Memphis hat nur noch wenig Rock 'n' Roll im Blut. Die Stadt am Mississippi strauchelt – 27 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, die Wirtschaftskrise kostete in letzter Zeit mehr als 35.000 Menschen den Job. Und dennoch steht in Memphis der Inbegriff des amerikanischen Traums – das wahr gewordene Luftschloss Graceland zieht immer noch mehr als 600.000 Menschen alljährlich nach Tennessee. Sie pilgern durch die Traumwelt, die sich Elvis Presley hier als sein Heim einrichtete.
Derzeit wird der Andrang wieder besonders groß sein in dem opulenten Anwesen, das auch zu Presleys letzter Ruhestätte wurde – denn am 8. Jänner wäre Elvis 80 Jahre alt geworden. Und fast 40 Jahre nach seinem Tod lassen ihn die Menschen rund um den Globus wie eh und je hochleben.
Allabendliche Auferstehung
Im Jubel und Trubel rund um den ewigen King ist natürlich kein Platz für den alternden, aufgedunsenen Rockstar, der sich nur noch mit einem verheerenden Mix aus Schlaf- und Aufputschpillen von Tag zu Tag rettete – und schließlich am 16. August 1977 daran zugrunde ging. So darf der amerikanische Traum nicht enden – und so lebt Elvis immer noch. Das Geschäft rennt rund um den Geburtstag mehr denn je. Kein anderer Musiker spielt posthum so viel Geld ein, kein anderer erlebt allabendlich seine Auferstehung in Form Tausender Elvis-Imitatoren, die in glitzernden Jumpsuits die Hüften kreisen lassen.
Elvis ist immer noch ein gutes Geschäft. Tassen, Weihnachtsschmuck, T-Shirts, verziert mit Elvis-Konterfei, sind immer noch ein Renner. Und sogar das Schamhaar des einstigen Teenie-Idols wird zurzeit im Internet feilgeboten – Garantie auf Echtheit der Haarpracht gibt es freilich nicht.
Musikalischer Grenzgänger
"Es war, als ob er jedem einen Traum ins Ohr geflüstert hätte. Und wir alle träumten mit", meinte Bruce Springsteen einmal über den unvergleichlichen Wegbereiter des Rock 'n' Roll. Und das tat Elvis Presley nicht nur mit seinen großartigen Hits, mit denen er als Grenzgänger zwischen schwarzer und weißer Musik die gesamte Musikwelt aufrüttelte, sondern auch mit seiner Lebensgeschichte. Aus tiefster Armut an die absolute Spitze.
Elvis Presley wuchs in tiefer Armut auf, sein Vater musste wegen Scheckbetrugs ins Gefängnis, das Haus der Familie wurde gepfändet. In der Schule schlug sich der Junge mehr schlecht als recht. Eine Zukunft als Lastwagenfahrer lag vor ihm. Doch Elvis hatte Gold in der Kehle – und verwandelte es in echtes Gold. "That's All Right" brachte ihm 1954 den großen Durchbruch, nur drei Jahre später hatte er bereits zehn Nummer-1-Hits, besaß einen Cadillac und zog nach Graceland. Elvis und sein Manager Tom Parker, wegen seines militärischen Drills "Der Colonel" genannt, waren ein Marketing-Dreamteam.
Die Marke "King"
Die Musik reichte ihnen nicht, auch Hollywood musste zur Legendenbildung beitragen: In 30 Filmen verkörperte Elvis den singenden Helden – und erreichte so noch viel mehr schmachtende Mädchen als mit Live-Auftritten. Der King wurde zur Marke – und ist es bis heute geblieben.
Auch Memphis setzt auf diese Marke, nicht nur zum Geburtstag – Graceland hat Patina angesetzt, doch die will die Stadt nun entfernen. Elvis' Traumschloss wird renoviert, drum herum sind Hotelburgen und Elvis-Attraktionen geplant. Der Rock 'n' Roll soll nach Memphis zurückkehren und den Aufschwung bringen. Und dafür muss der King ewig leben...
Jubiläums-CD-Box
Weiterleben tut er zumindest einmal auf CD, denn zum 80. Geburtstag erscheint mit "Elvis 80" eine brandneue 3-CD-Box des "King". Die opulente Retrospektive der Musiklegende teilt sich in ein Best-of, eine CD mit den größten Balladen und ein Album mit Remixes und Neuauflagen bekannter Hits. Natürlich dürfen auch Duette mit Nancy Sinatra und Ann Margret ebensowenig fehlen wie die verschollen geglaubte lange Version von "Wooden Heart". Ein Fest für Presley-Fans.
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