Nach Informationen der "Krone" will die Bundesregierung indes am "Saudi"-Zentrum selbst festhalten, das von dem ehemaligen saudi-arabischen Minister Faisal Abdulrahman bin Muaammar geleitet wird. Eine viel diskutierte mögliche Schließung der "Einrichtung für den interreligiösen Dialog" steht demnach vorerst außer Frage. Vielmehr müsse es nun eine "Neuaufstellung" des Zentrums geben und dessen Glaubwürdigkeit wiederhergestellt werden.
Kurz erklärte am Samstag, dass das Zentrum ohne grundlegende Veränderungen "keine Zukunft" habe. Es müsse ein "echtes Wiener Dialogzentrum der Religionen" werden, brauche Öffentlichkeit und Transparenz und müsse für Religionsfreiheit eintreten.
"Der Rücktritt von Bandion-Ortner war längst überfällig", kommentierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Grünen-Chefin Eva Glawischnig unterstellte Kurz eine "Verzögerungstaktik", und auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl meinte, dass Bandions Rücktritt "überfällig" gewesen sei, aber nichts ändere: "Das Zentrum muss geschlossen werden - und zwar sofort."
"Es wird nicht jeden Freitag geköpft"
Bandion-Ortner (48) hatte im Oktober 2014 mit unüberlegten Aussagen für Aufsehen gesorgt und das Abdullah-Zentrum in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Die stellvertretende Generalsekretärin erklärte damals unter anderem, dass in dem Königreich auf der Arabischen Halbinsel "nicht jeden Freitag geköpft" werde. Die Abaya, den verpflichtenden schwarzen Mantel für Frauen von Kopf bis Fuß, bezeichnete die ehemalige Richterin und Justizministerin als "angenehmes Kleidungsstück".
Das Zentrum wird angeblich nahezu vollständig von Saudi-Arabien finanziert, Bandion-Ortner soll für ihre Tätigkeit als stellvertretende Generalsekretärin 11.000 Euro im Monat kassiert haben.
Die Einrichtung ist offiziell dem interreligiösen Dialog verschrieben - im Gründerland ist allerdings die Ausübung anderer Religionen als des Islam verboten, zudem sorgt es immer wieder durch mittelalterliche Bestrafungsmethoden für Aufsehen. Zuletzt hatte Bundeskanzler Werner Faymann eine Schließung des Zentrums als "durchaus vorstellbar" bezeichnet, wollte aber eine endgültige Beurteilung durch Außenminister Kurz abwarten.
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