Die Idee hatte Unternehmensgründer Bernhard Hofer bereits in seiner Schulzeit. Dem damaligen HTL-Schüler sei vor fast 15 Jahren bewusst geworden, dass "ab der zweiten, dritten Klasse HTL eigentlich nur mehr Kinder aus bildungsaffinen Schichten saßen", erklärte er.
Viele Schüler, die aus Hauptschulen kamen, schafften zwar den Sprung in die HTL, kamen dann aber nur schwer weiter. Als Antwort darauf habe man dann ein "Social Buddy"-System entwickelt, wo ältere Schüler vor allem gefährdeten Jüngeren als Lern- und Ansprechpartner zur Verfügung standen. Das Konzept habe sich als "sehr mächtiges Werkzeug" erwiesen. So gelang es laut Hofer etwa, Drop-out-Raten zu reduzieren.
Teure Nachhilfe macht es Arbeiterkindern schwer
Nachdem ihm klar wurde, dass sich seither hinsichtlich sozialer Durchmischung an den Schulen nicht allzu viel getan hat, griff er die Idee 2014 dann erneut auf. Die Tatsache, dass immer noch sehr viele Schüler Nachhilfe bräuchten und diese in der Regel teuer sei, trage zusätzlich dazu bei, dass viel eher Kinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Schichten mit im Schnitt niedrigerem Familieneinkommen die Anforderungen der Schule öfter nicht erfüllen können.
Vom gemeinsamen Lernen profitieren im besten Fall beide Seiten: Die privilegierteren, älteren Schüler kämen auf diese Weise mit Menschen zusammen, "die sie in ihrem Umfeld vielleicht nie kennengelernt hätten", was ihnen dabei helfen könnte, etwa ihre Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, zeigte sich Hofer überzeugt. Ein weiterer Vorteil des Konzepts sei, dass einander Menschen ähnlichen Alters auf Augenhöhe in der Lernsituation begegnen.
Startschuss für "Talentify" fällt am 17. März
Mit Beginn des vergangenen Jahres ging ein Prototyp der Plattform online. Man habe dann verstärkt das Gespräch mit einzelnen Schulen gesucht, um herauszufinden, ob der Ansatz so Sinn mache. Aufgrund dieser Erfahrungen startete am Beginn dieses Schuljahres ein erstes System, bei dem sich Lern-Paare nicht mehr manuell, sondern automatisch finden konnten. Ab 17. März ist talentify.me für alle Schüler und Eltern in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland offen zugänglich.
Fließt Geld zwischen den Schülern, schneidet das für den "SozialMarie"-Preis der Unruhe Privatstiftung nominierte Unternehmen nicht mit. Finanzieren will sich die aktuell aus Start-up-Förderungen finanzierte Firma in weiterer Folge durch Kooperationen mit Unternehmen, die beispielsweise auf der Suche nach qualifizierten Lehrlingen sind. An dieser Schnittstelle möchte man zukünftig als Bindeglied fungieren, erklärte Hofer.
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