Dass ihm das "Wall Street Journal" den Beinamen "Prog Prince" gegeben hat, liegt an seinen progressiven musikalischen Anfängen genauso wie an seinem späteren Werdegang - häufig setzte sich Gabriel, der aktuell als Aktivist in Erscheinung tritt, an die Spitze einer Bewegung. Kein Geringerer als Michail Gorbatschow würdigte den Musiker mit großen Worten: "Peter Gabriel ist weltweit anerkannt für seine Aktivitäten zum Wohl des Friedens und der Menschlichkeit."
Erfolg und Trennung
In schrillen Kostümen und Frauenkleidern stand Gabriel in den 60er- und 70er-Jahren auf der Bühne. Gemeinsam mit eher ungewöhnlich gehaltvollen Liedtexten schufen die Live-Auftritte die Grundlage für den Erfolg von Genesis. Schon 1975 trennte sich der Sohn eines Elektrikers und einer Musikertochter aber - angeblich aufgrund musikalischer Spannungen - von der Band. Die Führungsrolle machte er für den bisherigen Schlagzeuger Phil Collins frei. "Ich glaube, ich hatte damals mehr Vertrauen, dass sie es ohne mich schaffen, als sie selbst", sagte Peter Gabriel später über den Schritt.
Gabriel, der Bühnenexzentriker, experimentierte als Solokünstler viel. Entsprechend ließ der Erfolg auf sich warten. Fast neun Jahre nach seinem ersten von insgesamt 14 Studioalben unter dem Titel "Peter Gabriel" kam mit dem Album "So" (1986) der kommerzielle Durchbruch. Die Platte landete in seiner britischen Heimat auf Platz eins der Charts. 1992 legte Gabriel, inzwischen von seiner ersten Frau Jill geschieden, mit "Us" noch einmal nach.
Die Moderne verstanden
Während seiner Solokarriere hat Peter Gabriel mit "Solsbury Hill" die Trennung von Genesis verarbeitet, mit "Sledgehammer" einen Gassenhauser produziert und später Musik zur Untermalung von Computerspielen geschrieben. Sein Sprung ins digitale Zeitalter kam früher als bei seinen Zeitgenossen.
Ein erfolgreicher Musiker zu sein reichte Gabriel jedoch nie. Bald engagierte sich der Brite für Menschenrechte, leidenschaftlich verfocht er die Weltmusik und nahm Alben mit Musikern aus allen Kontinenten auf. Die von ihm mitkreierte Idee der "Elders", bei der sich verdiente Politikerfiguren wie Nelson Mandela, Jimmy Carter oder Kofi Annan als "Dorfälteste" im globalen Dorf für das Gute in der Welt einsetzen, wird häufig belächelt, trägt aber Früchte.
Freund der Menschenrechte
Gabriel stand zunächst der Organisation Amnesty International sehr nahe und gründete später seine eigene Menschenrechtsgruppe, Witness. Unter dem Motto "See It, Film It, Change It" hat sich die Organisation zum Ziel gesetzt, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und im Internet öffentlich zu machen.
Doch auch Gabriel ist nicht ganz frei von einem Bazillus, der zurzeit in der Musikergarde der 70er-Jahre umgeht - Revivals, Wiedervereinigungen. Für den biografischen BBC-Film "Sum Of The Parts" kamen die fünf Genesis-Mitglieder Peter Gabriel, Steve Hackett, Phil Collins, Tony Banks und Mike Rutherford noch einmal zusammen und stellten sich vor die Kamera. Viele Fans fanden das eher rückwärtsgewandt als progressiv.
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