Causa Freigänger

Strasser, Martinz & Co: Zwischen Arbeit und Häfen

Österreich
12.01.2015 17:00
Dass Ex-Innenminister Ernst Strasser nach nur acht Wochen Haft bereits wieder als Freigänger arbeitet, wundert viele. Er ist aber nicht der einzige Promi-Häftling aus Simmering, dem die Justiz dieses Privileg gewährt. Auch Kärntner Hypo-Verurteilte wie der einstige VP-Boss Josef Martinz und ein Anwalt sind trotz hoher Strafen ebenfalls tagsüber draußen.

Ernst Strasser ist zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden – nach nur zwei Monaten hat er eine vergitterte Zelle mit dem gemütlicheren Wohntrakt für Freigänger getauscht. Sein einstiger Kärntner Parteikollege Josef Martinz hatte ähnliches Glück: Vergangenen Mai rückte er zu 4,5 Jahren Haft ein, die er wegen versteckter Parteienfinanzierung aus dem Hypo-Skandal in der Birnbacher-Affäre ausgefasst hatte – seit Herbst ist auch er Freigänger, fährt morgens zur Arbeit, kommt abends zurück.

"Vor dem Gesetz sind alle gleich"
Ebenso Gerhard Kucher, Anwalt in Klagenfurt, wegen eines Hypo-Stiftungskarussells in Liechtenstein zu vier Jahren verurteilt. "Sie erfüllen alle Anforderungen. Und es funktioniert mit ihnen problemlos", so Josef Schmoll, Leiter der Justizanstalt Simmering, der Wert darauf legt, dass es keinen "Promi-Bonus" gibt. "Aber auch keine Benachteiligung. Vor dem Gesetz sind alle gleich – der Hendl-Dieb wie der Ex-Politiker."

Und sie verdienen auch alle gleich: 1,88 Euro pro Stunde erhält der Häftling für seine Tätigkeit. Den Rest der Gage kassiert der Staat vom Arbeitgeber, Firmen, die entweder die Justiz oder auch der Häftling bringt. Schmoll: "Die 1,88 Euro werden gutgeschrieben. Der Häftling kann sich damit Hygieneartikel oder Kaffee kaufen. Und die Hälfte wird für den Tag der Entlassung zurückgelegt."

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