"Muss verrückt sein"

Spott für Varoufakis nach Fotostrecke in Magazin

Ausland
14.03.2015 14:37
Sein Land steckt mitten in einer Krise, doch das hat den griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis nicht davon abgehalten, sich mit seiner Frau im "Dolce Vita"-Stil für ein französisches Klatschmagazin ablichten zu lassen. Der Spott à la "Gut zu wissen, was es in Griechenland heißt, arm zu sein" ließ nicht lange auf sich warten.

Varoufakis in einem muskelbetonten Shirt am Klavier, Varoufakis mit seiner Frau Danae in der eigenen Bibliothek sowie Varoufakis mit Danae umschlungen und beim Essen samt Weinbegleitung auf der Dachterrasse ihres Penthouses in einem der teuersten Stadtviertel Athens unterhalb der Akropolis – seitdem das Magazin "Paris Match" die Bilder in seinem Heft und auch auf Twitter veröffentlicht hat, will die Kritik am griechischen Finanzminister nicht abreißen.

So forderte der selbst linke Vizepräsident des EU-Parlaments, Dimitris Papadimoulis, am Samstag seinen Syriza-Parteikollegen Varoufakis indirekt auf, sich weniger fotografieren zu lassen und mehr zu arbeiten. Zwar nannte er Varoufakis nicht namentlich, Papadimoulis schrieb aber auf Twitter recht eindeutig: "Wärmste Bitte: Weniger Interviews und Fotos und mehr Arbeit." Die Zeiten forderten "Seriosität, Lösungen und messbare Ergebnisse", so Papadimoulis, Gründungsmitglied der Regierungspartei.

Es ist bereits der zweite indirekte Rüffel an die Adresse von Varoufakis von prominenter griechischer Seite. Anfang März hatte Regierungschef Alexis Tsipras von seinen Ministern "weniger Sprüche und mehr Arbeit" verlangt.

Andere kommentierten die Fotostrecke Varoufakis' da schon eindeutiger, wie Chris Giles vom britischen Wirtschaftsblatt "Financial Times": "Die humanitäre Krise in Athen". Ähnlich fiel der Kommentar von Simon Nixon von der US-Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" laut der deutschen "Welt" aus: "Krise, welche Krise?" Und Journalist Dieter Ebeling sagt: "Gut zu wissen, was es in Griechenland heißt, arm zu sein. Er muss absolut verrückt sein."

Aber auch einfache Bürger zeigten sich am Samstag im Fernsehen verwundert, dass sich Varoufakis angesichts der Schuldenkrise stundenlang für solche Fotoproduktionen Zeit nehme. Manche fanden auch Zeit und Muße, die Bilder etwas zu verändern, um sie "ins rechte Licht" zu rücken:

Die griechische Boulevardpresse hatte kürzlich ausgerechnet, dass Varoufakis binnen 30 Tagen mehr als 40 Interviews vor allem im Fernsehen gegeben hat.

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