Nach der Einschätzung des in Deutschland geborenen muslimischen Geistlichen türkischer Herkunft ist Saudi-Arabien in mehrfacher Hinsicht rückständig: Dass z. B. Frauen nicht Auto fahren dürften, habe "auch mit dem Islam nichts zu tun", sagte Demir gegenüber der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Wer so denke, sei "in der Zeit stehen geblieben" und lebe "wie vor 1400 Jahren".
Der Blogger war im Mai vergangenen Jahres zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1.000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll. Der Fall löste weltweit Kritik aus.
"Idioten, die Religion missbrauchen"
Imam Demir wurde durch eine gemeinsame Reise mit dem Wiener Rabbi Schlomo Hofmeister nach Jerusalem Ende 2014 und seine wertschätzende Haltung gegenüber Juden und Christen weit über seine Gemeinde hinaus bekannt. Demir verurteilt "Idioten, die Religion missbrauchen", sieht keinerlei Beleg für Ehrenmorde im Koran und bezeichnet Verzeihen auch bei beleidigenden Karikaturen als "besser als bestrafen".
Auch über die islamistischen Terrorattacken in Paris äußerte sich der Imam unmissverständlich. Der "feige Angriff" auf Charlie Hebdo sei auch einer "auf Muslime, auf den Islam, auf die Lehre des Propheten" gewesen. Die große Mehrheit der Muslime wende sich gegen den Missbrauch ihrer Religion, "aber manche Muslime müssen ihre Religion erst richtig lernen".
Aus Feindschaft Freundschaft machen
Auf die Frage, wie er persönlich mit Karikaturen über den Propheten Mohammed umgeht, antwortete der Imam: "Das ist ja nicht der Prophet Mohammed." Zugleich betonte Demir: "Es ist nicht ok, jemanden zu verletzen. Der Karikaturist weiß es oft nicht, dass er mit seiner Zeichnung verletzt. Aber wir müssen es ignorieren, cool bleiben wie der Prophet Mohammed. Auch in seiner Zeit hat man ihn beleidigt und er hat nichts dagegen getan." Im Koran stehe in Sure 41 die Aufforderung "Wehret das Böse mit dem Guten, und aus Feindschaft wird Freundschaft."
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