"Ketzerische Kunst"
IS vernichtet wertvolle Kulturschätze in Mossul
In dem fünfminütigen Video sind Extremisten zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen. In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sie einen Presslufthammer verwenden, um die große Statue eines assyrischen geflügelten Bullen in einer Ausgrabungsstätte der Stadt zu zerstören.
IS rechtfertigt Zerstörung mit Mohammeds Weisungen
Ein bärtiger Extremist sagt in dem Video, die nunmehr zerstörten Statuen seien früher anstelle Gottes angebetet worden. Er rechtfertigt die Taten damit, dass auch der Prophet Mohammed in Mekka Götterbilder beseitigt habe. Im Islam ist die Anbetung von Götterbildern verboten.
Nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei den zerstörten Statuen teils um Originale oder um Rekonstruktionen anhand von Fragmenten, teils um Kopien von Originalen. Demnach stammten die Statuen aus der Epoche der Assyrer oder der Parther mehrere Jahrhunderte vor Christus.
Irakischer Minister: "Verlust für die ganze Menschheit"
Nach den Worten des irakischen Antikenministers Adil Fahd Sharshab handelt es sich um eines der größten Verbrechen der Gegenwart. Die Tat des Islamischen Staates bedeute nicht nur für den Irak einen riesigen Verlust, sondern für die gesamte Menschheit, sagte er am Donnerstag.
Die Dschihadisten machten in den vergangenen Monaten im Irak und in Syrien wiederholt Schlagzeilen mit der Zerstörung von antiken Kunstschätzen und den Heiligtümern religiöser Minderheiten wie der Jesiden und Christen.
Dschihadisten verdienen mit Antiquitäten auch Millionen
Doch die Extremisten vernichten längst nicht alle Antiquitäten - mit manchen verdienen sie Millionen. Denn der IS finanziert sich unter anderem durch den Handel mit Kulturgütern. Die von der Terrormiliz beherrschten Gebiete im Irak und in Syrien sind zum Paradies für Plünderer geworden. Raubgräber seien dort nicht zu stoppen, sagte etwa Edouard Planche, der UNESCO-Verantwortliche für den Kampf gegen illegalen Handel von Kulturgütern.
Mit der Hilfe von Mittelsmännern werden die geraubten Kunstwerke über die Grenze geschmuggelt, in den Libanon zum Beispiel oder in die Türkei. Für jedes Stück, das seinen Besitzer wechsle, erhebe der IS bis zu 20 Prozent Steuern, hieß es in einem BBC-Bericht. Die Kostbarkeiten werden aus den Nachbarländern weiterverkauft, oft nach Europa.
UNO kämpft mit Handelsverbot gegen lukratives Geschäft
Ein BBC-Reporter hat den Weg der Antiquitäten vor Kurzem nachverfolgt. Lediglich zehn Minuten habe es gedauert, bis ihm in einem Geschäft in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein altes Mosaik angeboten worden sei, schrieb der Journalist. Die Raritäten werden demnach für bis zu eine Million Euro direkt verkauft - oder für einen Aufschlag ins Ausland verschifft. So können ambitionierte Sammler das Risiko umgehen, mit unerlaubter Ware entdeckt zu werden. Denn Anfang des Monats haben die Vereinten Nationen den Verkauf von gestohlenen Antiquitäten aus Syrien verboten. "Wer illegalen Handel mit Antiquitäten aus Syrien betreibt, finanziert den Terror", erklärte UNESCO-Experte Planche.
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