Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiund-. Jetzt wäre der Bugatti Veyron auf Tempo 100. Und nach dem gerade gelesenen Satz schon bei mehr als 200 km/h – so schnell, dass einem die Luft wegbleibt. Eine Fahrt für alle Sinne, wenn die 16 Zylinder mit 1.200 PS im Rücken von Fahrer und Beifahrer wüten. Die Edelschmiede im elsässischen Molsheim, wo der Supersportler von Hand montiert wurde, hat den 450sten und damit letzten der Boliden verkauft.
Den Roadster mit der Chassisnummer 450 zeigt Bugatti auf dem Genfer Salon (5. bis 15. März), Seite an Seite mit dem Veyron, der mit Chassisnummer 1 vor zehn Jahren das Atelier in Molsheim verließ. Die 300 Coupés (Veyron 16.4 mit 1.001 PS und Veyron 16.4 Super Sport mit 1.200 PS) sind bereits seit Längerem ausverkauft, ebenso wie der offene Veyron 16.4 Grand Sport mit 1.001 PS. Das letzte Exemplar ist ebenfalls ein Roadster, der zuletzt noch erhältliche Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse mit 1.200 PS. Ihn hat sich ein Kunde aus dem Mittleren Osten gesichert.
Die beiden stärksten Boliden haben Einträge im Guinness Buch der Rekorde, als schnellstes Serienfahrzeug mit 431,072 km/h (Bugatti Veyron Super Sport) und schnellster Serienroadster mit 408,8 km/h.
Vier Ziele diktierte VW-Chef Ferdinand Piech den Entwicklern ins Lastenheft: Der Wagen sollte mehr als 1.000 PS auf die Straße bringen, schneller als 400 km/h fahren, in unter drei Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen und trotzdem in der Lage sein, mit Komfort und Stil vor die Oper zu fahren. Neben supersportlichen Fahreigenschaften, die sich kraftvoll, aber niemals hinterhältig entfalten, ist deshalb jeder Veyron üppig luxuriös ausgestattet.
Mögen 450 verkaufte Exemplare bei einer zehnjährigen Laufzeit der Baureihe auf den ersten Blick nicht nach einem Erfolg klingen, so doch auf den zweiten: Im Schnitt legten die Käufer für einen Veyron inklusive Extras 2,3 Millionen Euro auf den Tisch. "Viele Fahrzeuge finden ihren Weg in private Sammlungen und werden von automobilen Connaisseurs als Investitionsobjekt erworben", sagt Bugatti-Präsident Wolfgang Dürheimer. Für Autoliebhaber überall auf der Welt sind also längst nicht mehr nur alte Bugatti erstrebenswertes Sammelgut. Aus dem Stand hat es der im elsässischen Molsheim per Hand gefertigte Neuzeit-Bugatti in die automobile Oberliga geschafft.
Die zu Lebzeiten des Firmengründers Ettore Bugatti (1881 bis 1947) entstandenen Fahrzeuge haben das längst erledigt, sie werden vom sechsstelligen Bereich bis hin zu mehreren Millionen Euro gehandelt. Bugatti-Rennwagen gehören zu den erfolgreichsten der Geschichte. Ettore Bugatti wurde in Mailand geboren, stammte aus einer Künstlerfamilie und erwarb sich sein technisches Wissen und Verständnis "durch Ausprobieren, unzählige Konstruktionszeichnungen und seine Besessenheit, stets nur das Beste zuzulassen", sagt heute sein Unternehmen über ihn.
Der exzentrische Bugatti, der gerne Tropenhelm trug und nicht an jeden Kaufwilligen auch eines seiner Fahrzeuge veräußerte, schuf im elsässischen Molsheim in den 1920er- und 30er-Jahren Spielzeuge für reiche Automobilisten: schnelle, leichte Zweisitzer, mit denen man selbst – nur so zum Spaß – von A nach A fahren konnte. Ganz neu für diese Zeit: Im richtigen Leben ließen sich die Adeligen und Industriellen natürlich von A nach B chauffieren.
Nach dem zweiten Weltkrieg scheitert der Versuch, die Produktion in Molsheim wieder aufzunehmen. Ende der 1980er-Jahre versuchte der Italiener Romano Artioli kurzfristig die traditionsreiche Marke aufleben zu lassen, scheiterte aber nach nur 140 gebauten Supersportwagen EB 110. Erst als Volkswagen 1998 die Markenrechte kaufte und nach verschiedenen Studien 2001 das seriennahe Veyron-Konzept vorstellte, das 2005 in Serie ging, kehrten Bugatti-Neuwagen dauerhaft auf die Straße zurück.
Das Ende des Veyron bedeutet dabei nur den Anfang für seinen Nachfolger, so viel ist schon klar. Gerüchten zufolge soll der voraussichtlich 2016 anrollende Supersportwagen, wie ein ehemaliger Bugatti-Rennfahrer, Chiron heißen, etwa 1.500 PS leisten und bis zu 460 km/h schnell sein.
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