Zwei Hundebesitzer bieten in Zermatt im Schweizer Kanton Wallis ihre zehn Vierbeiner für Fotoshootings mit Touristen an. Doch was für Urlauber lediglich ein nettes Erinnerungsfoto ist, soll nach Angaben von Caroline Regenass, Tierärztin beim Schweizer Tierschutz, oftmals zur regelrechten Qual für die vierbeinigen Stars werden, wie sie gegenüber der Schweizer Onlineplattform "Watson" erklärte. "Für die Fototermine müssen die Hunde manchmal stundenlang stillsitzen", erklärt die Veterinärin.
Leben der Vierbeiner eine "Katastrophe"
Ähnlich kritisch sieht auch die Hundebeauftragte vom Oberwalliser Tierschutz, Sylvia Nanzer, die Behandlung der Bernhardiner. Wie sie gegenüber der Schweizer Nachrichtenseite "20 Minuten" berichtet, sei das Leben der Vierbeiner eine regelrechte "Katastrophe". So würden die Tiere bei Shootings, die nicht selten den ganzen Tag in Anspruch nehmen, regelmäßig überfordert werden.
Die Dauer der Fototermine sei für die Vierbeiner viel zu lange. "Ein Hund sollte solch eine 'Arbeit' maximal zehn Minuten machen, sonst beginnt er, auffälliges Verhalten zu zeigen", erklärt die Tierpsychologin gegenüber dem Web-Portal. Nicht selten schlage diese Überforderung bei manchen Hunden schließlich in Aggressivität um, obwohl das im Grunde wider ihr Naturell sei - denn eigentlich seien Bernhardiner von Natur aus äußerst gutmütig.
Entzündete Augen, mangelnde Bewegung
Doch nicht nur psychische, sondern auch körperliche Folgen soll das Fotoshooting auf die Hunde haben. Da die Bernhardiner oftmals den gesamten Tag über bei strahlendem Sonnenschein im Schnee verbringen müssen, führe das bei den Tieren aufgrund der Lichtreflexionen nicht selten zu tränenden und entzündeten Augen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Bewegung der Vierbeiner vor und nach den Fotoshootings. So würden die Tiere in Zwingern auf dem Grundstück eines leer stehenden Hauses gehalten werden, hätten dabei keine ausreichenden Auslaufmöglichkeiten und würden oft alleine gelassen werden, kritisiert Tierärztin Regenass.
"Im Moment nichts Illegales"
Bereits Ende November stattete daher der Oberwalliser Tierschutz gemeinsam mit dem Schweizer Tierschutz einem der Hundebesitzer einen Besuch ab. Die dort gewonnen Eindrücke stimmten die Tierschützer nicht sonderlich positiv. Tatsächlich seien die Haltungsbedingungen verbesserungswürdig, hieß es. Allerdings: "Im Moment gibt es nichts Illegales zu vermelden", so die Einschätzung des Walliser Kantonstierarztes Jerome Barras gegenüber "Watson".
Untätig blieb man dennoch nicht. Mithilfe eines Arbeitsprogramms für die Vierbeiner solle in Zukunft verhindert werden, dass sich die Hunde überanstrengen, so Barras. Auch wurden einige Tiere, die bereits zu alt und schwach für die Fotoshootings sind, auf Anordnung des Veterinärs nicht mehr für Termine zu Verfügung gestellt. Zudem seien weiterhin Kontrollen - auch unangekündigt - im Gange, so Barras. "Ich werde mich beim Bundesamt für Veterinärwesen erkundigen, ob es in diese Richtung eine gesetzliche Grundlage gibt", erklärt Barras gegenüber dem Nachrichtenportal.
"Fotos zwar hübsch, aber Hunde müssen dafür leiden"
Nicht zuletzt dürfte jedoch die Nachfrage nach den tierischen Erinnerungsbildern das wohl größte Problem sein. "Solche Fotos sind zwar hübsch, die Hunde aber müssen dafür leiden. Das muss man sich immer vor Augen halten, wenn man solche Bilder mit nach Hause nimmt", so Hundebeauftragte Sylvia Nanzer. Als Urlauber auf ein Foto mit Bernhardiner zu verzichten, wäre wohl ein großer Schritt in die richtige Richtung.
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