Wollte nach Syrien

Athen: Verhafteter Belgier kein Terror-Anführer

Ausland
18.01.2015 08:34
Bei der Suche nach möglichen Hintermännern des in Belgien vereitelten Terroranschlags haben sich Festnahmen in Griechenland als falsche Fährte entpuppt. Ein Sprecher der belgischen Staatsanwaltschaft sagte der dpa am Samstagabend, beide Fälle hätten nichts miteinander zu tun.

In griechischen Medienberichten hatte es zuvor geheißen, unter den vier festgenommenen Extremisten sei auch der Anführer der im ostbelgischen Verviers enttarnten vermeintlichen Terrorzelle. Abdelhamid A., der seinen Wohnsitz in Brüssel hatte, wollte sich allerdings dem Islamischen Staat in Syrien anschließen. Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA meldete, wurde der 27-Jährige von einer Anti-Terror-Einheit der Polizei in Athen gestellt.

Aus dem Polizeihauptquartier in Athen hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, bereits am Abend des Polizeieinsatzes in Verviers sei ein Amtshilfeersuchen der belgischen Polizei eingegangen sei. Seither seien Personen sowie Informationen überprüft worden. Die griechische Polizei wollte sich jedoch erst nach Abschluss der Ermittlungen äußern.

Alarmzustand in Belgien
In Belgien herrscht Alarmzustand, seitdem die Polizei nach eigenen Angaben einen größeren Anschlag von Islamisten auf Polizisten vereitelt hat. Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Verviers waren am Donnerstag zwei gesuchte Extremisten ums Leben gekommen und landesweit mehr als ein Dutzend festgenommen wurde. Am Samstag nahm die belgische Polizei drei weitere Terrorverdächtige in Gewahrsam.

In Brüssel bewachen Soldaten das Jüdische Museum, wo ein Attentäter im vergangenen Mai vier Menschen ermordet hatte. Das Militär unterstützt die Polizei auch in Antwerpen. Die Regierung hatte angekündigt, bis zu 300 Soldaten in den großen Städten einzusetzen. Unter dem Eindruck der Bedrohung wurde ein Zwölf-Punkte-Plan zum Kampf gegen Terrorismus und Radikalismus auf den Weg gebracht. Die Behörden riefen die zweithöchste Terrorwarnstufe für das Land aus.

Auch in Deutschland wird ermittelt
Auch die deutschen Sicherheitsbehörden gehen vermehrt gegen Islamisten vor. Derzeit gebe es Verfahren gegen etwa 350 Beschuldigte im Zusammenhang mit dem in Syrien und im Irak kämpfenden IS, sagte der deutsche Justizminister Heiko Maas der "Bild am Sonntag" - ein Anstieg von rund 50 seit Ende November. Das zeige, dass das Strafrecht wirke, sagte der SPD-Politiker dem Blatt. Eine Gesetzesverschärfung sei nicht nötig.

Die Zeitung berichtete zudem, dass zwei am Freitag in Berlin festgenommene mutmaßlichen Islamisten mit Anschlägen in Syrien in Verbindung gebracht werden. Ismet D. und Emin F. sollen unter anderem an der Finanzierung eines Anschlags auf syrische Soldaten im vergangenen Jahr beteiligt gewesen sein.

100 Islamistenzellen im Visier
Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Deutschland beobachtet unterdessen seit dem vergangenen Jahr landesweit rund 100 Islamistenzellen. Es handle sich dabei um Gruppen und Netzwerke von jeweils zehn bis 80 Menschen, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Konkrete Anschlagspläne seien bei diesen Gruppierungen bisher nicht bekannt geworden.

Auch der marokkanischen Polizei gelang ein Ermittlungserfolg. Das Innenministerium in Rabat vermeldete am Samstag die Festnahme von acht Mitgliedern einer Extremistenzelle, die Kämpfer zum IS nach Syrien und in den Irak geschickt habe. Die Gruppe sei in mehreren Städten aktiv gewesen.

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