Nicht nur Nemzow

Russische Putin-Kritiker leben häufig gefährlich

Ausland
02.03.2015 06:33
Der Mord an Boris Nemzow ist der jüngste Fall einer Serie mysteriöser Todesfälle russischer Regierungskritiker. Der 55-jährige Oppositionspolitiker wurde am Freitag in Moskau erschossen, vom Täter fehlt jede Spur. Nemzow war einer der prominentesten Polit-Kontrahenten von Präsident Wladimir Putin und erklärter Gegner der russischen Ukraine-Politik. Seit 2006 gab es immer wieder Fälle, bei denen Kreml-Kritiker gewaltsam zu Tode kamen oder unter dubiosen Umständen starben.

Boris Beresowski: Der russische Oligarch und einstige Multimillionär wurde im März 2013 tot in seinem Haus in Ascot bei London aufgefunden. Er galt als Intimfeind von Kremlchef Putin und unterstützte die russische Opposition finanziell. Eine Obduktion ergab, dass Beresowski durch Strangulieren starb. Im März 2014 erklärte ein Richter, dass nicht zweifelsfrei festgestellt werden könne, ob er sich das Leben nahm oder umgebracht wurde.

Sergej Magnitski: Der schwer kranke Anwalt starb im November 2009 qualvoll in seiner Gefängniszelle, ohne dass Ärzte ihm geholfen hatten. Er war wegen angeblicher Steuervergehen in Untersuchungshaft genommen worden, nachdem er massive Korruptionsvorwürfe gegen Behörden erhoben hatte. Menschenrechtler sowie Hinterbliebene warfen den Behörden vor, ihn gefoltert zu haben. Für seinen Tod wurde niemand zur Rechenschaft gezogen, der Fall sorgte international für Empörung. 2013 sprach ein Gericht Magnitski sogar posthum wegen Steuerbetrugs schuldig.

Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow wurde in Moskau auf offener Straße erschossen. (Bild: APA/EPA/SERGEI ILNITSKY, APA/GEORGE MALETS)
Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow wurde in Moskau auf offener Straße erschossen.
Der im Exil lebende Oligarch Boris Beresowski wurde 2013 in seinem Haus in England tot aufgefunden. (Bild: KAREL PRINSLOO/EPA/picturedesk.com)
Der im Exil lebende Oligarch Boris Beresowski wurde 2013 in seinem Haus in England tot aufgefunden.
Der Anwalt Sergej Magnitski starb unter mysteriösen Umständen in seiner Gefängniszelle. (Bild: AP)
Der Anwalt Sergej Magnitski starb unter mysteriösen Umständen in seiner Gefängniszelle.
Die Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa wurde 2009 im Nordkaukasus erschossen aufgefunden. (Bild: YELENA IGNATIEVA/EPA/picturedesk.com)
Die Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa wurde 2009 im Nordkaukasus erschossen aufgefunden.
Ex-Geheimagent Alexander Litwinenko wurde 2006 mit Polonium vergiftet. (Bild: Litvinenko Family/EPA/picturedesk.com)
Ex-Geheimagent Alexander Litwinenko wurde 2006 mit Polonium vergiftet.
Die Journalistin Anna Politkowskaja wurde 2006 in Moskau erschossen. (Bild: MAXIM SHIPENKOV/EPA/picturedesk.com)
Die Journalistin Anna Politkowskaja wurde 2006 in Moskau erschossen.

Natalja Estemirowa: Die Menschenrechtsaktivistin wurde im Juli 2009 in der russischen Konfliktregion Nordkaukasus erschossen aufgefunden. Die Mitarbeiterin der Organisation Memorial galt als Kämpferin für die Menschenrechte im Nordkaukasus. Mit kritischen Berichten über das Verschwinden von Zivilisten in der Teilrepublik Tschetschenien hatte sie sich wiederholt den Zorn der moskautreuen Machthaber zugezogen.

Alexander Litwinenko: Der russische Ex-Geheimagent starb im November 2006 in einem Londoner Krankenhaus. Er war kurz davor vermutlich beim Teetrinken in einem Hotel mit dem hochgiftigen radioaktiven Polonium 210 vergiftet worden. Im Sterben liegend machte er Putin für seinen Tod verantwortlich, der Kreml wies die Vorwürfe zurück. Litwinenko hatte sich zuvor mit Russlands Machthabern überworfen, war nach Großbritannien ausgewandert und hatte später auch für den britischen Geheimdienst MI6 gearbeitet.

Anna Politkowskaja: Die bekannte Journalistin und Regierungskritikerin wurde im Oktober 2006 in Moskau erschossen. Sie hatte für die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta" vor allem aus  Tschetschenien über Menschenrechtsverletzungen durch russische und tschetschenische Sicherheitskräfte berichtet. Der Mord löste international Bestürzung aus. 2014 verurteilte ein Moskauer Gericht fünf aus Tschetschenien stammende Männer zu langjährigen Haftstrafen. Die Drahtzieher des Verbrechens sind jedoch bis heute nicht bekannt.

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