Wann Windows 10 kommt, ließ Microsoft abermals offen ("later this year"). Dafür gewährte der Konzern nach der ersten kurzen Vorstellung Ende September vergangenen Jahres nun erstmals tiefere Einblicke in sein kommendes Betriebssystem, das - so die erste gute Nachricht des Abends - für die Besitzer von Windows 7, 8 und 8.1 im ersten Jahr als kostenloses Upgrade erhältlich sein soll.
"Windows als Service"
Essentiell für Microsoft ist dabei, wie in der Vergangenheit bereits angekündigt, dass Windows künftig nicht mehr schubweise alle paar Jahre, sondern kontinuierlich erneuert werden soll: Windows als Service, so das Motto. Damit, so hofft Microsoft, soll es zum einen Entwicklern, die bislang viele unterschiedliche Versionen des Betriebssystems berücksichtigen mussten, künftig leichter fallen, Anwendungen für sämtliche Windows-10-Geräte bereitzustellen; zum anderen sollen Nutzer von einem "stetigen Strom von Innovationen" profitieren, wie Nadella sagte. Was das für das Geschäftsmodell bedeutet - möglich wäre etwa eine jährliche Abo-Gebühr -, ließ Microsoft jedoch offen.
Cortana kommt auf den Desktop
Zu den von der ersten Vorstellung bereits bekannten "Innovationen" von Windows 10, wie einer in die Taskleiste integrierten Suche, dem zurückgekehrten Startmenü oder dem sogenannten Continuum-Modus, der bei 2-in1-Geräten automatisch erkennt, ob sich das Gerät gerade im Tablet- oder Notebook-Modus befindet und die Ansicht dementsprechend für die Steuerung per Maus oder Touch optimiert, gesellten sich am Mittwochabend neue Funktionen. Die wohl wichtigste: Microsofts persönlicher Sprachassistent Cortana macht den Sprung vom Smartphone (Windows-Phone-Nutzern hierzulande steht der Assistent bislang nur in einer Alpha-Version zur Verfügung) auf den Desktop und soll so "ganz neue natürliche Wege der Interaktion mit einem Computer" ermöglichen.
Demnach soll Cortana anhand von E-Mails, Social-Media-Aktivitäten, Kalendereinträgen und Co. seinen Nutzer kennen und verstehen lernen, um diesen dann proaktiv mit Informationen zu versorgen. So verfolgt das System im Hintergrund etwa bestimmte Flugzeiten, um den Nutzer über etwaige Verspätungen zu informieren, sobald dieser den Namen der Fluglinie in die Adressleiste des Browsers eingibt. Cortana soll aber auch auf Zuruf Musik abspielen, die Fotos vom vergangenen Urlaub anzeigen oder sich E-Mails diktieren lassen.
Wie viel Cortana über seinen Nutzer wisse, liege jedoch ganz in dessen Hand, beschwichtigte Microsoft. Bestimmte Interessensgebiete oder Aktivitäten, die Cortana verfolgt, sollen sich demnach manuell hinzufügen oder eben entfernen lassen. Darüber hinaus, auch das für viele sicherlich eine beruhigende Nachricht, soll sich das System auch ohne Spracheingabe, also per Tastatur bedienen lassen.
Einheitliche Bedienungen auf allen Geräten
Entscheidend für eine "natürliche Interaktion" soll aber auch sein, dass sich Anwendungen unter Windows 10 auf allen Geräten gleich anfühlen und bedienen lassen. Stichwort: "universelle Apps". So sollen künftig auch Besitzer eines Smartphones mit Windows 10 vom vollen Funktionsumfang eines Word, Excel oder PowerPoint profitieren, inklusive beispielsweise aller Formatierungsmöglichkeiten. Die Bedienung der Office-Programme sei zu diesem Zweck für die Touch-Eingabe optimiert worden, erklärte Microsoft.
Für den Gebrauch auf Smartphones und Tablets unter einer Größe von sieben Zoll verbessert wurden zudem Outlook Mail und Outlook Kalender oder die Fotos-App, die nun off- wie offline gespeicherte Aufnahmen unter einem Dach bündelt, auf Wunsch automatisch Bilder verbessert (Rote-Augen-Korrektur, Helligkeit, Kontrast) oder ebenso automatisch Foto-Alben erstellt und diese auch gleich mit Angaben zu Zeit, Ort, beteiligten Personen sowie einem Titel versieht.
Microsoft enthüllt neuen Browser
Eine gesteigerte Produktivität verspricht außerdem der neue Browser, den Microsoft am Mittwochabend erstmals offiziell vorstellte. Codename: Project Spartan. Er soll unter anderem mit einem Notizen-Modus daherkommen, der es ermöglicht, unmittelbar auf einer zu diesem Zweck "eingefrorenen" Website Notizen oder Kommentare zu hinterlassen - sei es per Finger, Stylus oder Tastatur - und diese Seite anschließend zu speichern oder zu teilen. Ein Lese-Modus wiederum soll Websites in ein für ihr jeweiliges Gerät optimiertes Lese-Format verwandeln.
Interessante Artikel sollen sich darüber hinaus einer Leseliste hinzufügen und für den späteren Offline-Gebrauch sogar speichern lassen. Zu guter Letzt hält auch Cortana in den Browser Einzug, um dort über eine eigene Suchzeile mit Rat und Tat sowie Kontextinformationen, etwa den Kalorienangaben zu einer im Text der Website markierten Speise, zur Seite zu stehen.
Fokus auf Gaming
Dass Microsoft nach Cortana mit Project Spartan abermals auf seine erfolgreiche Xbox-Videospielserie "Halo" anspielt, dürfte übrigens nicht von ungefähr kommen: Am Mittwochabend unterstrich Microsoft den großen Stellenwert, den Gaming unter Windows 10 haben soll. Viele von der Xbox bekannte Funktionen werden dafür in das Betriebssystem integriert, allen voran die sozialen Interaktionsmöglichkeiten. Über eine zentrale Anlaufstelle sollen Nutzer mit befreundeten Gamern per Instant Message, Text- oder Voice-Chat in Kontakt treten oder ihre besten Spielmomente in Videoform teilen können.
Die von der Konsole bekannte "Game DVR" bekannte Funktion, die automatisch die letzten 30 Sekunden eines Spiels speichert, um unvorhergesehene Höhepunkte festzuhalten, wird zu diesem Zweck von der Konsole übernommen. Ebenfalls spannend: PC- und Xbox-Gamer sollen künftig gemeinsam bzw. gegeneinander plattformübergreifend spielen können, wie Microsoft anhand des kommenden Action-Rollenspiels "Fable Legends" demonstrierte. Und: Xbox-Games sollen sich auf jeden PC und jedes Tablet mit Windows 10 streamen lassen. Im Gegenzug sollen künftig verstärkt Windows-Apps auf die Konsole kommen - mehr Details dazu möchte Microsoft zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.
Kurz vorgestellt wurde außerdem die neue DirectX-Version 12, die laut Microsoft trotz verbesserter Performance im Vergleich zur aktuellen Version 11 nur halb so viel Strom fressen soll, um anspruchsvolle Spielegrafik auch "dauerhafter" auf mobilen Geräten zu ermöglichen.
Neue Hardware: Surface Hub und HoloLens
Neben den zahlreichen Software-Neuerungen präsentierte Microsoft schließlich und zur Überraschung aller auch zwei gänzlich neue Hardware-Produkte, die den Umgang des Menschen mit Technologie, sei es am Arbeitsplatz oder zu Hause, in Zukunft revolutionieren sollen. Das "Microsoft Surface Hub", eine Art 84 Zoll große digitale Tafel mit 4K-Auflösung zum An-die-Wand-Hängen im Konferenzzimmer, geriet durch die zweite Hardware-Neuvorstellung des Abend allerdings schnell in den Hintergrund.
Mit Windows Holographic und der dazugehörigen HoloLens-Brille präsentierte Microsoft ein laut eigenen Angaben bereits seit Jahren im Geheimen entwickeltes Hologramm-System, das - anders als aktuelle Virtual-Reality-Brillen - "die Technologie in unsere Welt bringen" und Inhalte aller Art in unsere direkte Umgebung projizieren soll, um dann dort mittels Sprache oder Gesten mit ihnen zu interagieren.
"Holodeck" im Wohnzimmer
Voraussetzung dafür ist die HoloLens - eine Art Brille mit halbdurchsichtigen Display-Gläsern, die zur Erfassung der Umgebung sowie der eigenen Bewegungen neben einer CPU und GPU sowie allerlei Sensoren über einen dritten Prozessor verfügt: der sogenannten HPU (Holographic Processing Unit). So soll das System ohne externe Kameras, Markierungieren.
Über eine App namens "Holo Studio" soll es dann beispielsweise möglich sein, nicht nur eigene Hologramme zu erstellen, sondern diese mittels 3D-Druck auch in tatsächlich existierende Objekte zu verwandeln, wie Microsoft anhand einer eigens entworfenen Kameradrohne demonstrierte.
Dem Konzern nach soll das System "im selben Zeitrahmen" wie Windows 10, das sämtliche Programmierschnittstellen zu dessen Unterstützung bereits inkludiert, erhältlich sein. Was der futuristische Spaß, der das Wohnzimmer in ein "Holodeck" wie in "Raumschiff Enterprise" verwandelt, kosten wird, ließ Microsoft vorerst offen.
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