"Weint nicht. Die Zukunft der Musik ist hier" – Multitalent Jack Black fasst mit diesem, mitten im Set getätigten Satz eigentlich alles zusammen, wofür seine Comedy-Rock-Truppe Tenacious D steht. Ironisch übertriebener Hochmut, ehrliche Nähe zu den Fans und ein typisch amerikanischer Schmäh, der sich erst gar nicht in zurückhaltender Feingeistigkeit versucht, sondern lieber gleich mit dem flachen Holzhammer zuschlägt. Wo Heerscharen an Hobby-Komödianten bereits im Ansatz scheitern, finden Black und sein genialer Sidekick Kyle Gass aber meist die richtige Dosierung Witz, um nicht allzu platt zu klingen.
Volle Hallen statt leere Buden
Das Comedy-Element ist bei den beiden Kaliforniern, die so mancher gerne als "Simon & Garfunkel der Neuzeit" bezeichnet, ein entscheidendes. Natürlich sind Songs wie "Tribute" oder das von Black in knabenhaft hoher Falsettstimme intonierte "Wonderboy" großartige Kompositionen, doch als schnödes Rock-'n'-Roll-Duo ohne besonderen Hintergrund würden die beiden keine Festivals headlinen oder Hallen wie das Gasometer ausverkaufen, sondern nur die schmierigsten Buden am Sunset Strip beackern.
Die relativ kurzfristig anberaumte Hallentournee steht den beiden Freunden auch viel besser zu Gesicht als pompöse Festivalauftritte wie 2013 am Frequency in St. Pölten. Zu intim und effektarm ist die Vorstellung, um eine monströse Partybühne und deren Gäste in Halligalli-Stimmung zu versetzen. Die gegenwärtige Tour firmiert unter der Bezeichnung "Old School Acoustic Style" und lässt die Band quasi mit nacktem Korpus auf die Massen los. Zwei Männer, vier Mikroständer, zwei Akustikgitarren, ein Transportkoffer, ein paar Mineralwasserflaschen. Kein Banner, keine Podeste, keine Säulen. Wer mit Talent gesegnet ist, braucht sich schließlich nicht hinter Prunk und Bombast verstecken.
Begnadet hingebungsvoll
In Jogginghosen, Turnschuhen und überdimensionalen T-Shirts rocken die beiden beleibten Musiker auch so die Bühne – dass das funktioniert, liegt an den wechselseitigen Stärken des Duos. Jack Black ist ein – man mag es kaum glauben – begnadeter Sänger, der sich nicht nur beim schmucken Black-Sabbath-Cover "War Pigs" auszeichnet, sondern allgemein gekonnt mit seiner Stimme changiert. Kyle Gass, der mit Glatze und Working-Class-Attitüde optisch eher dem dörflichen Müllmann ähnelt, ist ein Meister des Sechssaiters, ein furioser Sologitarrist, der es sich auch nicht nehmen lässt, in einem Zwischenpart drei Flöten auf einmal zu spielen. Vermischt ergeben sie eben Tenacious D – mit Sicherheit nicht die beste, aber vielleicht die hingebungsvollste Rockband dieses Planeten.
Dazwischen das gekonnte Schauspiel, das stets theatralische Streitereien zeitigt, gespielte Trennung und Zusammenfindung der Mitglieder exerziert und am Ende schlichtweg die simple Botschaft der ewigen Freundschaft vermittelt. Die Chemie der beiden Jugendfreunde funktioniert dabei fast schon zu gut, denn auf die Interaktion mit dem Publikum wird weitgehend verzichtet – zu viel haben sie untereinander zu diskutieren. Umgekehrt ist das nicht der Fall – als Tausende Kehlen im Gasometer inbrünstig und textsicher den Top-Hit "Fuck Her Gently" intonieren, ist sogar der routinierte Black ergriffen und spricht sichtlich überrascht und begeistert von einer Premiere für die Band.
Teufel, Selbstvertrauen, Humor
Die fast zweistündige Show ist eine Verbeugung vor dem Rock 'n' Roll. Sympathische Anekdoten vermischen sich mit Songs wie "Kickapoo", "To Be The Best" oder die Led-Zeppelin-Coverversion "Rock And Roll" und spiegeln für eine gewisse Zeit das untrügliche Gefühl von echter Hingabe und Besessenheit vor, wie sie nur Liebhaber und Fans dieser Musikrichtung spüren können. Es geht um Teufelsbegegnungen an Weggabelungen, das Glorifizieren des eigenen Könnens und humorige Erzählungen über diverse Vorbilder und Legenden. Dazu läuft das Zottelmonster "Sasquatch" über die Bühne und werden allerlei Rockstar-Allüren nachgespielt.
"Ihr seid hier, um von Tenacious D zu lernen", erläutert Black mit grau meliertem Zauselbart und gewohntem Augenzwinkern. Man ist geneigt, ihm zuzustimmen, würden da nicht ein paar Schönheitsfehler den Abend trüben. Einerseits haben Akustik und auch Technik im Gasometer leider wieder stark nachgelassen, andererseits schoss die Veralberung der Beatles-Songs "You Never Give Me Your Money" und "The End" übers Ziel hinaus. "Die Beatles spielten die Songs ziemlich beschissen, wir versuchen das hinzubiegen" – wenn, dann aber bitte nicht so plump und affig. Dem Duo kann das freilich egal sein, denn die hemdsärmelige Durchschnittlichkeit der beiden Protagonisten wird auch beim nächsten Mal für volle Hallen sorgen. Entgegen eines Tenacious-D-Songtitels ist Rock eben nicht "dead", sondern nur nicht mehr bierernst.
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