Neuer Tiefstpunkt

Talfahrt des Euro: Wem hilft es? Wem schadet es?

Wirtschaft
07.01.2015 11:38
Der Kursverfall des Euro hat sich angesichts der Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank und einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion beschleunigt. Am Mittwoch fiel der Euro auf 1,1808 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit Ende Februar 2006 nicht mehr. Für Wirtschaft und Verbraucher wirkt sich der fallende Euro-Kurs ganz unterschiedlich aus - die Talfahrt ist schlecht für den USA-Urlaub und gut für den Export, Elektronikgeräte könnten zudem teurer werden.

Bereits am Montag war der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich bis auf 1,18605 Dollar - der tiefste Stand seit März 2006 – gefallen. "Sollte sich der Euro im Wochenverlauf nicht mehr erholen, könnte er schnell unter 1,15 oder sogar 1,12 Dollar absacken", warnte ein Händler nun am Mittwoch. Sowohl technisch als auch fundamental sei der Euro angeschlagen. Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise im Mai 2010 hatte die wichtige Marke von 1,1875 Dollar noch gehalten.

Preissturz an Ölmärkten drückt auf den Euro
Hauptgrund für die Schwäche sind die extrem niedrigen - zum Teil auch schon negativen - Zinsen, woran sich bis auf Weiteres nichts ändern wird, während in den USA 2015 eine Zinserhöhung im Raum steht. Zudem drückt der Absturz der Ölpreise auf den Euro. Das Nordseeöl Brent fiel am Mittwoch erstmals seit Mai 2009 wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar - und kostete nur noch etwa halb so viel wie im vergangenen Sommer.

"Grexit"-Debatte belastet Gemeinschaftswährung
Allerdings steht auch die politische Entwicklung in Griechenland im Fokus. Denn bei einer für den 25. Jänner angesetzten Neuwahl könnten die Wähler des Landes der ungeliebten Reformpolitik einen Denkzettel verpassen und sich für eine andere Politik entscheiden.

Dies hat eine neuerliche Debatte über einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ausgelöst. Viele Börsianer fürchten für diesen Fall einen Dominoeffekt. Auch die deutsche Regierung von Kanzlerin Angela Merkel nimmt einen möglichen "Grexit" durchaus ernst: So soll Berlin einem Bericht der "Bild"- Zeitung zufolge bereits konkrete Strategien für einen Griechen-Austritt aus der Euro-Zone entwickelt haben.

Was der fallende Euro für Verbraucher bedeutet
Unterschiedliche Auswirkungen hat die Euro-Talfahrt für Wirtschaft und Verbraucher. So haben etwa USA-Reisende das Nachsehen: Der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten wird durch den Fall der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar teurer. Denn die Produkte vor Ort behalten unabhängig von den Wechselkursen ihren Preis, nur ist ein Euro jetzt eben weniger wert.

Beim Einkaufen bleiben die Auswirkungen des sinkenden Euro-Kurses hingegen unklar. Zwar macht die Entwicklung den Import einiger Waren teurer, sie könnten im Supermarkt oder Kaufhaus also mehr kosten. Andererseits ist der Preiskampf gerade unter den Discountern stark - steigende Preise geben sie daher unter Umständen nicht an die Verbraucher weiter. Teurer werden möglicherweise Computer und andere Hightech-Geräte aus Asien, denn sie werden meist in Dollar gehandelt.

Tanken und Heizen könnten unterdessen noch billiger werden. Dies, obwohl früher ein schwacher Euro in der Regel höhere Ölpreise bedeutete, da der Rohstoff an den Weltmärkten in Dollar gehandelt wird. Doch aktuell fällt dies nicht ins Gewicht, da der Ölpreis seit dem Sommer kräftig gesunken ist, auch Heizöl wurde in den vergangenen Monaten immer billiger.

Euro-Schwäche könnte deutscher Wirtschaft helfen
Bei den Ausfuhren bringt der schwache Euro Vorteile. Denn ein Produkt mit festem Euro-Preis kostet nun beispielsweise in den USA weniger Dollar. Dies könnte die Nachfrage nach "Made in Germany" steigern. Das dürfte der deutschen Wirtschaft insgesamt helfen, die stark auf den Export ausgerichtet ist.

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