Reporter ohne Grenzen kopierte die Seiten und stellt sie über die Speicherdienste großer Internet-Anbieter zur Verfügung. So will die Organisation verhindern, dass die gespiegelte Variante der Webseiten wieder von Zensoren vom Netz genommen wird. Da die Seiten mit https-Verschlüsselung angezeigt werden, soll auch eine Blockierung einzelner Schlagwörter verhindert werden. Die Journalistenvereinigung will mit der Aktion am Welttag gegen Internetzensur am Donnerstag ein Zeichen für Meinungsfreiheit setzen.
Seiten wurden in die Cloud gesichert
Reporter ohne Grenzen habe Websites ausgesucht, die der Organisation seit Langem bekannt sind, sagte ROG-Vorstandsmitglied Matthias Spielkamp. "Das sind relevante Seiten, denen wir auch vertrauen." Man habe mit den Betreibern der Websites gesprochen, die Hinweise auf die neuen Internetadressen verbreiten wollen. So sollen Nutzer sie wiederfinden. "Das ist die größte Herausforderung bei der Aktion", sagte Spielkamp.
Zu den ausgewählten Websites zählt das unabhängige russische Nachrichtenportal Grani.ru. Auch die "Tibet Post International", die von Indien aus über die soziale und politische Situation der Tibeter berichtet, soll zugänglich gemacht werden. Die Website "Ferghana News" berichte über Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan und sei in mehreren Ländern Zentralasiens blockiert. Auch vietnamesische sowie kubanische und iranische Websites sind dabei.
Länder mit Zensur als "Feinde des Internets"
Reporter ohne Grenzen bezeichnet die Länder, welche die genannten Websites blockieren, offen als "Feinde des Internets". Besonders harsche Kritik übt man an China. Das Land blockiert mit seiner "großen Firewall" den freien Internetzugriff für seine Bürger und sperrt dabei auch zahlreiche westliche Websites wie Facebook oder Twitter. Zuletzt gab es zunehmend Angriffe auf VPN-Dienste, mit denen die staatliche Zensur umgangen werden kann. Derzeit sitzen rund hundert chinesische Journalisten und Blogger in Haft.
Auch der Iran wird von Reporter ohne Grenzen scharf kritisiert. Dort sitzen aktuell 45 Journalisten und Online-Aktivisten wegen regierungskritischer Äußerungen hinter Gittern. Im Iran sollen mehrere Millionen Websites blockiert werden, das Land arbeitet seit Jahren daran, das Web unter völlige staatliche Kontrolle zu stellen.
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