Dort, wo sich einst Tarzan von Liane zu Liane schwang, beginnt für uns die Reise durch ein Land voller Naturschönheiten und Überraschungen. In den 1930er-Jahren sind im botanischen Garten von Entebbe die Außenaufnahmen zu den Dschungelfilmen mit Johnny Weissmüller entstanden. Auf einer Halbinsel am Viktoria-See, dem Quellbecken des Nils, gelegen, war Entebbe nicht nur Drehort legendärer Streifen, sondern auch Ugandas Hauptstadt. Diese Rolle übernimmt heute Kampala, eine pulsierende Metropole Ostafrikas.
Affenparadies im Kibale-Nationalpark
Auf die Nachkommen von Tarzans "Cheeta" treffen wir nach der ersten Etappe Richtung Westen im Kibale-Nationalpark, Refugium für 1.450 Schimpansen. "13 Primatenarten sind hier heimisch. Drei Gruppen sind an Menschen gewöhnt. Nur zu einer dürfen Touristen, zwei sind Wissenschaftlern vorbehalten", betont Wildhüterin Sheila. Sie kennt alle ihre Schützlinge beim Namen. So wie "Bwana", was in der Suaheli-Sprache Gentleman heißt.
Während andere kreischend durch die Baumwipfel hüpfen, hockt der "Sir" gelassen im grünen Blätterwerk und lässt sich bei der gegenseitigen Körperpflege durch nichts aus der Ruhe bringen. Sheila zeigt uns auch noch einen (Fußball-)Star unter den Schimpansen – "Totti". "Wir tauften ihn zu Ehren des berühmten AS-Roma-Spielers. Dessen Vater war im Reservat zu Besuch, als Italien 2006 den WM-Titel holte", klärt Sheila auf.
Elefanten auf der Straße
Auf unerwartete Begegnungen der tierischen Art sollten Gäste in Uganda stets gefasst sein. So kann es passieren, dass sich ein Elefant auf die Fahrbahn verirrt und die Tour jäh unterbricht.
"Unbekümmert ging der Bulle auf unseren Safaribus zu. Prompt schlug der Chauffeur den Retourgang ein. Zwei Kilometer fuhr er rückwärts, der Dickhäuter folgte beharrlich. Bis eine Frau auf einem Mopedtaxi vorbeikam und es eilig hatte. In ihrem knallroten Kleid stellte sie sich dem Elefanten in den Weg, schrie ihn ungeduldig an, fuchtelte mit den Händen. Kleinlaut verdrückte sich der Bulle ins Gebüsch." Geschichten wie diese weiß fast jeder Urlauber zu erzählen, die Einheimischen sowieso.
Ganze Dörfer leben vom Teeanbau
Nach einem Zwischenstopp auf dem belebten Mpanga Market in Fort Portal – das Angebot reicht vom Maisbrei Posho über Gebrauchsartikel bis zu Heuschrecken – geht es gen Süden. Vorbei am mächtigen Ruwenzori-Gebirge, vorbei an Baumwollplantagen, wo Häftlinge in auffälligen Overalls bei der Feldarbeit ihre Strafe abbüßen. Ein Stück weiter überziehen Teepflanzen die hügelige Landschaft wie einen Saum. "Ganze Dörfer leben vom Anbau", weiß Reiseleiter Thomas Edlfurtner, profunder Kenner des Landes. "Diese Siedlungen können sich sogar eigene Schulen leisten."
Und das will was heißen. Der Zugang zu Bildung ist in Uganda nicht selbstverständlich. Die allgemeine Schulpflicht, die der Staatspräsident gerne als Errungenschaft preist, bleibt graue Theorie, wenn das Geld fehlt. "Viele Familien können sich die Jahresgebühr von umgerechnet zehn Euro nicht leisten." 10.000 Euro kostet der Unterricht in der teuersten Volksschule. Was angesichts sozialer Diskrepanzen schon die Jüngsten lernen, zeigt ihre Vorstellung vom Traumberuf. Auf die Frage "Was willst du einmal werden?" antworten die meisten: "Mitglied des Parlaments". "Dann kann man sich nehmen, was man braucht, damit es der Familie gut geht", so die gängige Ansicht nicht nur der Kinder.
Zu Besuch bei den 750 letzten Berggorillas
Angekommen im Bwindi-Nationalpark, dem "Undurchdringlichen", sind wir für das abenteuerliche Rendezvous mit den Berggorillas bereit. Von den 750 Letzten ihrer Art lebt der Großteil in dem Regenwald. Schmale, teils rutschige Pfade führen steil bergauf. Nach gut eineinhalb Stunden biegen wir abrupt ins unwegsame Gelände ab, kämpfen uns mit Macheten durchs Dickicht, gelotst von Fährtenlesern per Funk. Dann, endlich treffen wir auf die ersten Familienmitglieder der Mubare-Group.
Ein knapp 200 Kilo schwerer Silberrücken, auf Farnen gebettet, kaut seelenruhig an einem Bambusrohr. Ein anderer trollt ohne Scheu mitten durch unsere Gruppe. In einer Astgabel döst Mama Gorilla vor sich hin, ihr sechs Monate altes Baby erkundet von ihrem Bauch aus neugierig die Umgebung. Ein erhebendes Gefühl, unseren Vorfahren – genetisch zu 99 Prozent ident mit uns – so nah zu sein. Affengeil! Nach einer Stunde ist der Zauber vorbei. Unsere Guides mahnen zum Aufbruch.
Beeindruckende Bootstour am Kazinga-Kanal
Großen Eindruck hinterlässt auch die Bootstour entlang des Kazinga-Kanals zwischen Lake Edward und Lake George im Queen-Elisabeth-Park. Flusspferde, Elefanten, Büffel, Krokodile und über 550 Vogelarten lassen sich aus nächster Nähe bestaunen. Unvergesslich bleibt ein Morgenspaziergang durch das Lake-Mburo-Revier am Fuße des Rwakobo Rock.
Ebenso interessiert, wie wir sie beobachten, verfolgen Zebras, Impalas und Co. jede unserer Bewegungen. Wenngleich sie uns nahe an sich heranlassen, 50 Meter Mindestabstand werden eingehalten. 70 Leoparden und ein Löwe teilen sich mit ihnen das Territorium. Der Ranger beruhigt uns: "Keine Angst, ihr habt nichts zu befürchten. Raubtiere finden hier reichlich bessere Nahrung."
Das ergreifendste Erlebnis folgt zum Schluss. Mit unbändiger Freude begrüßen uns die Kinder im Waisenhaus in Mpigi, aufgebaut mithilfe des Vereins "Love & Care" und von mehr als 70 Paten aus Österreich. Traditionelle Tänze, Gesänge und innige Umarmungen sind Ausdruck der Dankbarkeit. Ein berührender Abschied von einem Land, dessen Menschen wir längst ins Herz geschlossen hatten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.