Dennoch müssen Hunderte Beamte täglich ihren Dienst versehen und in Uniform auf die Straße gehen - womit sie sich selbst zu leicht angreifbaren Zielscheiben machen. "Allein in Wien haben wir nach den blutigen Anschlägen der letzten Tage in Paris ein Dutzend Objekte mehr zu beschützen", weiß Polizeisprecher Roman Hahslinger. Die "Krone" fragte bei einigen Polizisten nach. Unischerheit ist zu spüren.
"Das ist der Job, für den ich mich entschieden habe"
"Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, dass ich kein mulmiges Gefühl habe", so Polizist Christoph F., der vor dem französischen Konsulat in der Wiener Innenstadt seine Pflicht erfüllt. Er weiß, dass er aufgrund seiner Uniform für Terroristen ein Hass- und Zielobjekt ist. "Aber das ist der Job, für den ich mich entschieden habe - und die Bevölkerung zählt auf mich und meine Kollegen." Seiner Freundin aber wäre es lieber, wenn er für die nächsten Wochen oder Monate auf Urlaub gehen würde...
Selbst für den erfahrenen Uniformierten Josef D. - er ist derzeit als Wachposten vor einer jüdischen Schule in Wien-Brigittenau abgestellt - ist die aktuelle Gefahrenlage eine neue Erfahrung: "Man ist sensibler, aufmerksamer. Man beobachtet Personen und Fahrzeuge doch etwas anders als noch davor." Seine Frau blende die Situation und die Ereignisse in Frankreich aus. "Sie verdrängt das alles - sonst würde sie jede Sekunde in Angst leben."
Zwei seiner Kollegen in Wien-Döbling patrouillieren indessen rund um die "Krone". Die Exekutive legt nach dem Anschlag in Paris auf Medien ein besonderes Augenmerk. "Bislang passierten solche Taten meist in der Ferne - jetzt aber direkt vor unserer Haustür. Die Gefahr ist demnach deutlich spürbarer und die Angst größer", so einer der Beamten vor dem Pressehaus.
"Dürfen uns nicht mundtot machen lassen"
Auch Terror-Experte Amer Albayati bezeichnet die Lage in Österreich als "sehr brisant". Dank der Polizei sei die Situation derzeit unter Kontrolle. "Aber die Gewaltbereitschaft von einzelnen Personen und Gruppierungen ist nicht einschätzbar."
Albayati sieht neben der Polizei auch die Medien gefährdet. Sie seien an vorderster Front im Kampf gegen den Terror. "Aber wir dürfen uns nicht mundtot machen lassen", so der Experte. Viele seien in Moscheen, im Schulunterricht oder durch falsche Integration der Muslime radikalisiert worden. Auch der Experte selbst hat bereits zwölf Morddrohungen erhalten. "Aber ich kämpfe weiter gegen Terror und Gewalt und sage, was ich denke."
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