Prozess beendet

13 Jahre Haft für Tims Peiniger

Ausland
06.03.2006 18:25
Vier Monate nach dem gewaltsamen Tod des kleinen Tim aus Elmshorn hat das deutsche Landgericht Itzehoe am Montag den 38- jährigen Angeklagten zu 13 Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Ex-Freund der Mutter den Zweijährigen im November brutal geschlagen und geschüttelt hat. Der Junge war wenige Stunden später an den Folgen einer schweren Hirnschwellung gestorben.

"Es ist hinreichend erwiesen, dass der Angeklagte den Jungen getötet hat", sagte der Vorsitzende Richter Eberhard Hülsing in seiner Urteilsbegründung. "Ihre Tat verdient tiefste Verachtung", sagte Hülsing in Richtung des reglosen Angeklagten.

Wegen Strafmilderung 13 Jahre Knast
Mit dem Spruch blieben die Richter ein Jahr unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Höchststrafe beträgt 15 Jahre Haft. Die Ankläger hatten für den arbeitslosen Bautischler eine 14-jährige Haftstrafe gefordert. Strafmildernd wertete das Gericht die fehlenden Vorstrafen, sonst gebe es keine Gründe für Milde: Man stehe fassungslos vor dieser Tat, sagte Hülsing. Verteidiger Christoph Heer plädierte für einen Freispruch - es gebe zu viele Unklarheiten und Widersprüche. Noch vor der Urteilsverkündung kündigte Heer an, in Revision zu gehen.

Bis heute keine Reue gezeigt
Sein Mandant hatte vor Gericht vehement jegliche Verantwortung für den Tod des Jungen bestritten. Wie das Kind starb, könne er sich nicht erklären. Doch das Gericht glaubte ihm nicht: "Das nehmen wir ihnen nicht ab", hatte Richter Hülsing bereits am zweiten Prozesstag zu den widersprüchlichen Aussagen des 38-Jährigen gesagt. Bis heute habe er keine Worte des Bedauerns gefunden, sondern nur sich selber bemitleidet.

Tim wurde zu Tode geprügelt
Laut Aussage der rechtsmedizinischen Gutachter war der Zweijährige vor seinem Tod heftig geschüttelt und mehrfach mit dem Kopf gegen einen flachen Gegenstand - vermutlich eine Wand - geschlagen worden und an einer starken Hirnschwellung gestorben. Zwölf Stunden dauerte der Todeskampf des Kindes, sagte Hülsing. Bei den Untersuchungen seien auch Verletzungen gefunden worden, die bis zu einer Woche alt gewesen waren, als Tim starb. Unbeantwortet blieb die Frage nach dem Motiv für die Tat. "Sie haben das Kind ohne jeden Sinn getötet", sagte Hülsing.

Wollte dem Kind "Benehmen beizubringen"
Der Ex-Freund der Mutter hatte den Jungen für mehrere Tage in seiner Obhut, um nach eigener Aussage die mit der Erziehung überforderte Frau zu entlasten und dem Kind "Benehmen beizubringen". Der Mann habe versucht den Jungen mit kasernenhofartigen Befehlen zu drillen. "Tim hatte keine Chance", sagte der Richter. Der Angeklagte blieb bis zum Schluss bei seiner Version: Er habe Tim am Morgen des 9. November tot auf dem Sofa in seiner Wohnung entdeckt. Am Abend zuvor sei der Junge beim Duschen gestürzt und habe sich dabei leicht am Kopf verletzt.

Doch dieser Version schenkte die Kammer keinen Glauben. "Sie versuchen nur die Schuld auf andere zu schieben", sagte Richter Hülsing. Der Angeklagte habe seine Einlassungen immer dem jeweiligen Ermittlungsstand angepasst, sagte Staatsanwalt Peter Müller-Rakow in seinem Schlusswort in der vergangenen Woche. Aus der rechtsmedizinischen Untersuchung gehe eindeutig hervor, dass ein Sturz als Todesursache ausscheide, befand die Kammer.

Leiche in einer Sporttasche versteckt
Die Leiche des Jungen packte der Mann einen Tag nach dem Tod des Kindes in eine Sporttasche und versteckte sie einem Garten in der Nähe von Tims Zuhause. Der "Fall Tim" hatte im November bundesweit für Trauer und Entsetzen gesorgt. Sechs Tage lang hatten Polizei und Feuerwehr mit einem Großaufgebot vergeblich nach dem Kind gesucht. Am 16. November schließlich fanden Ermittler die Leiche. Noch am Nachmittag verhaftete die Polizei den dringend verdächtigen Lebensgefährten der Mutter.

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