymann. Auch Schelling sagte der deutschen "Welt", "man sollte sich nicht in die Wahlkämpfe anderer Länder einmischen, in einem Wahlkampf getroffene Aussagen auch nicht überinterpretieren."

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