Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung unter 500 heimischen Jugendlichen hervor, die von der Initiative Saferinternet.at in Auftrag gegeben wurde. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in dieser Infografik zusammengefasst:
Befragt wurden Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Ergebnisse zeigen eindringlich, dass Sexting mittlerweile auch in Österreich Alltag ist.
Jeder dritte Jugendliche empfängt Sexnachrichten
Jeder zweite Jugendliche hat Bekannte, die schon einmal Sexting betrieben haben. Interessanterweise schwankt diese Quote stark nach Geschlecht. Während zwei von fünf Burschen Bekannte haben, die Sexting betreiben, sind es bei den Mädchen fast zwei Drittel.
Sexting-Nachrichten empfangen hat bereits jeder dritte Österreicher zwischen 14 und 18 Jahren. Sich selbst nackt zu fotografieren ist für 16 Prozent der Jugendlichen ein Thema, rund jeder zehnte verschickt die Sexfotos danach auch.
Sexting ist oft Bestandteil des Flirtgehabes
Darauf angesprochen, von wem die Sexnachrichten kommen, antwortete die Mehrheit, sie von Freunden und Flirtpartnern erhalten zu haben. Dahinter folgen fixe Partner und Wildfremde, beides wurde von 24 Prozent der Befragten genannt. Auch von Expartnern bekommen Österreichs Jugendliche bisweilen Sexting-Nachrichten.
Als Motivation für das Sexting nennt die überwiegende Mehrheit der Befragten, das Gegenüber wolle sie "heiß machen", beeindrucken – oder erreichen, dass der Empfänger auf das Nacktbild seinerseits mit einem Nacktbild antwortet. Eine weitere häufige Motivation für den Versand von Sexting-Nachrichten ist offenbar das Flirten.
Sexting für Burschen "normaler" als für Mädchen
Wie alltäglich Sexting für Österreichs Jugendliche bereits ist, wurde in der Studie ebenfalls gemessen. Dazu wurde die Zustimmung zur Aussage überprüft, Sexting sei in einer Beziehung normal. Das Ergebnis: Jeder dritte Jugendliche hält Sexting in einer Partnerschaft für üblich, wobei diese Quote bei Burschen (38 Prozent) deutlich höher ist als bei Mädchen (24 Prozent).
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Thema Flirten: Hier gehört Sexting für 23 Prozent der Burschen zum guten Ton, bei Mädchen sind es nur drei Prozent. Nacktaufnahmen von Freunden zu kennen, hält jeder achte Bursche für normal. Bei Mädchen sind es nur sechs Prozent.
Das wichtigste Sexting-Werkzeug ist WhatsApp
Der wichtigste Online-Dienst, über den Österreichs Jugendliche Sexting betreiben, ist mit großem Abstand WhatsApp. Aber auch Skype, der Fotonachrichtendienst Snapchat, das soziale Netzwerk Facebook, der Messenger Kik und die gute alte E-Mail werden für den Versand von Nacktfotos an andere Jugendliche genutzt.
Die meisten Jugendlichen kennen die Gefahr
Erstaunlich: Die meisten Jugendlichen scheinen die Gefahr, die von Sexting ausgeht, durchaus ernst zu nehmen. 81 Prozent halten den Versand von Nacktfotos im Bekanntenkreis für gefährlich. In der Praxis vergessen sie die Gefahr in der Hitze des Gefechts aber offenbar rasch und beteiligen sich trotzdem am Sexting-Phänomen. Und das, obwohl fast jeder zweite Jugendliche bereits jemanden kennt, der schlechte Erfahrungen mit Sexting gemacht hat.
Solche schlechten Erfahrungen entstehen zumeist, wenn die freizügigen Bilder im Freundeskreis verbreitet werden. Die Mehrheit der Befragten betrachtet dies als größte Gefahr beim Sexting – gefolgt von der Angst, verspottet zu werden oder die Aufnahmen irgendwo im öffentlichen Internet zu finden. Dass Sexting-Aufnahmen bei Eltern oder Lehrern landen, betrachtet nur eine Minderheit als Gefahr.
Und wenn nun doch etwas passiert? Die Mehrheit der Befragten würde in so einem Fall die Person, die ein Nacktbild empfangen hat, zur Löschung auffordern oder darauf hinweisen, dass sie sich strafbar macht. Auch direkt an den Online-Dienst heranzutreten, der das Bild bereitstellt, nennen Österreichs Jugendliche als Lösungsansatz. Hilfe holen – etwa durch Eltern, Lehrer oder Beratungsstellen – würde allerdings nur die Hälfte der Befragten.
Immer mehr Sexting-Anrufe bei Rat auf Draht
Angesichts der Bedrohung, die Sexting darstellen kann, halten sogar die Jugendlichen selbst mehr Aufklärung für sinnvoll. Acht von zehn Jugendlichen wünschen sich, mehr über das Thema zu erfahren – vorzugsweise von Lehrern und Eltern, aber auch von Beratungsstellen.
Letztere bemerken bereits, dass Sexting Österreichs Jugend bewegt: Bei Rat auf Draht stieg die Zahl der Anrufe zum Thema vergangenes Jahr um zwanzig Prozent. Häufig melden sich Eltern und Lehrer mit Anfragen. Sexting-Opfer hingegen wenden sich oft erst dann an die Beratungsstelle, wenn es schon zu spät ist und Nacktfotos von ihnen im Netz kursieren oder sie gar damit erpresst werden.
Conclusio: Sexting gehört für Jugendliche zum Alltag
Die Studie zeigt, dass Sexting mittlerweile im Alltag der jungen Österreicher angekommen ist und Eltern und Pädagogen mehr denn je gefordert sind, sie darüber aufzuklären. Es handelt sich – und zwar nicht nur bei Jugendlichen – längst um eine gängige Facette des Sexuallebens, die man den Studienverfassern zufolge mit Gesprächen statt Verboten thematisieren sollte.
Sechs Ratschläge für sicheres Sexting
Am Rande der Studie veröffentlichte saferinternet.at auch einige Tipps zum Thema Sexting, die dem neuen Volkssport unter Österreichs Jugendlichen zumindest bis zu einem gewissen Grad die Gefahr nehmen sollen. Empfehlenswert sei demnach, sich beim Sexting zurückzuhalten und nach dem Motto "Weniger ist mehr" zu handeln.
Dazu gehört beispielsweise, auf Sexting-Fotos sein Gesicht nicht zu zeigen, um nicht identifizierbar zu sein, falls das Foto an die Öffentlichkeit gelangt. Generell sei empfehlenswert, dem Gegenüber Nacktfotos lieber zu zeigen statt zu senden. So behält man die Kontrolle über die Dateien und kann diese löschen, wenn sie nicht mehr "gebraucht" werden. Werden Nacktbilder doch verschickt, sollte man zumindest den Empfänger mit Bedacht auswählen und vorab überlegen, ob er einigermaßen vertrauenswürdig ist. Ebenfalls wichtig: Beim Sexting sollte man die Gesetzeslage beachten.
Tipp für Eltern und Pädagogen: Auf saferinternet.at gibt's häufig gestellte Fragen zu dem Thema und die Möglichkeit, sich kostenlos mit Ratgebern und Broschüren einzudecken.
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