Es war der erste Titel seit zehn Jahren, als die Patriots 2002, 2004 und 2005 als bisher letztes Team eine Serie geschafft hatten. Drei Jahre nach der 17:21-Finalniederlage gegen die New York Giants zogen Brady und Co. mit den Giants und den Green Bay Packers in der ewigen Bestenliste gleich. Mehr Titel haben nur die Pittsburgh Steelers (6) sowie die Dallas Cowboys und die San Francisco 49ers (je 5) gewonnen.
Manipulationsverdacht im Halbfinale
Es war wohl auch eine Genugtuung für das Siegesteam, das in den vergangenen Wochen wegen zu wenig stark aufgepumpter Bälle im Halbfinale gegen die Indiana Colts (45:7) unter Manipulationsverdacht geraten war und viel Medienschelte überstehen musste. "Wir haben das Halbfinale gewonnen und wir haben heute 28:24 gewonnen", meinte Patriots-Eigentümer Robert Kraft. "Unsere Leute haben die Bälle nicht angerührt. Ich bin so stolz auf Brady und (Coach Bill) Belichick wie sie sich verhalten haben."
Die als "Deflategate" bekannt gewordene Affäre ist allerdings noch nicht ganz ausgestanden, die NFL ermittelt und zwei Wochen Berichterstattung darüber können wohl auch mit dem Super-Bowl-Sieg nicht ausgelöscht werden. Doch Kraft wollte sich freilich die Siegesparty nicht verderben lassen, schließlich blickt er seit dem Kauf der Franchise vor 20 Jahren auf eine der größten Erfolgsstorys des US-Sports zurück. 15 Mal im Play-off, sieben Super Bowls, davon vier gewonnen.
Passrekord für Brady
Brady wurde zum dritten Mal in einem Super Bowl zum wertvollsten Spieler gewählt und er hat auch wieder einige Rekorde gebrochen. U.a. hält er nun bei 13 Touchdown-Pässen im Super Bowl, womit er Joe Montana (11/San Francisco 49ers) als Rekordhalter ablöste. Mit dem vierten Triumph zog er mit Montana und Terry Bradshaw gleich, dieses Spielmacher-Trio hat es als bisher einziges der NFL-Geschichte geschafft, viermal den Super Bowl zu gewinnen.
"Es war einfach sehr viel mentale Stärke, das ganze Team hatte sie", erklärte Brady, wie es die Mannschaft trotz der Kritik im Vorfeld geschafft hat, fokussiert zu bleiben. "Der Coach sagt immer: hört nicht auf den Lärm und kontrolliert, was ihr kontrollieren könnt."
Der Erfolgscoach Bill Belichick selbst, der 2007 wegen Videospionage bei einem Gegner ("Spygate") zu einer Strafe von 500.000 US-Dollar verurteilt worden war, wollte von den letzten Aufregungen nichts mehr wissen. "Ich habe darüber schon gesprochen und dem habe ich nicht hinzuzufügen. Ich bin glücklich für unser Team. Wir haben ein schweres Spiel gewonnen. Dieses Team verdient es, Champion zu sein."
Entscheidender Touchdown zwei Minuten vor Schluss
Allerdings brauchte New England ein starkes Schlussviertel, um den Seahawks die Titelverteidigung zu verderben. Nach drei von vier Spielabschnitten hatte Seattle vor 70.288 Zuschauern verdient mit 24:14 vorne gelegen. In der 53. Minute brachte Danny Amendola die Patriots mit einem Touchdown auf 21:24 heran. Zwei Minuten vor Spielschluss fing dann Teamkollege Julian Edelmann einen kurzen Pass von Brady in der Seattle-Endzone zum 28:24.
Die Entscheidung fiel allerdings erst, als Patriots-Safety Malcolm Butler 20 Sekunden vor Ablauf der Spieluhr einen Pass von Seahawks-Quarterback Russell Wilson direkt vor der eigenen Endzone abfing und somit einen sicher scheinenden Touchdown für Seattle verhinderte.
In Boston laufen mittlerweile schon die Vorbereitungen auf die große Siegesfeier. Eine Parade samt Party wird die heimkehrenden "Helden" empfangen. "Gratulation den Patriots und der gesamten 'Patriot-Nation' zu einem wohlverdienten Super-Bowl-Sieg. Ihr habt Boston und New England sehr stolz gemacht", tönte Bostons Bürgermeister Marty Walsh.
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