Dänen im Schock

Kopenhagen-Attentäter von Polizei erschossen

Ausland
15.02.2015 08:39
Der Attentäter von Kopenhagen ist tot. Wie die dänischen Behörden am frühen Sonntagvormittag mitteilten, handelt es sich bei dem von der Polizei am Bahnhof Noerreport getöteten Mann um jene Person, die sowohl für den Angriff auf das Kulturcafé als auch auf eine Synagoge verantwortlich ist. Dabei waren zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden, darunter fünf Polizisten. Dänemark ist im Ausnahmezustand, die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, auf sich aufzupassen.

Bei der offiziell als "Terrorakt" bezeichneten Attacke auf das Kulturcafé war am Samstagnachmittag ein 55-jähriger Besucher der Veranstaltung, ein dänischer Filmregisseur, getötet worden. Es gab mehrere Verletzte, darunter drei Polizisten. In der Nacht auf Sonntag kam es dann zu einer weiteren Schussattacke. Dabei wurden ein 37-jähriger Wachmann vor einer Synagoge getötet und zwei weitere Polizisten verletzt. Der Täter floh zu Fuß vom Tatort.

Sonntag früh schließlich wurde beim Bahnhof Noerreport ein Mann von der Polizei angehalten. "Er eröffnete das Feuer auf die Beamten und wurde dann erschossen", teilte die Polizei mit. Die drei Tatorte liegen nicht weit voneinander entfernt.

Kameras haben diese Bilder aufgenommen - sie sollen den Mann zeigen, der das Kulturcafé attackierte. (Bild: AP)
Kameras haben diese Bilder aufgenommen - sie sollen den Mann zeigen, der das Kulturcafé attackierte.
(Bild: APA/EPA/MATHIAS OEGENDAL)
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(Bild: APA/EPA/MARTIN SYLVEST)
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Russia Today twitterte bereits kurz nach der Attacke auf die Synagoge diese Bilder. (Bild: twitter.com/RT_com)
Russia Today twitterte bereits kurz nach der Attacke auf die Synagoge diese Bilder.
(Bild: AP)
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(Bild: APA/EPA/MARTIN SYLVEST)
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Polizei warnt Bevölkerung: "Passt auf euch auf!"
Die Polizei riegelte die Innenstadt ab und errichtete Straßensperren. Ein Reporter des dänischen Rundfunks DR berichtete von chaotischen Zuständen rund um den Bahnhof Noerreport. "Die Menschen dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen, Radfahrer werden angehalten, die Leute sollen in den Bars bleiben", erzählte Mikkel Westphal-Stephensen. Die Polizei twitterte: "Es ist ein größeres Aufgebot an Polizisten in der Kopenhagener Innenstadt - folgt ihren Anweisungen und passt auf euch auf!" Auf Twitter kursierten auch Fotos vom Tatort vor der Synagoge:

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, sagte dem Sender TV2 über das Opfer, das vor der Synagoge niedergeschossen worden war: "Er war Mitglied der jüdischen Gemeinschaft und kontrollierte die Menschen, die in die Synagoge zur Feier einer Bar Mitzwa kamen." Die Zahl der Todesopfer hätte also weit größer sein können, doch dem Angreifer sei es nicht gelungen, in das Gebäude zu gelangen, wo etwa 80 Menschen versammelt waren. Nach Angaben von Asmussen hatte die jüdische Gemeinde in Kopenhagen die Sicherheitsvorkehrungen nach den islamistischen Terroranschlägen in Paris Anfang Jänner verstärkt.

Angriff auf Kulturcafé und Mohammed-Karikaturist Lars Vilks
Bei dem Angriff auf eine Veranstaltung mit dem schwedischen Zeichner Lars Vilks waren ein Mann getötet und mehrere Menschen verletzt worden, darunter drei Polizisten. Ein Unbekannter hatte mit einer automatischen Waffe auf das Kulturcafé gefeuert, in dem der Mohammed-Karikaturist und zahlreiche andere Menschen über Kunst, Gotteslästerung und freie Meinung diskutierten. Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff Vilks galt, der schon mehrfach Ziel von Anschlägen war.

Botschafter: Terroranschlag "wie bei 'Charlie Hebdo'"
Der französische Botschafter in Kopenhagen, Francois Zimeray, und die bekannte Aktivistin Inna Schewtschenko von der Feministengruppe Femen waren ebenfalls unter dem Gästen der Veranstaltung. Schewtschenko hatte gerade ihre Rede begonnen, als die Schüsse fielen. Beide blieben unverletzt. Zimeray sagte, es sei versucht worden, den Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris zu kopieren. Fünf Wochen nach der blutigen Attacke auf die französische Satirezeitschrift und den anschließenden Terroranschlägen in Paris mit insgesamt 20 Toten lösten die Schüsse in Kopenhagen Panik aus.

Verdächtiger "arabischen Aussehens" wird gesucht
Nachdem es zunächst geheißen hatte, zwei mutmaßliche Täter seien in einem Pkw entkommen, ging die dänische Polizei recht bald von einem Einzeltäter aus. Der verlassene Wagen wurde in der Nähe des Kulturzentrums gefunden, in dem die Diskussionsveranstaltung stattgefunden hatte. An den wichtigsten Ausfallsstraßen Kopenhagens errichtete die Polizei Kontrollpunkte. Die deutsche Polizei sperrte in der Nähe der dänischen Grenze die Autobahn und begann, gezielt Fahrzeuge aus Dänemark zu kontrollieren.

Die Polizei gab nach dem Angriff bekannt, dass sie einen etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann "arabischen Aussehens" sucht. Er wurde von mehreren Videokameras erfasst.

"Politisch motivierte Attacke", "Akt des Terrors", "Alptraum"
"Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind", sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt nach der ersten Schießerei. "Unsere Einheit steht auf dem Prüfstand." Der frühere dänische Ministerpräsident und Vorsitzende der liberalen Partei Venstre, Lars Loekke Rasmussen, sprach auf Twitter von einem "Alptraum".

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